Angst vor weltweiter Rezession schickt Börsen auf Talfahrt
Panik an der Wall Street

Die Furcht vor einer weltweiten Rezession hat die Börsen fest im Griff. Die Anleger haben am Mittwoch nach einem Erholungstag wieder panisch die Reissleine gezogen. Am Donnerstag gehts zumindest beim SMI wieder leicht bergauf.
Publiziert: 14.08.2019 um 23:22 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2019 um 13:59 Uhr
Alles rot an der Wall Street: Der Mittwoch war ein Tag zum Vergessen für die Händler.
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Am Dienstag die Hoffnung, am Mittwoch wieder Panik: Die Achterbahnfahrt an der Wall Street ging am gestrigen Handelstag in eine neue Runde. Nachdem noch am Vortag die positiven Zeichen im US-Handelskrieg mit China für Beruhigung sorgten, dominierte am Mittwoch wieder die Konjunkturangst.

An der New Yorker Wall Street verbuchten am Mittwoch alle drei Indizes Verluste von etwa drei Prozent. Der Dow-Jones-Index verlor über 800 Punkte und schloss letztlich bei 25'479 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 schloss bei 2840 Zählern und der Index der Technologiebörse Nasdaq bei knapp 7774 Punkten.

Schweiz: Alle 30 SLI-Titel im Minus

Auch der Schweizer Aktienmarkt rauschte in den Keller. Der Swiss Market Index (SMI) tauchte um 1,61 Prozent auf 9628,48 Zähler. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) sank um 2,01 Prozent auf 1455,19 Zähler, der breite Swiss Performance Index (SPI) fiel um 1,52 Prozent auf 11'713,85 Punkte. Alle 30 SLI-Titel schlossen im Minus.

Die Nervosität erstrecke sich mittlerweile über alle Anlageklassen, hiess es von Marktteilnehmern. Zu den Auslösern für den Ausverkauf zählen schwache Konjunkturdaten aus China und Deutschland.

Am Donnerstagmorgen fängt sich der SMI. Bis Mitte Vormittag liegt der Börsenindex leicht im Plus. Viele der SMI-Titel leuchten aber weiterhin rot auf. So etwa die Swisscom, die heute ihre Halbjahreszahlen bekannt gab. Der Telekomkonzern machte weniger Umsatz, aber mehr Betriebsgewinn.

Chinas Industrie wächst so langsam wie seit 2002 nicht mehr

In Deutschland schrumpfte die Wirtschaftsleistung im Frühjahr leicht um 0,1 Prozent. Sollte sie auch im laufenden Quartal zurückgehen, wäre der wichtige Absatzmarkt für Schweizer Unternehmen technisch betrachtet in einer Rezession. Auch Chinas Produktionsdaten aus der Industrie und Umsatzzahlen aus dem Detailhandel fielen schwach aus. Die Industrie im Reich der Mitte wuchs sogar so langsam wie seit 17 Jahren nicht mehr.

Genährt wurde die Rezessionsangst weiter von der Entwicklung am US-Anleihemarkt. Dort stieg die Rendite der zweijährigen Bonds erstmals seit 2007 und damit den Zeiten der Finanzkrise zeitweise über diejenige der zehnjährigen. Üblicherweise rentieren länger laufende Anleihen höher als kürzer laufende. Diese sogenannte inverse Zinskurve habe in sieben von neun Fällen einen Konjunkturabschwung korrekt vorhergesagt, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Allerdings dauere es meist ein bis zwei Jahre, bevor die Wirtschaft in eine Rezession rutsche.

«Der Zollstreit zwischen den USA und China hat bereits einen Einfluss auf die Konjunktur», sagte Christophe Barraud, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Market Securities. Die chinesische Industrieproduktion wuchs so langsam wie seit 17 Jahren nicht.

Analyst Bernd Krampen von der NordLB führte den Einbruch auf eine Mixtur aus schlechten Nachrichten zurück, darunter die Sorgen um den Zollstreit und den Brexit sowie neuerdings die Unruhen in Hongkong.

UBS, Julius Bär und Credit Suisse im Tiefflug

Die Entwicklung an den Anleihemärkten setzte vor allem Banken zu, weil sie es ihnen erschwert, mit Krediten und Investitionen in Anleihen Geld zu verdienen. Und so rutschten in der Schweiz die Aktien von UBS (–3,7 Prozent), Julius Bär (–3,6) und Credit Suisse (–3,5) markant nach unten. Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Technologiewerte. So verloren in den USA die Aktien der Chip-Hersteller Intel und AMD bis zu 5,8 Prozent. Die Papiere des iPhone-Machers Apple büssten knapp drei Prozent ein.

Die Erholung vom Vortag ist damit an den tonangebenden US-Börsen wieder Geschichte. Angesichts drohender Preissteigerungen vor dem Weihnachtsgeschäft hatte die US-Regierung zwar am Dienstag die Einführung bereits angekündigter Strafzölle verschoben, doch viele Börsianer blieben auch hier nach den Erfahrungen der vergangenen Monate skeptisch. In der Nachlese machte sich nun auch eher die Auffassung breit, dass eine Lösung des Handelskonflikts mit solchen Massnahmen nicht näher rückt. (SDA/nim)

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