Bis zu 90 Prozent weniger Umsatz
So verheerend ist der Beizen-Lockdown an der Skipiste

Die Gastro-Branche ist vom Bundesrat zurückgebunden. Am Berg herrscht praktisch Stillstand. Zwei Gastronomen berichten von ihrem Ausfall. Sie sind in ihrer Existenz bedroht.
Publiziert: 04.01.2021 um 14:22 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2021 um 09:09 Uhr

Kein Kafi Lutz am Pistenrand, kein Schnitzel im Bergrestaurant: Mit diesen Massnahmen kämpfen die Behörden gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Skifahren darf man, aber die Beizen müssen schliessen. Nur Take-away ist erlaubt. Alkohol ist verboten.

Das führt unterm Strich zu einem riesigen Loch in der Kasse, wie zwei Beispiele aus Graubünden zeigen. Die «Südostschweiz» hat mit den Restaurantbetreibern gesprochen. Das Ergebnis: Take-away alleine lohnt sich nicht. Das Umsatzminus ist happig: bis zu 90 Prozent.

Beispiel Lenzerheide GR: Auf knapp 1900 Meter über Meer, auf halbem Weg zum Parpaner Rothorn, liegt das Bergrestaurant Scharmoin. Im Winter arbeiten jeweils fast 40 Personen hier. Im Restaurant oder im Bar-Betrieb. Aktuell ist Kurzarbeit angesagt.

Bergrestaurant Foppa in Flims: Ohne Leute auf der Terrasse.
Foto: zVg
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Loch in der Kasse

«Unser Umsatzrückgang betrug im Dezember im Vergleich zum Vorjahr 82 Prozent», sagt der Pächter Dani Meier. Take-away ist im Angebot. Das finanzielle Desaster bleibt trotzdem. Über das ganze Jahr fehlen 750'000 Franken Umsatz – trotz Rekordsommer.

«Ich habe nichts gegen eine verordnete Schliessung», sagt Meier, «wenn sie den epidemiologischen Zweck erfüllt.» Aber dann brauche es schnelle Unterstützung. Nicht erst ab 40 Prozent Umsatzeinbusse, wie dies der Bund vorsieht. «Wenn diese Schwelle nicht tiefer angesetzt wird, wird an einigen Orten sehr bald ein Lichter löschen unvermeidbar sein.»

Er selbst habe noch Reserven, sagt Meier. Aber wenn der Gastronomie-Lockdown noch Monate andauere, werde auch er nicht um Entlassungen herumkommen. Luft verschafft er sich auf einem Schild. Dort steht etwa: «Wir haben alle einen Dachschaden.»

Minus 90 Prozent

Beispiel Flims GR: Auf 1424 Meter über Meer liegt das Bergrestaurant Foppa. Das Umsatzminus hier ist noch grösser als in der Lenzerheide. Satte 90 Prozent minus verbucht Geschäftsführer Sebastian Kern. «Im Dezember konnten wir nur gerade zehn Prozent des Umsatzes des vergangenen Jahres erzielen.»

Das ist besonders hart. Der Dezember ist jeweils der wichtigste Monat im Jahr. Ein Umsatzgarant. Dank Corona jetzt ein Monat zum Vergessen. «Auch wenn die Mitarbeitenden auf Kurzarbeit sind, haben wir Fixkosten und die Sozialabgaben fallen an», sagt Kern.

Der Gastronom hatte auch noch Pech mit dem Wetter. Die Piste zum Gasthaus war wegen Schneemangels lange geschlossen. «So konnten wir über die Festtage nur einige Fussgänger als Gäste begrüssen.» Seit die Terrasse geöffnet sei, kämen aber zumindest etwas mehr Spaziergänger, im Wissen, dass sie nun vor Ort konsumieren könnten.

Auch Kern hofft auf schnelle Hilfe. «Wir wollen eine Entlassungswelle um jeden Preis vermeiden. Gerade zu langjährigen Mitarbeitenden wollen wir grosse Sorge tragen.»

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