Afghanistans Wirtschaft
Nur der Drogenhandel blüht

Die Warenströme zwischen der Schweiz und Afghanistan liegen im einstelligen Millionenbereich. Jeder dritte Exportfranken geht auf Fahrzeuge zurück.
Publiziert: 17.08.2021 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2023 um 11:28 Uhr
Marc Iseli

Afghanistan geht an die Taliban, Menschen flüchten aus dem Land, am Flughafen in Kabul herrschen chaotische Zustände. Das Land steht Kopf. Die Zustände sind alarmierend.

Aus menschlicher Perspektive ist die Situation verheerend. Aus der Perspektive der Schweizer Wirtschaft ist Afghanistan aber kaum erwähnenswert. Der Exportwert aller nach Afghanistan ausgeführten Güter summierte sich im letzten Jahr auf gerade einmal 6,5 Millionen Franken. Im Jahr davor waren es sogar nur 4,5 Millionen Franken. Die Importe liegen seit Jahren sogar unter der Millionengrenze.

Afghanistan spielt für die Schweiz wirtschaftlich keine Rolle. Das tat das Land nie. In den vergangenen 20 Jahren lag der Wert der aus der Schweiz exportierten Güter nur einmal im zweistelligen Millionenbereich. Das war 2012. Der Wert damals: 11,5 Millionen. Rekord. Und doch sehr wenig.

Lastwagen an der Grenze von Afghanistan zu Pakistan: Die Grenze zwischen den beiden Ländern ist 2611 Kilometer lang.
Foto: imago images/Pacific Press Agency
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LKW als wichtigstes Exportgut

Afghanistan spielt aber eine Rolle für die Stabilität in der Region. Pakistan, Afghanistans Nachbar, ist einer der wichtigsten Handelspartner in Zentralasien. Der Exportwert aller nach Pakistan ausgeführten Güter summiert sich auf 367 Millionen Franken. Mehr als 200 Millionen Franken an Ware strömt Jahr für Jahr aus Pakistan in die Schweiz.

Pakistan ist wichtig für die beiden grössten Exportindustrien im Land: Die Uhrenbranche und die Pharma-Industrie. In Afghanistan dagegen ist ein anderes Produkt der Exportschlager: Fahrzeuge. Oder genauer: Lastwagen. Jeder dritte Exportfranken geht auf LKW-Lieferungen zurück.

Diese Zahlen sind aber verschwindend klein, wenn man sie ins Verhältnis setzt zur afghanischen Schattenwirtschaft. Das Land ist eine Grossmacht im internationalen Drogenhandel. Die Taliban finanzieren ihren islamistischen Terror unter anderem mit den Erlösen aus dem illegalen Geschäft mit Opiaten.

Milliarden mit Opiaten

In drei der letzten vier Jahre war die Opiumproduktion in Afghanistan nach Angaben der Vereinten Nationen mit am höchsten. Selbst als die Covid-Pandemie wütete, stieg der Mohnanbau. Im vergangenen Jahr um 37 Prozent, wie das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung im Mai berichtete.

Illegale Drogen gelten als der grösste Wirtschaftszweig des Landes, abgesehen vom Krieg. Der geschätzte Höchststand der Opiumproduktion wurde 2017 mit 9900 Tonnen erreicht. Wert: rund 1,4 Milliarden Dollar. Das sind mehr als sieben Prozent des afghanischen Bruttoinlandsprodukts von 19 Milliarden US-Dollar. 

Berücksichtigt man den Wert der für den Export und den lokalen Konsum bestimmten Drogen sowie die importierten Vorläuferchemikalien, so schätzen die Vereinten Nationen die illegale Opiatwirtschaft des Landes auf 6,6 Milliarden Dollar.

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