Impfung ist keine Vollkasko-Versicherung
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Begrenzt, knapp, Nebenwirkung:Impfung hält nicht ewig

Begrenzte Wirkung, knappes Angebot, Nebenwirkungen
Impfung ist keine Vollkasko-Versicherung

Alle warten auf den langersehnten Corona-Impfstoff. Doch ist er wirklich das Allheilmittel gegen die Pandemie? Wird er uns in eine Normalität, wie wir sie vor Corona kannten, zurückbringen?
Publiziert: 13.11.2020 um 07:50 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2020 um 08:54 Uhr
Franziska Scheven

Selbst die Konkurrenz ist euphorisch. Der Corona-Impfstoffkandidat der Unternehmen Biontech und Pfizer verspricht eine 90-prozentige Wirksamkeit. Die Technologie und der Fortschritt seien ein «Durchbruch», lobt Roche-Chef Severin Schwan (52).

Die Vakzine soll endlich den Weg zurück in eine Normalität ebnen, wie wir sie vor Corona kannten. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen, wo wir im Kampf gegen das Virus stehen.

Gibt der Impfstoff einen Komplettschutz gegen Corona?
Nein. Der Impfstoff schütze die geimpfte Person lediglich vor einem schweren Krankheitsverlauf nach der Ansteckung. Das glaubt Christian Münz (51), Virologe an der Universität Zürich. «Wahrscheinlich werden wir trotz Impfung die Schutzmassnahmen für eine Übergangsphase aufrechterhalten müssen», sagt er zu BLICK.

Der Impfstoff schütze lediglich vor einem schweren Krankheitsverlauf nach der Ansteckung. Das glaubt Christian Münz (51), Virologe an der Universität Zürich.
Foto: Franziska Scheven
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Wie lange hält der Impfschutz?
Bei dem derzeit vielversprechendsten Impfkandidaten von Biontech und Pfizer, einem mRNA-Impfstoff, brauche man regelmässig sogenannte Booster, um die Wirkung aufzufrischen, erklärt Münz. Darunter versteht man in der Immunologie eine Wiederholung der Impfung, um die Bildung der Antikörper im Patienten zu verstärken.

Ab wann kann geimpft werden?
Optimisten wie Virologe Münz rechnen mit einem Start der Impfungen in der Schweiz bereits in den ersten sechs Monaten nächsten Jahres. «Ich bin zuversichtlich, dass die Tests ausreichend sind und es nach der Markteinführung zu keinen unerwarteten Überraschungen kommen wird», sagt der Virologe.

Kann es zu unerwarteten Nebenwirkungen kommen?
Ja. Nebenwirkungen oder Qualitätsprobleme treten oft erst auf, wenn ein Medikament breit angewendet wird. Bei Impfstoffen sei das aber eher selten der Fall, sagt ein Sprecher von Swissmedic gegenüber BLICK. «Die regulatorischen Vorgaben für Sicherheit und Qualität sind auch bei einer so schnellen Entwicklung, wie jetzt mit den Corona-Impfstoffen, sehr hoch», sagt er.

Reicht der Impfstoff für alle?
Nein. Der Gesundheitsexperte bei der Nichtregierungsorganisation Public Eye, Patrick Durisch (55), weiss: Für 2021 sind etwa fünf Milliarden Impfdosen vorgesehen. Davon sind bereits vier Milliarden Dosen von den reichen Nationen – darunter auch der Schweiz – reserviert worden. Das Problem: Damit bleibt gerade mal eine Milliarde Dosen für die restlichen 80 Prozent der Weltbevölkerung übrig.

Können wir nach der Impfung wieder reisen?
Das kann man heute noch nicht sicher beantworten. «Man muss die Immunisierung in den reichen Ländern beobachten und sehen, wie sie wirkt», sagt Virologe Münz. «Eventuell sind die Industrienationen dann immun gegen mögliche Ansteckungen bei Reisen nach – oder Besuchen aus – weniger immunisierten Ländern.»

Ab wann ist ein Land immun?
Sind 60 Prozent eines Landes immunisiert, spricht man von einer Herdenimmunität. «Covid-19 wird damit aber nicht ganz verschwinden», so der Virologe Münz an der Universität Zürich. «Nur wird die breite Bevölkerung robuster sein und es wird nur noch Einzelfälle von schweren Erkrankungen geben.»


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