Alleinerziehende Mutter (40) legt ihre Finanzen offen
«Ich habe mich selbständig gemacht und viel Geld verdient»

Für die Beobachter-Serie «Die Abrechnung» verraten Leute, was sie verdienen. Unternehmerin Sybille Duc* betreut ihre Tochter oft – doch ihr Ex-Mann muss kaum Alimente bezahlen.
Publiziert: 28.07.2024 um 12:36 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2024 um 19:54 Uhr
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Katrin Reichmuth
Beobachter

Meine Person: Ich bin 40 und gelernte Textilverkäuferin. Nach der Lehre habe ich schnell gemerkt, dass ich die Dinge gerne selbst in die Hand nehme und meine eigene Chefin sein will. So habe ich mich mit 19 selbständig gemacht. Das war zu den Anfangszeiten des Internets. Ich habe einen Onlinehandel aufgebaut und Kleider sowie Accessoires verkauft. Heute habe ich mehrere Mitarbeitende und betreibe neben dem Onlineshop auch eine Beratungsfirma im Bereich Mode. Ich habe seit meiner Lehre immer gearbeitet und konnte dank meinem beruflichen Erfolg viel Geld auf die Seite legen. Mein Ex-Mann und ich haben uns vor drei Jahren scheiden lassen. Unter der Woche und jedes zweite Wochenende ist unsere Tochter bei mir. Jedes zweite Wochenende und einzelne Tage dazwischen schaut er auf sie. Wir haben das sehr flexibel und freundschaftlich gelöst, was viel Ärger erspart. Zusammen mit meiner Tochter (10) und unserem Hund wohne ich in der Nähe von Biel.

Wie wir die Kinderbetreuung aufteilen: Nach der Geburt meiner Tochter reduzierte ich mein Arbeitspensum auf 40 bis 60 Prozent. Sobald sie in den Kindergarten kam, erhöhte ich es wieder. Als mein eigener Chef kann ich mir meine Arbeit selbst einteilen. Das heisst: Ich plane meine Termine so gut es geht um den Stundenplan meiner Tochter herum. Das geht natürlich nicht immer auf. Dann springt der Vater oder die restliche Familie ein. Wenn ich Terminkollisionen habe oder ich mit einem Auftrag im Endspurt bin, nehme ich meine Tochter auch einfach mal zur Arbeit mit. Sie ist gern bei mir und fühlt sich wohl, wenn etwas läuft.

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Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen unterschiedliche Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus? Zum Beispiel Unternehmerin Sybille Duc, die in Wirklichkeit anders heisst. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Einnahmen: Ich bin von meiner Firma in einem 100-Prozent-Pensum angestellt und zahle mir jeden Monat 8680 Franken netto aus. Dazu kommen 750 Franken Kinderunterhalt von meinem Ex-Mann. Damit bezahle ich zum Beispiel das monatliche Taschengeld meiner Tochter von 30 Franken und die Ausgaben für ihr Essen. Für mich muss mein Ex-Mann nichts zahlen, weil ich genug verdiene und für meinen Unterhalt selbst aufkommen kann. Insgesamt habe ich also 9430 Franken pro Monat zur Verfügung. Der Lohn war auch schon höher, aber die Wirtschaftslage nach Corona hat mich zu diesem Schritt bewegt.

Wohnen: Ein paar Monate nach der Trennung hatte ich das Glück, in unserem Dorf ein renovationsbedürftiges Einfamilienhaus aus den 50er-Jahren zu kaufen. Es kostete 770’000 Franken. Weil ich das Haus alleine finanzieren wollte und dazu noch «Alleinverdienende» bin, musste ich enorm viel Eigenkapital aufbringen. Das Geld dafür nahm ich aus meinem Ersparten und aus der Säule 3b. Seit drei Jahren wohnen wir nun in unserem Haus. Der monatliche Hypothekarzins beträgt 920 Franken. Dazu kommen monatlich Kosten für Strom, Wasser, Serafe-Gebühren und andere Nebenkosten inklusive sämtlicher Versicherungsprämien. Den genauen Betrag weiss ich nicht, aber ich lege jeden Monat 850 Franken auf mein Hauskonto. Davon bezahlte ich die laufenden Kosten, und es bleibt immer noch ein Betrag übrig für künftige Investitionen ins Haus. Des Weiteren besitze ich mit meinem Ex-Mann zusammen eine Ferienwohnung in den Bergen. Wir haben die Wohnung vor einigen Jahren gemeinsam gekauft. Jeder zahlt dafür pro Monat 650 Franken auf ein separates Konto. Alles in allem gebe ich fürs Wohnen jeden Monat also 2420 Franken aus.

Foto: Beobachter

Zusätzliche Kinderkosten: Die Kinderalimente von 750 Franken decken nicht alle monatlichen Kinderkosten. Das Geld für zusätzliche Auslagen wie Hobbys, Coiffeur, Kleidung und Ähnliches nehme ich von einem separaten Kinderkonto. Mein Ex-Mann und ich zahlen je 200 Franken pro Monat darauf ein.

Telefon, Internet und Abos: Ich bezahle monatlich 100 Franken für Handy, Festnetz und Internet.

Gesundheit: Die Grund- und die Zusatzversicherung kosten mich 332 Franken. Ich habe die höchstmögliche Franchise. Zum Glück bin ich sehr gesund und musste die letzten Jahre nur maximal einmal pro Jahr zum Arzt. Einmal jährlich lasse ich meine Zähne professionell reinigen; für 150 Franken. Zusätzlich gehe ich einmal pro Monat in die Massage. Meine Zusatzversicherung übernimmt den grössten Teil. Ich zahle pro Behandlung 20 Franken. Meine Gesundheitsausgaben belaufen sich also auf 365 Franken im Monat.

Mobilität: Am meisten und allerliebsten bin ich mit dem Auto unterwegs. Gekauft habe ich es über meine Firma, über sie laufen auch Unterhalt, Versicherung und Benzin. Ich habe für den öffentlichen Verkehr ein Halbtax-Abo (170 Franken pro Jahr). Das brauche ich so fünfmal pro Jahr. Meistens für den Weg zum Flughafen und wieder zurück. Das macht pro Hin- und Rückfahrt knapp 60 Franken.

Haushalt inklusive auswärts Essen und Kleider: Ich überweise jeden Monat 2000 Franken auf mein Haushaltskonto. So habe ich meine Ausgaben für Essen, Kleider und was sonst noch so im täglichen Leben anfällt unter Kontrolle. Montags versuche ich, jeweils für die ganze Woche einzukaufen. Ich komme im Schnitt auf 200 Franken pro Einkauf. Ich kaufe viel Gemüse, wenig Fleisch (meine Tochter mag es nicht besonders), Putz- und Waschmittel und alles andere, was man so braucht. Mit dem Haushaltsgeld bezahle ich auch meinen Coiffeur – zweimal pro Jahr jeweils 200 Franken – und den monatlichen «Gottibatzen» von je 20 Franken für meine zwei Patenkinder. Für Kleider, Schuhe und so gebe ich nicht viel Geld aus, respektive ich kann das aus meinem eigenen Onlineshop günstig beziehen; ich würde sagen, ungefähr 200 Franken pro Monat. Ich versuche, mein Haushaltsbudget einzuhalten. Natürlich kann es vorkommen, dass ich es mal überziehe. Zum Beispiel, weil ich mir ein schönes Kleid für eine Hochzeit kaufen möchte. Das gleiche ich dann über mein Sparkonto aus. Im Schnitt essen meine Tochter und ich zwei- bis dreimal pro Woche auswärts. Am Mittag gehen wir ein- bis zweimal in ein Restaurant. Das ist mit Job und Schule weniger stressig als vorkochen und Küche aufräumen. Quasi ein Geschenk an mich, damit ich weniger zusätzliche Arbeit habe. Am Abend bestellen wir dann eine Pizza oder gehen Sushi essen. Für mich macht das ungefähr 100 Franken pro Woche. Auch ein Restaurantbesuch mit einer Freundin oder meinem Freund liegt gut im Budget.

Freizeit und Ferien: In meinem Job bin ich oft unterwegs. Viel freie Zeit bleibt mir nicht. Ich versuche jedoch, zweimal wöchentlich ins Fitnessstudio zu gehen. Das Abo kostet 590 Franken. Davon übernimmt meine Zusatzversicherung 300 Franken. Unsere freie Zeit verbringen meine Tochter und ich gerne in der Natur, bei uns zu Hause im Garten, oder wir basteln was zusammen. Wir gehen jedes Jahr drei bis vier Wochen in die Ferien. Meistens fliegen wir irgendwo hin und erkunden das Land. Letztes Jahr waren wir beispielsweise in Australien. Hinzu kommt jeweils ein Städtetrip im Herbst. Letztes Jahr war es Amsterdam und das Jahr davor London. Für Ferien und Ausflüge lege ich jeden Monat 1500 Franken auf die Seite.

Altersvorsorge: Ich zahle schon seit 20 Jahren den Maximalbetrag in die Säule 3a ein, inzwischen 7056 Franken. Einen grossen Teil davon habe ich vor drei Jahren für den Hauskauf rausgenommen. Zusätzlich spare ich seit ein paar Jahren über die Säule 3b (Fondssparplan). Dort zahle ich monatlich 500 Franken ein. So spare ich fürs Alter und habe zusätzlich die Möglichkeit, das angelegte Gelder wenn nötig auch für die Rückzahlung der Hypothek zu verwenden.

Steuern: Letztes Jahr habe ich knapp 18’000 Franken bezahlt. Ich zahle deshalb jeden Monat 1500 Franken auf mein Steuerkonto.

Spenden: Das variiert von Jahr zu Jahr. Wichtig ist mir, dass ich weiss, wohin das Geld fliesst. Dieses Jahr habe ich beispielsweise 1000 Franken für ein Recycling-Projekt in Afrika gespendet. Auch sonst schaue ich, dass ich etwas zurückgeben kann – egal, ob mit Kleiderspenden oder sonstigen Hilfeleistungen an Personen, die es nötig haben.

Sparen: Je nachdem, wie das Geschäftsjahr verlief, kann ich mir einen Bonus auszahlen. Auf meinem Sparkonto habe ich zurzeit 100’000 Franken. Mir ist Sparen sehr wichtig, weshalb ich wirklich versuche, mich an mein eigenes Budget zu halten.

Der grösste Luxus, den ich mir je geleistet habe: Meine Tochter. Sie benötigt Zeit, Energie und Liebe – die wichtigsten Güter sind alle unbezahlbar. Aber die Frage bezieht sich ja auf Geld. Deshalb: Mein Haus und eine dreiwöchige Reise durch Australien mit meiner Tochter. Für Letzteres habe ich 16’000 Franken ausgegeben. Die bisher teuersten Ferien. Für mich bedeutet Luxus vor allem, dass ich beim Einkaufen nicht aufs Geld schauen muss. Ich bin anders aufgewachsen. In jungen Jahren waren mir Luxusaccessoires wie teure Autos, Taschen und Kleider wirklich sehr wichtig. Dort wollte ich zeigen, dass ich etwas erreicht habe. Inzwischen sind mir andere Werte wie genug Zeit, Freunde und Gesundheit viel wichtiger. Ich gebe Geld dort aus, wo ich einen Mehrwert für mich und mein Umfeld sehe. Das ist gegen aussen nicht immer luxuriös, aber mir reicht zu wissen, dass ich es mir leisten könnte.

So fühle ich mich: Ich finde, uns geht es sehr gut. Wir müssen auf nichts verzichten und können uns schöne Ferien und Ausflüge leisten, ohne uns dabei gross Gedanken über das Geld machen zu müssen. Manchmal sehe ich bei anderen geschiedenen Müttern, wie viel Geld sie von ihren Ex-Männern für sich selbst und die Kinder kriegen. Dann mache ich mir schon meine Gedanken. Aber ich habe genug und brauche nicht mehr. Ich bin stolz auf das, was ich selbst erreicht habe. Zudem ist mir der Frieden im Alltag wesentlich wichtiger, als mehr Geld zu bekommen.

*Name geändert

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth

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