Bankenwelt steht kopf
Die Kleinen sind die Besten

Raiffeisen, Migros-Bank, Kantonalbank – welches ist die beste Bank der Schweiz? Die Antwort ist eine ganz andere, als viele vermuten würden.
Publiziert: 19.11.2016 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:40 Uhr
Gemäss Hochschule Luzern die beste Bank der Schweiz: Die Berner Lokalbank EEK.
Foto: ZVG
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Guido Schätti

Experten und Berater predigen es seit Jahren: Kleine Banken werden auf Dauer nicht überleben. Zu tief seien ihre Erträge, um die stetig steigenden Kosten zur Einhaltung aller Vorschriften zu decken. Deshalb, so die Prognose, würden sie bald verschwinden oder ihr Heil in Fusionen suchen. 

Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern liess sich davon nicht beirren. Die Professoren Andreas Dietrich und Christoph Lengwiler untersuchten anhand von zehn Kriterien, welche Schweizer Retailbanken am rentabelsten und sichersten sind. Das überraschende Ergebnis: Die kleinen Banken sind die besten. 

Kantonalbanken schlagen sich hervorragend

Gewonnen hat die Bank EEK AG, ein Institut mit 36 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von 1,3 Milliarden Franken. Die Berner Lokalbank hat ein hervorragendes Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen und kaum gefährdete Kredite in ihren Büchern. Die zweitklassierte Ersparniskasse Affoltern i. E. beschäftigt sogar nur sechs Mitarbeiter und hat eine Bilanzsumme von weniger als 250 Millionen Franken. Bei fünf der zehn untersuchten Kriterien liegt die Emmentaler Regionalbank ganz vorne.

Auch die Kantonalbanken schneiden hervorragend ab. Mit der Schwyzer, Bündner, Appenzeller und Waadtländer Kantonalbank schaffen es vier von ihnen in die Top 10. Die Kantonalbanken sind vor allem bei der Profitabilität top. Immerhin unter die besten 20 Banken schafft es die Migros-Bank.

Die Kleinen sind auch am sichersten

Das Ergebnis widerspreche den «Einschätzungen, dass kleine Banken am Markt nur noch wenig Chancen hätten», schreiben die Studienautoren. Die Kleinstbanken können sich vor allem bei der Zinsmarge deutlich von der Konkurrenz abheben.

Dies geht nicht etwa zulasten der Sicherheit: Auch bei Eigenmittelausstattung und Liquidität belegen die Minibanken Spitzenwerte. «Interessant dabei ist insbesondere, dass hohe Liquidität und viel Eigenkapital bei diesen Banken nicht zu einer tieferen Profitabilität führen, wie man das gemäss Lehrbuch möglicherweise erwarten könnte», steht in der Studie.

Die schlechten Banken bleiben geheim

Und welche der 91 untersuchten Banken sind am schlechtesten? Das geben die Forscher nicht bekannt. Denn sonst liefern ihnen die Institute die Daten nicht mehr. Und die Kunden würden wohl Reissaus nehmen – und die Banken noch stärker in Schieflage bringen.

Nicht untersucht wurden die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie spezialisierte Vermögensverwalter wie die Bank Bär. Ihre Geschäftsmodelle sind grundlegend anders.

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