Foto: Thomas Meier

Dritter Chef in zwei Jahren bei TV-Gebühreneintreiberin
Serafe macht Geheimnis um neuen CEO

Billag-Nachfolgerin Serafe sorgt seit dem Start im Januar 2019 wegen Adress-Puff für Schlagzeilen. Zu reden gab auch die Doppelrolle von Chef Werner Krauer. Dieses Problem ist inzwischen geregelt – ganz verschwiegen. Der Neue hat eine bemerkenswerte Vergangenheit.
Publiziert: 04.12.2019 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2019 um 11:09 Uhr
Für den neuen Chef geht es nun darum, Serafe in den normalen Betrieb zu führen.
Foto: Keystone
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Julia Fritsche

Der neue Chef von Serafe ist so was von geheim, es gibt noch nicht mal ein brauchbares Bild von ihm im Internet. Die Billag-Nachfolgerin selbst will kein Foto von Daniel Schweizer (57) herausrücken. Auf der Serafe-Website ist nur sein Name aufgeführt.

Seit vier Monaten ist Schweizer bereits Herr über die Fernseh- und Radiogebühren, wie Geschäftsleitungsmitglied Erich Heynen (57) auf Anfrage von BLICK bestätigt. Sein Wechsel an die Serafe-Spitze wurde genauso wie sein Foto nicht öffentlich gemacht. Das überrascht, beleuchtet man die Hintergründe der bisherigen Geschäftsleitung.

Schweizer ist nämlich bereits der dritte Chef von Serafe innerhalb von zwei Jahren. Das 2016 gegründete Unternehmen, das seit Januar 2019 als Nachfolger der Billag die Gebühren für Radio und Fernsehen einzieht, operierte die ersten aktiven Monate mit Werner Krauer (53) als Geschäftsführer. Er ist auch Verwaltungsratspräsident. Zuvor gab es noch einen Chef, der die Probezeit aber nicht bestanden hatte und das Unternehmen wieder verlassen musste.

Der SonntagsBlick machte das ungewöhnliche Doppelmandat Krauers im Februar öffentlich. Das sei nur eine Übergangslösung, rechtfertigte sich das Unternehmen damals. Krauer schmeisse den Laden nur ad interim.

Nachdem die doppelte Rolle von Krauer zu Kritik führte, überrascht es also, dass Serafe im Juli den Wechsel Schweizers an die Spitze nicht aktiv kommunizierte. Über die Gründe schweigt sich Serafe aus.

CEO und Vize-VR

Schweizer ist aber nicht nur Chef, sondern auch einer von zwei Vize-Präsidenten des Verwaltungsrats. Diesem gehört er seit mehreren Jahren an und wird das Mandat auch weiterhin behalten, wie Geschäftsleitungsmitglied Heynen sagt. Mit Schweizer an der Front hat Serafe jetzt zwar die Geschäftsleitung klar getrennt, dennoch übt er zwei Rollen innerhalb der Firma aus.

Auch Heynen gibts zweimal. Erich Heynen ist als Kommunikationschef Teil der Geschäftsleitung. Cornelia Heynen (55) dagegen sitzt im Verwaltungsrat. Die beiden Heynens sind ein Ehepaar.

Lohnfrage bleibt vorerst offen

Der Neue, Schweizer, ist ein ausgewiesener Banken- und Finanzspezialist. Zwanzig Jahre arbeitete er für die heutige UBS. Dann war er als CEO beim Invest-Vehikel Horizon21 von Rainer-Marc Frey (56) tätig und leitet schliesslich seit Jahren als Präsident das Spin-off Active Alpha. Dort hat er einen prominenten Kollegen: Als Vizepräsident des Vermögensverwalters ist der frühere UBS-CEO Marcel Rohner (55) eingetragen.

Der Job von Schweizer bei Serafe sei mindestens ein 100-Prozent-Mandat, versichert Heynen gegenüber BLICK. Auf Nachbohren zur Lohnsumme und Personalaufwand verweist er auf den Geschäftsbericht 2019, der im nächsten Jahr publiziert werde. Man wolle so transparent wie möglich sein, versichert er wieder.

In den normalen Betrieb

Und wie sieht der neue Serafe-Chef seine Rolle beim Gebühreneintreiber? BLICK spricht ihn nicht persönlich, Heynen übermittelt die Worte seines Chefs: Seine Aufgabe sei es, das Unternehmen «aus dem Projektmodus in die normale Betriebsphase» zu führen.

Die Erhebungsstelle sei gut unterwegs. «Die Herausforderung der Stunde ist zweifelsohne – gemeinsam mit den datenliefernden Kantonen und Gemeinden –, die ohnehin schon tiefe Fehlerquote monatlich zu senken.» Qualitätssteigerung stehe im Mittelpunkt. Fragt sich, wie das gehen soll bei so vielen Tätigkeiten neben dem 100-Prozent-Job bei Serafe.

Die Aufgabe wird nicht einfacher. Im September hat der Serafe-CEO eine weitere Firma mit Sitz in Einsiedeln SZ im Handelsregister eintragen lassen. Das Unternehmen soll Wohn- und Geschäftshäuser erstellen, vermieten und verkaufen, steht beim Zweck. Präsident ist Schweizer.

Wie er seine verschiedenen Rollen unter einen Hut bringt, bleibt sein Geheimnis.

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