Kommt es zur Massenentlassung?
ABB lässt Zukunft der 750 Mitarbeiter in Russland offen

ABB hat auch im zweiten Quartal von einer hohen Nachfrage profitiert. Unter dem Strich verdiente der Industriekonzern unter anderem wegen der Aufgabe der Aktivitäten in Russland und wegen einer Sonderbelastung weniger.
Publiziert: 21.07.2022 um 08:02 Uhr
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Aktualisiert: 21.07.2022 um 10:54 Uhr

Der Auftragseingang stieg um 10 Prozent auf 8,81 Milliarden US-Dollar, wie der der Hersteller von Industrierobotern, Ladestationen für E-Autos oder Automationslösungen am Donnerstag mitteilte. Auf vergleichbarer Basis lag das Plus gar bei 20 Prozent. Das zweite Quartal sei von einer regen Nachfrage geprägt gewesen. So hätten alle Geschäftsbereiche mit beinahe allen Divisionen zweistellige Zuwächse verzeichnet.

Als sehr positiv bezeichnete ABB die Nachfrage aus den Segmenten Maschinenbau, Nahrungs- und Genussmittel, allgemeine Industrien sowie Automobilindustrie wegen der Elektrofahrzeuge.

Rückzug aus Russland

Der Hersteller von Industrierobotern, Ladestationen für E-Autos oder Automationslösungen hat laut eigenen Angaben seit dem Ausbruch des Krieges keine neuen Aufträge mehr in Russland angenommen. Einige wenige bestehende Verpflichtungen mit lokalen Kunden habe man aber im Einklang mit den Sanktionen erfüllt.

Foto: Jens Schlueter

Der Grossteil der russischen Belegschaft von ABB sei bereits seit März dieses Jahres beurlaubt, teilte das Unternehmen mit. ABB beschäftigte in Russland rund 750 Mitarbeitende und betrieb zwei Produktionsstätten im Grossraum Moskau und in Lipezk sowie mehrere Servicezentren. Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht, lässt die ABB offen. «ABB prüft die verschiedenen Optionen für einen Ausstieg in Übereinstimmung mit allen geltenden Gesetzen», sagt ein Konzernsprecher zu Blick.

Möglich wäre ein Verkauf der Einheit oder auch eine Liquidation, die eine Massenentlassung zur Folge hätte. « Das Unternehmen wird die Mitarbeitenden nach besten Kräften bei einer geordneten Abwicklung der Geschäftsaktivitäten unterstützen», so die Antwort des Konzern.

Bis zur Beendigung der Annahme neuer Aufträge durch ABB machte das Russlandgeschäft rund 1 bis 2 Prozent des Jahresumsatzes des Schweizer Konzerns aus.

Umsatz gesunken

Das weggefallene Russland-Geschäft wirkt sich auch auf den Umsatz aus. Dieser lag mit 7,25 Milliarden um 3 Prozent unter dem Vorjahreswert, während auf vergleichbarer Basis ein Plus von 6 Prozent resultierte. Mit 7 Prozent schlugen insbesondere die Währungseffekt negativ zu Buche, ausserdem trugen Portfolioänderungen 2 Prozent zum Umsatzminus bei.

Die Wechselkursänderungen hätten die positiven Auswirkungen der guten Preisentwicklung und moderaten Volumensteigerung mehr als aufgehoben, so ABB.

Aber auch die Lieferengpässe bei Komponenten hatten einen bremsenden Einfluss, wenn auch nicht mehr so stark wie im Quartal davor. Und als weitere Herausforderung für die Belieferung der Kunden bezeichnet das Unternehmen die Lockdowns in China.

Der operative Gewinn (EBITA) legte währungsbereinigt um 9 Prozent auf 1136 Millionen US-Dollar zu, wobei sich die entsprechende Marge um 0,5 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent verbesserte. Die negativen Effekte etwa aus dem Verkauf des hochmargigen Geschäfts von Dodge sowie der Wechselkurseinfluss seien durch die operative Performance ausgeglichen worden, heisst es dazu.

Reingewinn halbiert sich

Der Reingewinn ging dennoch um 50 Prozent auf 379 Millionen zurück. Dieser Rückgang war insbesondere auf Belastungen in Höhe von insgesamt rund 250 Millionen US-Dollar zurückzuführen, die durch den Ausstieg aus einem Altprojekt im Nichtkerngeschäft resultierten. Auch der Entscheid zum Ausstieg aus den Russland-Aktivitäten hat dazu beigetragen, der eine finanzielle Belastung von 57 Millionen Dollar mit sich brachte.

Für das dritte Quartal 2022 stellt ABB ein zweistelliges Wachstum des vergleichbaren Umsatzes und eine Verbesserung der operativen EBITA-Marge gegenüber dem Vorquartal in Aussicht. Die Margenprognose läuft indes unter Ausschluss des positiven Effekts von 60 Basispunkten durch Sondereinflüsse im zweiten Quartal, welche sich durch den Ausstieg aus dem Altprojekt sowie dank dem Verkauf einer Immobilie ergeben haben.

Für das Gesamtjahr 2022 erwartet das Unternehmen weiterhin eine stete Verbesserung der Marge im Hinblick auf das Ziel von mindestens 15 Prozent ab 2023. Helfen werde dabei die positive Marktdynamik sowie der hohe Auftragsbestand. (SDA/smt)

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