Bis zu 116 Prozent teurer
Sunrise erhöht die Roaming-Tarife massiv

Die Nummer zwei im Schweizer Telekommarkt hat beim Standardtarif die Preise fürs Telefonieren im Ausland teilweise massiv erhöht. Telekom-Experte Ralf Beyeler kritisiert diesen Schritt scharf.
Publiziert: 13.03.2019 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2019 um 16:54 Uhr
Wer sich vor unangenehmen Überraschungen schützen will, der studiert am besten vor den Ferien das Kleingedruckte seines Handyvertrages.
Foto: Keystone
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Patrik Berger

Glaubt man der Werbung, dann könnte man meinen, dass Telefonieren im Ausland immer billiger werde und bald nichts mehr koste. Dem ist aber nicht so. Sunrise hat beim Roaming an der Preisschraube gedreht. Und zwar zünftig nach oben. Betroffen ist der Standardtarif, also die Tarife, die den Kunden standardmässig ohne Abo mit Inklusiv-Roaming, ohne Option oder Paket verrechnet werden.

«Wer ohne ein solches Zusatzangebot verreist, der zahlt um bis zu 116 Prozent mehr», sagt Telekom-Experte Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst moneyland.ch. Je nach Land bezahlen die Kunden neu mehr als doppelt so viel wie bisher für Telefonate im Ausland.

In Europa 35 Prozent teurer

Konkret: Für Telefonate in fast allen europäischen Ländern, in den USA, Kanada und einigen weiteren Ländern erhöht sich die Gebühr für ausgehende Anrufe von 1.30 Franken auf 1.75 Franken pro angefangene Minute. Das ist eine Preiserhöhung von 35 Prozent.

Ankommende Anrufe kosten neu 1 Franken pro angefangene Gesprächsminute (bisher 80 Rappen). Das entspricht einem Plus von 25 Prozent. Auch im Ausland verschickte SMS werden teurer: Statt 50 Rappen verrechnet Sunrise neu 60 Rappen (+20 Prozent).

Für Telefonate in Ländern der Region 2 wie Australien, Albanien, Mazedonien oder Thailand, bezahlen Sunrise-Kunden bis zu 81 Prozent mehr als bisher.

Ein in der Region 2 verschicktes SMS kostet neu 70 Rappen statt bisher 50 Rappen. Das ist eine Preiserhöhung von 40 Prozent. Immerhin: Die Minutenpreise für ankommende Anrufe sowie für Anrufe in die Schweiz bleiben unverändert.

SMS kostet statt 50 plötzlich 80 Rappen

So richtig hoch ist die Preiserhöhung in folgenden Ländern: Für Telefonate in Argentinien, Kuba, Ukraine oder Südkorea müssen Kunden bis zu 116 Prozent mehr als bisher berappen. Der Preis für ein in der Region 3 verschicktes SMS erhöht sich von 50 Rappen auf 80 Rappen (+60%).

Wie schneidet Sunrise mit den neuen Tarifen im Vergleich zur Konkurrenz ab? Telekom-Experte Beyeler hat den Taschenrechner gezückt und nachgerechnet. Das Ergebnis: Der Konkurrenz-Vergleich der Standard-Roaming-Tarife ohne Optionen unter den drei grossen Mobilfunkanbietern Swisscom, Sunrise und Salt für das Roaming in Europa zeigt deutliche Unterschiede.

Sunrise fast viermal teurer als Swisscom

So kosten in der EU geführte Anrufe in die Schweiz sowie innerhalb des Reiselandes bei Swisscom (bei fast allen Abos) mit 45 Rappen pro angefangene Minute am wenigsten. Fast viermal so teuer ist Sunrise mit neu 1.75 Franken pro angefangene Minute.

Noch teurer ist Salt, wo diese Anrufe in den meisten EU-Ländern 1.99 Franken pro angefangene Minute kosten. In einigen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Italien verrechnet Salt 1.79 Franken pro angefangene Minute.

«Standardtarife zu erhöhen ist besonders fies»

«Dass die Standardtarife erhöht werden, ist besonders fies», sagt Experte Beyeler. Die Telefonate und SMS vieler Touristen würden immer noch im Standardtarif abgerechnet. «Viele Kunden schlagen sich vor den Ferien nicht mit dem Thema Roaming herum und besuchen deshalb keine Optionen», so Beyeler.

Erstaunlich: Die Standard-Roaming-Tarife von Sunrise in Europa sind seit 2003 noch nie so teuer gewesen sind wie heute. Zwischen Ende 2002 und Frühling 2015 hat Sunrise laut Beyeler für das Sprachroaming in Europa pro angefangene Minute 1.70 Franken verrechnet, ab Frühling 2015 waren es 1.30 Franken pro Minute, jetzt sind es 1.75 Franken pro Minute.

«Der grösste Teil der Kunden nicht betroffen»

Das sagt Sunrise: «Die Anpassung der Standard-Roamingtarife für Gespräche, SMS und MMS erfolgte per 1. Januar 2019. Der weitaus grösste Teil der Kunden ist davon praktisch nicht betroffen, weil Dienste wie WhatsApp usw. fürs Telefonieren und Messaging genutzt werden. Sehr viele Kunden nutzen ferner Sparoptionen oder Roaming-Inklusiv-Abos während ihres Auslandsaufenthaltes.»

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