«Im Februar kommt die zweite Abbauwelle»
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Jobexperte Scheiwiller warnt:«Im Februar kommt die zweite Abbauwelle»

Arbeitsmarkt-Experte Pascal Scheiwiller (47) warnt
«Im Februar kommt die zweite Abbauwelle»

Corona hat vieles auf den Kopf gestellt: So auch den Arbeitsmarkt. Noch ist dieser in der Schweiz erstaunlich robust. Doch nun droht eine zweite Abbauwelle glaubt Pascal Scheiwiller.
Publiziert: 13.01.2021 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2021 um 17:28 Uhr
Christian Kolbe

Die Corona-Pandemie hat bereits 2020 tiefe Spuren im Schweizer Arbeitsmarkt hinterlassen. Und die Spuren werden in diesem Jahr noch viel tiefer werden. Das sagt einer, der den Arbeitsmarkt in- und auswendig kennt: Pascal Scheiwiller (47), Chef der Outplacememt-Spezialistin Rundstedt. Sein Job: Leute ohne Job möglichst rasch wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Dabei hat Scheiwiller 2020 einige Veränderungen beobachtet. Corona habe vieles auf den Kopf gestellt, was bis anhin auf diesem Markt gegolten hat: «Es gab in bestimmten Branchen deutlich mehr Massenentlassungen», sagt der Job-Spezialist im Gespräch mit Blick TV. «Es dauert auch länger als in früheren Jahren bis jemand ohne Job wieder einen neuen findet.»

Obwohl im letzten Jahr so viele Firmen wie noch nie gegründet wurden, wagen die wenigsten der Kunden von Scheiwiller den Sprung in die Selbständigkeit. «Viele sind nach der Kündigung in der Defensive. Es fehlt ihnen der Mut, den grossen Schritt vom Angestellten in die unternehmerische Freiheit zu wagen.»

Corona hat den Arbeitsmarkt auf den Kopf gestellt, ...
Foto: Getty Images/Westend61
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Massenentlassungen wegen Corona

Kam es in früheren Jahren zu Kündigungen, dann meist deshalb, weil Firmen sich neu erfinden mussten, ihr Geschäft neu aufgestellt haben. Wegen Corona ging es 2020 vor allem um Massenentlassungen und Abbau von Kosten. «Auch wenn bei einigen Unternehmen die Pandemie wahrscheinlich nur als Rechtfertigung benutzt wurde», vermutet Scheiwiller. Die betroffenen Branchen liegen auf der Hand: Der Handel im weitesten Sinne, vor allem auch die Luxusgüterbranche mit der Uhrenindustrie. Auch in der Reise- und Unterhaltungsbranche gingen viele Jobs verloren.

Die erste Abbauwelle ist durch, doch schon droht die nächste: «Im Moment gibt es auf dem Arbeitsmarkt eine Art Weihnachtsfrieden. Doch im Februar kommt die zweite Abbauwelle.» Dabei treffe es dann auch die Exportindustrie. Der Grund: Viele Firmen haben aus Angst vor Corona und aufgrund mangelnder Planungssicherheit sehr vorsichtig budgetiert. Das heisst: Nun müssen die Sparpläne auch umgesetzt, Jobs gestrichen werden.

Das Netzwerk nützen

Die Firmen sind nicht nur bei den Budgets vorsichtig, auch die notwendige Besetzung vakanter Stellen wird auf die lange Bank geschoben. «Die Suchdauer hat bei allen Altersgruppen markant zugenommen. Der Grund liegt aber nicht am aktuell guten Stellenmarkt, sondern an den längeren Einstellungsprozessen», so Scheiwiller. Das hat etwa auch damit zu tun, dass Bewerbungsgespräche in Zeiten von Homeoffice komplizierter geworden sind.

Die gute Nachricht: Wer seinen Job wegen Corona verloren hat, hat durchaus Chancen, eine neue Stelle zu finden. Denn es gebe auch viele offene Stellen. Allerdings braucht es für eine Anstellung in Zeiten von Corona oft mehr Geduld. Und ein grosses Netzwerk: Denn viele Firmen konnten offiziell vakante Stellen nicht ausschreiben, hatten einen Einstellungsstopp.

Das heisst, Jobs gingen unter der Hand weg, der sogenannte verdeckte Arbeitsmarkt hat wegen Corona wieder stark an Bedeutung gewonnen. «Es wurden wieder vermehrt Stellen über persönliche Netzwerke und informelle Kontakte gefunden», umreisst Scheiwiller einen Trend des Outplacement-Jahres 2020.

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