Schweiz baute an Rakete mit
Ariane 6 ist erfolgreich abgehoben

Am Dienstagabend ist die Trägerrakete Ariane 6 zum Jungfernflug abgehoben. In ihr stecken die Hoffnungen Europas, wieder Zugang zum Weltraum zu haben. Die Schweiz ist entscheidend mitbeteiligt.
Publiziert: 09.07.2024 um 19:45 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2024 um 21:22 Uhr
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 ist erstmals ins All gestartet. Die Rakete hob gegen 21.00Uhr (MESZ) vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana ab. Europas Raumfahrt will mit dem Start die Krise seines Trägerraketensektors hinter sich lassen und wieder einen eigenen Zugang zum Weltraum für Satelliten herstellen.

Die Ariane 6 ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die von 1996 bis Sommer 2023 im Einsatz war. Sie soll Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern und ist deutlich günstiger als ihre Vorgängerin.

Die europäische Weltraumorganisation ESA spricht von einem «grossen Moment für Europa». Der Jungfernflug weckt viele Hoffnungen – und soll den alten Kontinent aus der tiefen Krise im Trägerraketensektor führen. Am 6. Juli 2023 hob die Vorgängerrakete Ariane 5 ein letztes Mal in den Weltraum ab. Seither hat Europa keine eigene Rakete mehr, um grössere Satelliten ins All zu bringen. Der Kontinent verlor also vor einem Jahr seine Unabhängigkeit beim Zugang zum Weltraum – eine strategische und industriepolitische Tragödie. Ariane 6 soll Europa aus dieser misslichen Lage befreien.

Die europäische Rakete Ariane 6 ist abgehoben!
Foto: X / European Space Agency
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Auch die Schweiz macht mit

Ein unabhängiger Zugang zum Weltraum ist auch Teil der Schweizer Weltraumpolitik, wie Renato Krpoun, Leiter der Abteilung Raumfahrt des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Die Schweiz ist eines vor 13 Ländern, die beim Ariane-Programm mitmachen. «Der Zugang zum Weltraum ist sehr wichtig geworden», sagte Krpoun. «Wir nutzen Infrastruktur im Weltraum täglich für Navigationssysteme, für Zeitsignale und für Wettervorhersagen.»

Auch die Rakete ist zum Teil «Made in Switzerland». Die Firma Beyond-Gravity, die Raumfahrt-Division der Ruag, steuerte die Nutzlastverkleidung bei, die die Ladung der Rakete während des Starts und beim Durchdringen der Erdatmosphäre schützt. Von APCO Technologies mit Sitz in Aigle VD stammen die Befestigung und die Kappe der Booster, die Ariane 6 beim Start zusätzlichen Schub verleihen.

Erster Start sollte schon 2020 erfolgen

Das gesamte Projekt kostet die involvierten Länder rund 4 Milliarden Euro. Die Schweiz übernimmt 2,4 Prozent der Kosten – also knapp 100 Millionen Euro. Teurer geworden ist das ganze Programm, weil es zu jahrelangen Verzögerungen gekommen ist. Denn eigentlich hätte Ariane 6 bereits vor vier Jahren das erste Mal ins All aufbrechen sollen. Doch dann kam die Pandemie – und mit ihr ein Startverzug wegen hohen Kosten und Lieferschwierigkeiten in der Raketenproduktion.

Josef Aschbacher (62), Chef der Raumfahrtbehörde ESA, ist trotzdem überzeugt, dass die Rakete den aktuellen Herausforderungen entspricht. Und Esa-Weltraumdirektor Toni Tolker-Nielsen gibt sich vor dem Erststart optimistisch: «Ich bin zu 96 Prozent zuversichtlich und zu 4 Prozent zutiefst verängstigt. Wir haben alles getan, was getan werden musste. Jetzt müssen wir starten.»

Mit Agenturmaterial von Keystone-SDA. 

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