93 von 100 Zügen in der Schweiz sind pünktlich. Das ist den SBB noch nicht genug: Als neue Massnahme sehen die Lokführerinnen und Lokführer seit diesem April während der Fahrt sekundengenau, ob sie rechtzeitig unterwegs sind. Dies soll ihnen ermöglichen, auf unerwartete Bedingungen zu reagieren, teilt die SBB mit.
Sorge etwa Regen auf den Schienen für eine langsamere Beschleunigung, sei so eine rasche Korrektur möglich. Auch auf zu lange Passagierumstiege oder technische Störungen könne so besser reagiert werden. Zudem sinke der Stromverbrauch.
System für optimales Fahrverhalten
Schon jetzt zeigt sich der Zugverkehr in der Schweiz sparsam: Obwohl im Vergleich zu 2010 15 Prozent mehr Züge verkehren, benötige das Streckennetz heute vier Prozent weniger Energie als damals.
Grund dafür sei gemäss SBB effizienteres Rollmaterial sowie ein technisches System, das für jede Fahrt das optimale Fahrverhalten berechnet. Bereits 2015 wurde die erste Massnahme umgesetzt: Dank der sogenannten adaptiven Lenkung reiten die Züge seither im Idealfall auf einer «grünen Welle». So werden unnötige Stopps und Wiederanfahrten vermieden.
Vor drei Jahren wurden zudem die verfügbaren Informationen betriebsübergreifend harmonisiert. Die sekundengenaue Pünktlichkeitsanzeige sei nun eine zusätzliche Erweiterung des Systems.
Je pünktlicher, desto sparsamer
Die Entwicklung der neuen Anzeige kostete rund 400'000 Franken. Die Investition werde jedoch bereits innerhalb von sechs Monaten durch Energieeinsparungen wettgemacht, teilen die SBB mit.
Für umfassende Auswertungen sei es aber noch zu früh. Erste Messungen zeigen jedoch einen klaren Trend hin zu höherer Pünktlichkeit. Und je pünktlicher die Züge fahren, desto weniger Energie würden sie brauchen.
Im vergangenen Jahr kamen laut Messungen der SBB 92,5 Prozent der Personenzüge mit weniger als drei Minuten Verspätung am Zielbahnhof an. Nur 2020, während der Pandemie, war der Zugverkehr noch pünktlicher. Damals verkehrten jedoch aufgrund der Corona-Massnahmen deutlich weniger Fahrgäste.