Das Waldhaus Flims, eines der bekanntesten Luxushotels der Schweiz, steht kurz vor dem Aus. So schreiben die Betreiber einem Blick-Leser und langjährigen Gast: «Wir schreiben Sie an, um Sie darüber zu informieren, dass das Waldhaus Flims Wellness Resort seit einiger Zeit mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat.» Das Mail liegt Blick vor. Auf der einen Seite habe eine deutlich geringere Auslastung und auf der anderen Seite steigende Energie- und Wartungskosten dazu geführt, dass das Waldhaus sich in dieser Lage befindet.
In der Vergangenheit habe das Resort verschiedene Sparmassnahmen ergriffen, um das Tagesgeschäft aufrechtzuerhalten. Ohne Erfolg. «Nun wurde entschieden, dass wir ab 1. August 2023 unsere Restaurants und den Spa vorerst schliessen und wir alle Buchungen ab dem 1. August stornieren müssen.» Ein Knall für die Schweizer Hotellerie. «Diese Entscheidung ist uns sehr schwergefallen, ist aber leider notwendig, um die Liquidität des Unternehmens zu sichern.»
Und: «Wir bedauern es sehr, dass wir Sie als unsere Gäste nicht willkommen heissen können und hoffen sehr, dass wir einen Weg finden werden, das Unternehmen in die richtige Richtung lenken zu können», schreibt der Direktor des 5-Sterne-Haus seinen treuen Kunden.
«Kur- und Seebadanstalt Waldhaus Flims»
Das Wohl von Flims GR und seinem berühmten Hotel Waldhaus sind eng miteinander verbunden. 1869 schon wurde die «Kur- und Seebadanstalt Waldhaus Flims» gegründet. Zwei Churer haben damals von der Gemeinde die Konzession zum Bau einer Kuranstalt bekommen – und so den Grundstein zum modernen Spa-Angebot gelegt, wie es den Gästen seit dem letzten grossen Umbau 2016 auf 3000 Quadratmetern zur Verfügung steht. Rückblickend ein richtig cleverer Coup.
Denn das Waldhaus profitierte um 1900 vom wachsenden Tourismus in den Bergen. Das Hauptgebäude wurde 1877 eröffnet. Weitere Häuser wurden in den Folgejahren errichtet. Sie alle waren stets miteinander verbunden. Über verwunschene Wege, die alle überdacht waren. Oder sogar unterirdisch. Gelegen im grössten Hotelpark der Schweiz mit seinem unverwechselbaren, alten Baumbestand. Gegen Ende der Belle Époque erlebte das Haus seinen ersten Höhepunkt. 2015 ging es pleite.
5000 Franken pro Nacht
Dann kamen die US-Investoren der Beteiligungsgruppe Z Capital Partners. Sie kauften das geschichtsträchtige Anwesen für 40 Millionen Franken. Weitere 40 Millionen steckten sie in eine umfassende Sanierung. Zwischen sechs Restaurants und Bars können die Gäste heute auswählen. Das Doppelzimmer mit Bergblick gibt es ab 600 Franken. Gegen oben sind die Preise offen. Sie klettern bis auf 5000 Franken pro Nacht in der neuen Präsidentensuite.
Ob 2006 auch Moritz Leuenberger (76) in selbiger geschlafen hat, ist nicht überliefert. Hingegen schon, dass die damalige Herbstsession «extra muros» nicht im Bundeshaus zu Bern, sondern in Flims stattgefunden hat. Weil das Parlamentsgebäude in der Hauptstadt damals umfassend saniert wurde.
Ständeratspräsident war begeistert
Dieser «Ausflug» hat offenbar einigen so richtig gefallen. «Die Herbstsession 2006 neigt sich ihrem Ende zu. Ich bin versucht zu sagen: leider! Nicht wegen des wunderbaren Hotels auf dem Flimser Zauberberg, nicht wegen der Wellness-Anlage. Nein, weil wir hier eine perfekte Infrastruktur für intensive parlamentarische Arbeiten zur Verfügung hatten und dies in einer beispielhaft gastfreundlichen Umgebung», sagte Rolf Büttiker (73), damals Ständeratspräsident.
Das Waldhaus hat Fragen von Blick über die Zukunft des Waldhauses bisher noch nicht beantwortet. Etwa, was mit den Angestellten passiert. Oder mit Gästen, die ihren Aufenthalt bereits gebucht und bezahlt haben.