«Normale Mitarbeiter werden wie Dreck behandelt»
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Galaxus-Angestellte packen aus:«Mitarbeiter werden wie Dreck behandelt»

30 Angestellte umgekippt
Galaxus-Chef Teuteberg gibt Fehler zu

Ein Artikel im SonntagsBlick über die miesen Arbeitsbedingungen beim grössten Onlinehändler Digitec Galaxus sorgt für grosse Wellen. Nun rechtfertigt sich der Chef – und gesteht Fehler ein.
Publiziert: 19.05.2022 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2022 um 19:38 Uhr
Christian Kolbe

Der SonntagsBlick hat in einem grossen Report über die Arbeitsbedingungen im Logistikzentrum von Digitec Galaxus in Wohlen AG berichtet. Ein halbes Dutzend Mitarbeitende hatte sich an die Zeitung gewendet und teilweise haarsträubende Zustände geschildert. So sei es etwa gerade im Sommer in gewissen Abteilungen so unerträglich heiss, dass regelmässig Leute zusammenklappen würden. Oder das kurzfristig ein zusätzlicher Arbeitstag angesetzt werde, um der Bestellungsflut Herr zu werden.

Nun nimmt Florian Teuteberg (44), der Chef des grössten Schweizer Onlinehändlers, auf der Homepage zu den Vorwürfen Stellung. Es gehe darum, offenzulegen, was wirklich Sache sei.

Wachstumsschub als Rechtfertigung

Der Titel des Textes lautert: «Ein Blick hinter einen einseitigen Bericht über unsere Logistik». Dabei räumt Teuteberg auch eigene Versäumnisse ein: «Ich bin mir bewusst, dass auch in unserem Logistikzentrum in Wohlen nicht immer alles top läuft.» Und schiebt dafür eine Rechtfertigung hinterher: «Gerade in den letzten beiden Jahren haben wir während der Pandemie einen gigantischen Wachstumsschub erlebt.»

«Pakete packen, bis die Sanität kommt»: So berichtete der SonntagsBlick über Digitec/Galaxus.
Foto: Screenshot Blick
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Nicht nur die Zahl der Mitarbeiter habe sich verdoppelt, sondern auch die Zahl der Führungskräfte: «Einige Führungskräfte aus sehr unterschiedlichen Unternehmenskulturen und mit unterschiedlichen Erfahrungslevels stiessen zu uns», schreibt Teuteberg. «Und nicht jede(r) war in der Lage, sich im Einklang mit unseren Werten zu verhalten. Deshalb haben wir intensiv mit den neuen Führungskräften gearbeitet, um ihnen unsere Kultur näherzubringen.»

Das sei eine enorme Herausforderung für Mitarbeitenden und den gesamten Betrieb, so der Chef weiter. Und sagt: Dass uns dabei auch der eine oder andere Fehler unterlaufen ist, bestreiten wir gar nicht.»

Nur, so die Meinung von Teuteberg, hätten sich betroffene Mitarbeiter anstatt an die Öffentlichkeit an die zuständigen Stellen beim Onlinehändler wenden sollen: «Traurig macht mich, dass die Zitierten die existierenden internen Feedback-Kanäle nicht als ausreichend empfinden, um ihre Kritik zu äussern.»

Kunden angesprochen

Und ergänzt weiter unten: «Niemand, der Kritik anbringt, allfällige Missstände anspricht oder Verbesserungsvorschläge einbringt, hat Nachteile zu befürchten.»

Dazu gibt es noch eine Charmeoffensive an die Kundschaft. Denn es ist auch offensichtlich, dass der Wunsch der Kunden nach möglichst kurzen Lieferfristen – und tiefen Preisen – mit ein Grund für den Stress der Angestellten ist. «Du als Kundin oder Kunde», spricht Teuteberg die Konsumenten direkt an, «hast ein Recht darauf zu erfahren, wie unsere Arbeitsbedingungen aussehen.»

Und die Kunden kommen ebenfalls zu Wort. Im Sinn der Transparenz hat Galxus die Kommentarspalte im Artikel offen gelassen: «Wieso muss alles immer unbedingt am nächsten Tag ankommen?», schreibt dort ein Kunde. «Mir persönlich als Privatkunde ist es zu 99% ziemlich egal ob die Ware am nächsten Tag, Ende Woche oder erst nächste Woche ankommt.»

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