ABB-Roboter dirigiert Verdi-Arie in Pisa
Yumi gibt Bocelli den Takt an

ABB setzt immer mehr auf digitale Produkte. Um zu zeigen, wie gut der Technologie-Konzern darin schon ist, liess er seinen Industrie-Roboter Yumi eine Arie dirigieren. BLICK war exklusiv dabei.
Publiziert: 14.09.2017 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:04 Uhr
ABB entwickelt dirigierenden Roboter
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Musik mit «Yumi»:ABB entwickelt dirigierenden Roboter
Konrad Staehelin

Ein Dirigent bestimmt nicht nur den Takt und gibt die Einsätze. Vielmehr sorgt er für die passende Stimmung: Springt er auf und ab, hört das Publikum dies der Musik an. Es sind Gefühle, die nur ein Mensch in ein Orchester einbringen kann.

Trotzdem hat der Zürcher Technologie-Riese ABB den Dirigenten durch einen Roboter ersetzt. Am Dienstagabend dirigierte die Maschine namens Yumi in Pisa (Italien) mehrere Stücke für ein Philharmonieorchester und den Startenor Andrea Bocelli (58). Bekanntestes Werk: die Arie «La donna è mobile» aus der Oper «Rigoletto» von Giuseppe Verdi (†1901).

Roboter-Fan: Weltstar Andrea Bocelli.
Foto: Giacomo Maestri

«Keine Furcht haben»

Auf Einladung von ABB vor Ort konnte sich BLICK überzeugen: Menschliche Dirigenten müssen Yumi nicht fürchten. Der Roboter dirigiert zwar virtuos. Doch trotz zwei Armen mit je acht Gelenken sind die Bewegungen nicht so rund wie die eines Menschen. Auf und ab springen kann Yumi auch nicht. Er hat keine Beine.

Warum also die ganze Übung? ABB-CEO Ulrich Spiesshofer (53) erklärt: «Wir zeigen mit dieser emotionalen Anwendung, dass der Mensch vor Robotern keine Furcht haben muss.»

Und Weltstar Bocelli sagt, als er BLICK während der Konzertpause exklusiv in seiner Garderobe empfängt: «Gott hat den Menschen geschaffen, der Mensch schafft den Roboter. Das ist ganz natürlich. Roboter werden uns allen sehr nützlich sein. Ich teile die Sorgen über die Digitalisierung überhaupt nicht.»

ABB-CEO Spiesshofer (l.) hört gespannt zu: BLICK-Wirtschaftsredaktor Konrad Staehelin (mit Notizblock) interviewt Bocelli in dessen Garderobe.
Foto: Zvg

Robotik wächst zweistellig

Auch in der Schweiz gibt es Ängste: Fast die Hälfte der Schweizer fürchtet laut dem Informatik-Dachverband ICT Switzerland, dass die Digitalisierung mittelfristig eher Arbeitsplätze zerstören statt schaffen wird.

«Wir müssen die Digitalisierung als grosse Chance sehen und die Menschen mitnehmen», sagt Spiesshofer.

Sein 130'000-Mitarbeiter-Konzern will sich darum vom klassischen Industrieriesen zum digitalen Unternehmen hin verwandeln. Die Robotik-Sparte wächst jährlich im zweistelligen Prozentbereich.

Stolz: ABB-CEO Ulrich Spiesshofer.
Foto: Giacomo Maestri

Die Roboter ersetzen nicht nur Fliessband-Arbeiter, die immer den gleichen Arbeitsschritt durchführen. Yumi schafft es auch, einen Faden zu greifen, ihn durch die Öse einer Nadel zu ziehen und einen Schuh zu nähen.

Macht uns Yumi arbeitslos, Herr Spiesshofer? «Nein. Durch die Digitalisierung werden zwar gewisse Jobs wegfallen. Aber sie wird auch viele neue schaffen. Roboter nehmen uns repetitive und oft gesundheitsschädigende Arbeiten ab. Wir Menschen können uns dann auf das konzentrieren, worin wir gut sind.» So gut der Auftritt Yumis in Pisa auch war: «Gewisse Dinge werden Menschen immer besser können als Maschinen.»

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