Beobachten statt abschiessen
Wolf-Safaris sollen den Schweizer Tourismus retten

Den besten Ruf hat er nicht, der Wolf. Er reisst Schafe und versetzt Bauern in Rage. Naturschützer wehren sich gegen dessen Abschuss. Nun soll das Raubtier touristisch genutzt werden.
Publiziert: 01.08.2021 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2021 um 10:51 Uhr

Der Wolf ist ein Reizthema in der Schweiz. «Abknallen!» fordern die einen, «schützen» die anderen. Nun kommt ein neuer Vorschlag auf den Tisch. Statt Wölfe und Bären abzuschiessen, sollten sie touristisch vermarktet werden. Das fordert Jürg Schmid, der ehemalige Direktor von Schweiz Tourismus und heutige Präsident von Graubünden Ferien, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

In der Schweiz gebe es viel zu wenige Angebote, Wildtiere zu beobachten – vor allem im hochpreisigen Segment. Die Schweiz verpasse den grossen Trend des Ökotourismus, schreibt Schmid in einer Studie, die er im Auftrag des Bundesamts für Umwelt verfasst hat. Dabei seien nachhaltige Naturerlebnisse so gefragt wie nie. Sie würden sogar zum Schutz von Tieren und Landschaften beitragen. Als Vorbilder nennt Schmid Ruanda und Botswana, wo teure Safari-Angebote dazu beigetragen haben, wilde Tiere vor dem Aussterben zu schützen.

Natur besser schützen

Um den Tourismus weiterzuentwickeln, müsse die Schweiz dringend ihre Natur besser schützen, fordert Schmid. In der Branche sorgen Schmids provokante Forderungen für Aufruhr. Tourismusvertreter aus mehreren Regionen sagen, Schmid unterschlage, dass es schon vielerorts gute Angebote für naturnahe Reisende gebe. Kritisch äussern sie sich auch gegenüber Safaritouren, da diese im engen Schweizer Alpenraum die Ruhe der Wildtiere unnötig störten.

Jürg Schmid, Präsident Graubünden-Tourismus, will geführte Wolfstouren anbieten.
Foto: PD
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Schmids Idee kommt nicht überall gut an. Theo Schnider, als Direktor der Unesco-Biosphäre Entlebuch einer der Vorreiter eines naturnahen Tourismus, sagt zur «Sonntagszeitung»: «Safaritouren sind Prestigetouren und oft weit weg von Nachhaltigkeit. Diesen Blödsinn müssen wir nicht kopieren.»

Kritik aus dem Wallis

Auch aus dem Wallis kommt Kritik. Der Walliser Tourismusdirektor Damian Constantin, der auch die Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren präsidiert, ist stolz darauf, dass Interessierte freien Zugang zur Natur haben. Es sei nicht im Verständnis unserer Kultur, diesen Zugang bezahlbar zu machen, indem man Gebiete wie bei Safaris in Afrika einzone.

Schmid erhält jedoch auch Unterstützung, vor allem aus Graubünden. So sagt Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse und Hotelier auf der Lenzerheide GR: «Wir sollten unsere Landschaft besser vermarkten, mit geführten Touren, Packages und Rangers wie in den US-Nationalparks.» (pbe)

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