Auf 8 Punkte kommt es an
So gelingt die berufliche Auszeit im Ausland

Fast die Hälfte aller Arbeitnehmer tun es einmal im Leben: Sie verwirklichen ihren Traum und nehmen sich eine Auszeit im Ausland. Damit diese wirklich traumhaft wird, braucht es einige Vorarbeit – vor allem in Sachen Versicherungen.
Publiziert: 01.12.2023 um 12:01 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2024 um 09:00 Uhr
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Nicole Müller
Beobachter

In Neuseeland Schafe zählen, auf einer Schweizer Alp käsen oder beim Yoga in Indien seine Kundalini erwecken – egal, was das Traumprogramm ist, eine berufliche Auszeit will gut vorbereitet sein. Der erste Schritt ist, dass die Chefin damit einverstanden ist. Nicht alle Arbeitgeber sind begeistert von solchen Ideen; verbreitet ist die Angst, dass die fleissigen Angestellten merken, dass sie lieber etwas anderes mit ihrem Leben anfangen wollen, und schliesslich kündigen.

Doch immer mehr Firmen sehen die Vorteile eines Time-outs: erholte Angestellte, die neue Ideen und Elan zur Arbeit zurückbringen. Man sollte dazu gemeinsam die wichtigsten Punkte schriftlich festhalten: Von wann bis wann ist man weg, wie viel der Zeit gilt als Ferien, wie viele Überstunden werden kompensiert, und welcher Anteil ist unbezahlt?

Sobald das erledigt ist, kommt der kompliziertere Teil: die Versicherungen.

Weltwunder bestaunen statt im Büro zu sitzen: Eine berufliche Auszeit kann den Horizont erweitern.
Foto: Getty Images/Perspectives
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Unfallversicherung

Wer angestellt ist und mehr als acht Stunden wöchentlich arbeitet, ist automatisch gegen Nichtberufsunfälle versichert. Bei einer Auszeit läuft die Deckung 31 Tage weiter. Für maximal sechs weitere Monate kann man eine sogenannte Abredeversicherung abschliessen. Für etwa 45 Franken, je nach Versicherung. Damit sind Lohnausfall- und Heilungskosten versichert. Das ist bei der Unfallversicherung via Krankenkasse anders: Sie ist zwar günstiger, übernimmt aber nur die Heilungskosten und keinen Lohnausfall. Zudem werden Selbstbehalt und Franchise fällig.

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Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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2

Krankentaggeld

Viele Firmen haben eine Krankentaggeldversicherung für die Angestellten abgeschlossen, obwohl das in der Schweiz nicht obligatorisch ist. Man kann bei der Personalabteilung oder direkt bei der Versicherung fragen, welche Regelungen bei einem unbezahlten Urlaub gelten. Einige decken die Auszeit automatisch mit, andere bieten eine Nachdeckung, wieder andere stellen den Schutz ein. Dann kann man sich privat absichern – das ist aber in der Regel relativ teuer.

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Pensionskasse

Wenn man nicht mehr arbeiten kann, zahlt der Risikoteil der Pensionskasse Invalidenleistungen, zusätzlich zu einer IV-Rente. Das ist entscheidend – denn die IV-Rente reicht kaum zum Leben. Sie beträgt aktuell maximal 2450 Franken monatlich.

Arbeitnehmer sind für einen Monat nach Beginn der Auszeit gegen Tod und Invalidität versichert – so lautet die gesetzliche Mindestanforderung. Die meisten Pensionskassen bieten aber bessere Lösungen an. Welche Versicherungsmöglichkeiten es während eines Sabbaticals bei der Pensionskasse gibt, hängt vom jeweiligen Reglement ab. Am besten erkundigt man sich bei der Kasse oder bei der Personalabteilung der Firma.

4

AHV

Wer weniger als neun Monate im Jahr oder weniger als 50 Prozent der üblichen Arbeitszeit arbeitet, meldet sich am besten bei der AHV-Zweigstelle der Gemeinde. Dann vergleicht die Ausgleichskasse, ob die Beiträge aus der verbleibenden Erwerbstätigkeit mindestens die Hälfte der Beiträge ausmachen, die man als Nichterwerbstätige zahlen müsste. Wenn es weniger ist oder wenn die jährlichen Beiträge inklusive Arbeitgeberbeiträgen niedriger als 514 Franken sind (entspricht einem Bruttojahreseinkommen von 4851 Franken), muss man Beiträge wie Nichterwerbstätige leisten.

zVg
Kompakter Ratgeber für mehr Klarheit

Versicherungen abschliessen, Wohnung untervermieten, im Notfall abgesichert sein, die Familie berücksichtigen: Ein längerer Aufenthalt im Ausland will gut vorbereitet sein. Der neue Ratgeber «Auszeit. Länger im Ausland – so gelingts» aus der Beobachter Edition bietet einen kompakten Überblick über alle wichtigen Punkte. Das Buch im praktischen Pocket-Format ist für 24 Franken erhältlich.

zVg

Versicherungen abschliessen, Wohnung untervermieten, im Notfall abgesichert sein, die Familie berücksichtigen: Ein längerer Aufenthalt im Ausland will gut vorbereitet sein. Der neue Ratgeber «Auszeit. Länger im Ausland – so gelingts» aus der Beobachter Edition bietet einen kompakten Überblick über alle wichtigen Punkte. Das Buch im praktischen Pocket-Format ist für 24 Franken erhältlich.

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Krankenkasse

Sofern man im Ausland keinen neuen Wohnsitz begründet, bleibt man bei der Krankenkasse versichert. Und zwar unabhängig davon, ob man sich in der Schweiz abmeldet oder nicht. Damit ist man in den EU- und Efta-Ländern zu den gleichen Leistungen versichert wie die dortigen Einwohner. Wichtig: die Versicherungskarte einpacken – auf der Rückseite befindet sich die Europäische Krankenversicherungskarte.

Ausserhalb der EU/Efta zahlt die Grundversicherung maximal den doppelten Betrag dessen, was dieselbe Behandlung in der Schweiz kosten würde. In Hochpreisländern wie etwa den USA, Kanada, Japan oder Australien reicht das nicht; die Kosten können deutlich höher sein als in der Schweiz. Hier sollte man unbedingt eine Zusatzversicherung bei der Krankenkasse abschliessen.

In EU- und Efta-Ländern sind Schweizer zu den gleichen Bedingungen versichert wie dortige lokale Einwohner. Um die Leistungen zu erhalten, reicht es, die Schweizer Krankenkassenkarte vorzuweisen.
Foto: Keystone
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Reiseversicherung

Wenn man ins Ausland verreist, kann sich eine Jahresreiseversicherung lohnen. Sie besteht aus einer Reiseassistance- und einer Annullierungskostenversicherung.

Die Reiseassistance ergänzt die Deckung von Krankenkasse und Unfallversicherung etwa bei Rettungs-, Reise- und Transportkosten. Denn über die Unfallversicherung des Arbeitgebers sind nur maximal 29’640 Franken gedeckt. Und die Grundversicherung der Krankenkasse übernimmt für medizinische Transporte und Rettungen lediglich 50 Prozent bis zu einem jährlichen Maximalbetrag von 500 Franken, und das nur in der Schweiz.

Die Annullierungskostenversicherung zahlt, wenn man selbst oder eine nahestehende Person erkrankt oder verunfallt. Oder wenn man zu Hause sein muss, weil eingebrochen wurde oder es einen Elementarschaden gab. Die Details stehen in den allgemeinen Versicherungsbedingungen.

Ein Notfalltransport im Ausland kann schnell teuer werden. Eine Reiseversicherung lohnt sich, um allfällige Mehrkosten zu decken.
Foto: BAA_2013_08_13
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Arbeitslosenversicherung

Die Arbeitslosenversicherung kann man während des unbezahlten Urlaubs nicht selber weiterbezahlen. Trotzdem kann es sein, dass man auch nach einer längeren Auszeit noch anspruchsberechtigt ist. Massgebend ist, ob man zum Zeitpunkt der Anmeldung beim RAV während der letzten 24 Monate mindestens 12 Monate in der Schweiz gearbeitet hat.

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Privathaftpflichtversicherung

Diese Versicherung lohnt sich immer – ob man zu Hause bleibt oder verreist. Sie zahlt zum Beispiel, wenn man ein Loch in den Hotelteppich gemacht oder mit dem Velo jemanden touchiert hat. Die private Haftpflichtversicherung gilt in der Regel weltweit.

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