2. Klasse zur Kasse gebeten
Gegen Ticket-Preiserhöhung hagelt es Kritik

Die Alliance Swisspass will Ende Jahr die Preise für den ÖV nach oben schrauben – und zwar für die 2. Klasse mehr als für die 1. Klasse. Nun hagelt es Kritik: Weder der Konsumentenschutz noch die Blick-Community haben Verständnis dafür.
Publiziert: 05.04.2023 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2023 um 12:25 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Auch ein Tag nach der Ankündigung ist der Ärger noch nicht verraucht: Die Branchenorganisation Swisspass Alliance will die ÖV-Billette ab Ende Jahr teurer machen. Alleine der Preis für ein Erwachsene-GA soll um 220 Franken, respektive 5,7 Prozent, steigen. Damit würde das GA erstmals über 4000 Franken kosten. Das sorgt für Kritik.

Ein Punkt stört die Fahrgäste ganz besonders: Die Preise in der 1. Klasse steigen um 1,9 Prozent – und damit deutlich weniger als die Ticketpreise in der 2. Klasse mit einer Zunahme von 4,8 Prozent.

«Unter solidarischer Kostensteigerung versteht die Alliance Swisspass vor allem eine Erhöhung der Preise, die von der treusten Kundschaft, den Pendlerinnen und Pendlern, getragen werden soll», bemängelt Sara Stalder (56) von der Stiftung Konsumentenschutz.

Ein GA für Erwachsene soll Ende Jahr über 4000 Franken kosten.
Foto: Zamir Loshi
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Eigentlich sollte der ÖV – unter anderem wegen der Klimaproblematik – attraktiver gemacht werden. Diese Preiserhöhung sieht Stalder deshalb als kontraproduktiv an. Zudem sei der Zeitpunkt wegen der Teuerung «äusserst ungünstig».

Der gemeinnützige Verein Swissrailvolution hält die angekündigten höheren Preise für «einen strategischen Fehler». Zudem sei es unverständlich, dass die Hauptpreiserhöhung auf das Generalabonnement konzentriert sei. Das GA hat während der Pandemie mit einem Fünftel am meisten Kunden verloren.

«Fahre lieber mit dem Auto»

Auch die Blick-Community hat kein Verständnis für die Preiserhöhung. In den Kommentaren hagelt es Kritik: «Offensichtlich will der ÖV gar nicht mehr Fahrgäste.» Ein anderer User beweist gleich, dass die Attraktivität des ÖVs unter der Ankündigung leidet: «Nein danke, fahre lieber mit dem Auto.»

Auch auf Twitter sucht man vergebens nach verständnisvollen Worten. SP-Co-Präsident Cédric Wermuth (37) twittert: «Angesichts der Klimakrise und des Kaufkraftverlustes der Bevölkerung wegen hoher Mieten und explodierender Krankenkassenprämien ist eine Erhöhung der ÖV-Preise grundfalsch.» Auch das linke Kulturzentrum Reitschule Bern kritisiert die geplante Erhöhung der Billett-Preise.

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Swisspass will mehr Leute in 1. Klasse

Helmut Eichhorn, Geschäftsführer der Alliance Swisspass, findet die Preissteigerung gerechtfertigt. «Wir haben das Angebot seit 2016 massiv ausgebaut», sagt er in der «Tagesschau» von SRF vom Dienstagabend.

Die Preise in der 1. Klasse würden weniger stark steigen, um die «Übergangshürden zu reduzieren». Heisst: «Wir möchten Kundinnen und Kunden der 2. Klasse häufiger dazu animieren, auch mal 1. Klasse zu fahren», sagt Eichhorn weiter. Denn da habe es noch etwas mehr Platz. Ob das gelingen kann, ist fragwürdig.

Die Preissteigerungen sind noch nicht definitiv. Zuerst müssen noch die Mitglieder der Alliance Swisspass darüber abstimmen. Ein Entscheid wird bis Ende Juni erwartet. Und auch der Preisüberwacher prüft die Ticketpreis-Erhöhungen noch.

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