BLICK hat sich bei Personalvermittlern umgehört
Hier finden Sie auch in der Corona-Krise einen Job

Personalvermittlungen erleben die Veränderungen der Arbeitswelt am eigenen Leib. Und sind je nachdem im Höhenflug. Oder stark betroffen.
Publiziert: 02.02.2021 um 09:50 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2021 um 22:26 Uhr
Aline Leutwiler

Corona verändert die Arbeitswelt rasant. Die eine Branche sucht plötzlich dringend Mitarbeitende, während eine andere zeitweise dicht machen muss. Diese Veränderungen erleben die Personalvermittler Tag für Tag bei ihrer Arbeit. Besonders viele Aufträge gibt e aus Call-Centern, Handels- und Logistikbetrieben. «In der Cybersecurity ist die Nachfrage nahezu explodiert. Ganz anders sieht es in der Werbebranche und im Tourismus aus», sagt Claudia Bolliger-Winkler, CEO von Lionstep, einer Personalvermittlerin aus Zürich.

Momentan werden ausserdem grundsätzlich weniger Stellen ausgeschrieben. «Der Stellenmarkt ist im monatlichen Vorjahresvergleich teilweise um über 30 Prozent eingebrochen, was unsere Branche entsprechend beeinflusst. Jedoch zeigten sich von Anfang an je nach Branche grosse Unterschiede. Zum Beispiel zeichnete sich im Gesundheitssektor eine rasche Erholung ab», sagt Jana Jutzi, Geschäftsführerin von Careerplus.

Kurzfristige Veränderungen

In Industrie-Unternehmen hingegen wird weiterhin kurzfristig und zurückhaltend rekrutiert. «Man kann Mitarbeitenden in der Regel keine langfristigen Versprechen bezüglich Dauer der Einsätze machen und beurteilt die Situation von Monat zu Monat neu», sagt Manfred Käsermann (53), Geschäftsführer von Inside Personaldienstleistungs AG in Solothurn. Angestellte direkt an der Front oder zur Gewährleistung der Prozesssicherheit werden weiterhin eingestellt. Dies sind zum Beispiel Produktionsmechaniker, Unterhaltselektriker oder Servicetechniker.

«Der Stellenmarkt ist im monatlichen Vorjahresvergleich teilweise um über 30 Prozent eingebrochen, was unsere Branche entsprechend beeinflusst», sagt Jana Jutzi, Geschäftsführerin von Careerplus.
Foto: Rolf Siegenthaler
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In kaufmännischen oder indirekt produktiven Bereichen herrscht grössere Zurückhaltung. Das betrifft Stellen in der Planung, im Projektmanagement oder im Einkauf. Für Käsermann war 2020 deshalb ein schwieriges Jahr - auch im Bezug auf die eigene Belegschaft «Wir konnten zwar unsere temporär Mitarbeitenden für Kurzarbeit anmelden» erzählt er. Die meisten von ihnen musste er letztlich dann aber doch entlassen.

Mitarbeitende aus dem Ausland

Gegenteilig tönt es bei Lionstep: «Wir haben unseren Umsatz gegenüber dem Vorjahr verdreifacht. Ausserdem nehmen wir nun auch vermehrt Aufträge für Outplacement wahr.» Dies bedeutet eine berufliche Neuorientierung für entlassene Mitarbeitende.

Auch der Rekrutierungsprozess selbst hat sich verändert. Der persönliche Kontakt wurde auf das absolute Minimum reduziert. «Dadurch können Mitarbeitende nicht nur in der unmittelbaren Umgebung gefunden werden. Neu sucht man auch weiter entfernt, sogar in einem anderen Land», sagt Lionstep-Chefin Bolliger. Mitarbeitende seien dadurch bereit, längere Pendlerstrecken auf sich zu nehmen.

Doch die Unsicherheit in der Rekrutierung sei grundsätzlich spürbar. «Rekrutierungsprozesse verzögern sich häufige; eine Anstellung wird intensiv und kritisch geprüft», sagt Jana Jutzi von Careerplus. Dies könne jedoch eine Stolperfalle darstellen. Denn ein mehrfacher Neustart des Rekrutierungsprozesses stelle einen enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand dar.

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