«Der Auftrag zur Überwachung war falsch und unangemessen.»
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Urs Rohner zum Fall Khan:«Der Auftrag zur Überwachung war falsch und unangemessen.»

VR-Präsident Rohner stützt in Affäre Khan CEO Thiam – COO und Sicherheits-Chef weg
«Die Reputation der Credit Suisse hat gelitten»

Tagelang bunkerte die Grossbank. Heute Morgen erklärte VR-Präsident Rohner den Untersuchungsbericht zur Beschattungsaffäre um Iqbal Khan. Tidjane Thiam bleibt Chef der CS. Sicherheitschef Boccali und COO Boueé müssen gehen.
Publiziert: 01.10.2019 um 06:38 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2019 um 09:25 Uhr
Sven Zaugg, Claudia Gnehm

Die Bespitzelungsaffäre bei der Credit Suisse zieht personelle Konsequenzen nach sich. Der operative Chef und langjährige Weggefährte von Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam, Pierre-Olivier Bouée, und der operative Sicherheitschef Remo Boccali treten per sofort zurück.

Die Untersuchung, geleitetet von der Anwaltskanzlei Homburger, hat offenbar keine Hinweise ergeben, dass der Verwaltungsrat und die übrigen Mitglieder der Geschäftsleitung, so Thiam und Rohner, vor dem 18. September 2019 Kenntnis von der Überwachung von Iqbal Khan gehabt hätten.

Die Untersuchung hat ergeben, dass Iqbal Khan zwischen dem 4. September und dem Mittag des 17. September 2019 während sieben Wochentagen mehrheitlich tagsüber überwacht wurde, bis Iqbal Khan ein Mitglied des Überwachungsteams an der Ecke Fraumünster- und Börsenstrasse in Zürich entdeckte und stellte.

Müssen wegen Khan-Affäre gehen: COO Pierre-Olivier Bouée (l.) und Sicherheitschef Remo Boccali.
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Das sagt der CS-Verwaltungsrat, gestützt auf den Untersuchungsbericht: 

  • Am 29. August 2019, als die UBS die Anstellung von Iqbal Khan bekannt gab, beauftragte der Chief Operating Officer (COO) der Credit Suisse den Head of Global Security Services der Credit Suisse, die Überwachung von Iqbal Khan einzuleiten.
  • Im Zuge der Untersuchung durch die Antwaltskanzlei Homburger sagte der COO aus, dass er, um die Interessen der Bank zu schützen, alleine entschied, die Überwachung von Iqbal Khan anzuordnen und dass er dies nicht mit dem Chief Executive Officer (CEO) der Credit Suisse, irgendeinem anderen Mitglied des Executive Board der Credit Suisse, dem Präsidenten des Verwaltungsrats der Credit Suisse oder dem Vorsitzenden des Audit Committee besprach.
  • Die Untersuchung von Homburger ergab keinen Hinweis darauf, dass der CEO die Überwachung von Iqbal Khan genehmigt oder von dieser vor dem 18. September 2019 gewusst hat, nachdem die Überwachung abgebrochen worden war.
  • Weder die Untersuchung von Homburger noch die Überwachung von Iqbal Khan erbrachten Anhaltspunkte dafür, dass Iqbal Khan entgegen seinen vertraglichen Verpflichtungen versucht hätte, Mitarbeitende oder Kunden der Credit Suisse abzuwerben.

Überwachung war «falsch»

Der Verwaltungsrat teilt weiter mit, er unterstütze «das Ergreifen geeigneter Massnahmen zum Schutz der Interessen des Unternehmens, auch in Fällen in denen leitende Angestellte das Unternehmen verlassen». Allerdings sei der Verwaltungsrat der Ansicht, dass der Auftrag zur Überwachung von Iqbal Khan falsch und unverhältnismässig gewesen sei und zu einem schwerwiegenden Reputationsschaden für die Bank geführt habe.

Der COO, Pierre-Olivier Bouée, habe die Verantwortung für diese Angelegenheit übernommen und dem Verwaltungsrat seinen Rücktritt erklärt. Ebenfalls habe der Verwaltungsrat den Rücktritt des Head of Global Security Services mit sofortiger Wirkung angenommen.

Pierre-Olivier Bouée als Drahtzieher

In der heute publizierten Untersuchung werden auch pikante Details publik: Als die UBS AG am 29. August 2019 die Anstellung von Iqbal Khan ankündigte, beauftragte der Chief Operating Officer (COO) der Credit Suisse, Pierre-Olivier Bouée, einen Mitarbeiter der Credit Suisse damit, eine Überwachung von Iqbal Khan einzuleiten. Weitere Mitarbeitende waren laut der Wirtschaftskanzlei nicht involviert.

Bouée gab an, dass er allein entschieden habe, Khan überwachen zu lassen, und dass er diesen Entschluss nicht mit Thiam, mit anderen Mitgliedern der Geschäftsleitung oder mit Mitgliedern des Verwaltungsrats der Credit Suisse besprochen habe.

Ein «Risiko» für die Credit Suisse?

Er (Bouée) sei besorgt gewesen, dass Khan ein Risiko für die wirtschaftlichen und rechtlichen Interessen der Credit Suisse darstelle. Nachdem die UBS die Anstellung von Khan angekündigt hatte, hätten sich aus Sicht Bouées die zuvor nur hypothetischen Risiken für die Credit Suisse materialisiert. Die Tatsache, dass Khan weiterhin mit wichtigen Mitarbeitern der Credit Suisse in Kontakt stand, hätte zu den Besorgnissen Bouées beigetragen.

Weder die von Homburger durchgeführte Untersuchung noch die Überwachung von Iqbal Khan lieferten Hinweise dafür, dass Iqbal Khan entgegen seinen vertraglichen Pflichten gegenüber der Credit Suisse versucht hat, Mitarbeitende oder Kunden der Credit Suisse abzuwerben.

Hier gibts den ganzen CS-Bericht als PDF zum Download.

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