«Es gibt immer noch viele Unsicherheiten»
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Tourismus-Experte Frieder Voll:«Es gibt immer noch viele Unsicherheiten»

Boom bei Inlandferien – Wandern und Wellness in Bergen sind gefragt
Trotz Ferienansturm hat es noch Schnäppchen in der Schweiz

Die beliebtesten Schweizer Ferienorte für diesen Herbst liegen in den klassischen Bergdestinationen und im Tessin. Trotz guter Buchungslage gibt es in den meisten Destinationen noch freie Domizile.
Publiziert: 01.10.2022 um 00:12 Uhr
Dominique Schlund

Der Herbst bleibt mies gelaunt, die Schweizerinnen und Schweizer sind in Ferienlaune. Übernachtungsengpässe wie in den Corona-Jahren gibt es in diesen Wochen zwar nicht. Doch mieten sich auch dieses Jahr wieder viele eine Ferienwohnung in der schulfreien Zeit, die in einigen Kantonen ab kommendem Wochenende ansteht.

Blick hört von den Betreibern der beiden führenden Buchungsportalen in der Schweiz, dass munter im Inland gebucht wird. Wandern, Biken und Wellness in der Höhe seien gefragt. Exakte Zahlen wollen sie aber nicht herausgeben. Sowohl Interhome als auch E-Domizil sprechen von einem gegenwärtigen Buchungsstand, der im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit fast doppelt so hoch liegt.

Rekord-Sommer legt Messlatte hoch

Das legt den Schluss nahe, dass Feriengäste während der Pandemie auf den Geschmack eigener vier Wände gekommen sind. Sie ziehen die Privatsphäre und den tieferen Preis der Ferienwohnungen manchen Hotels vor. Und natürlich ist die Teuerung hierzulande auch viel schwächer als im umliegenden Ausland.

Ferienwohnungen sind seit der Pandemie beliebter als je zuvor. Im Bild: Zermatt VS.
Foto: imago images
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Tourismus-Experte Frieder Voll (40) von der Fachhochschule Graubünden bestätigt: «Schweizerinnen und Schweizer haben die inländischen Feriendestinationen während der Pandemie lieben gelernt. Gerade Nebenferien, im Frühling und im Herbst, verbringen sie deshalb weiterhin gern im eigenen Land.»

Zahlen für Bundesamt für Statistik zum ersten Halbjahr 2022 zeigen, dass die Nachfrage inländischer Übernachtungsgäste (Hotels und Kurbetriebe) stark wächst: gegenüber der Vorjahresperiode um gut 4 Prozent und gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 sogar um über 17 Prozent.

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Und bei den Ferienwohnungen und -häusern geht dieser Sommer (1. Mai bis 31. August) als bester in die Firmengeschichte ein. «Noch nie haben so viele Gäste ihre Ferien in einer Schweizer Ferienwohnung oder einem Ferienhaus verbracht», heisst es im neuen Interhome-Ferienreport.

Der Trend nach Ferien im Inland reisse nicht ab – die Messlatte für die Herbstsaison, die bis zum 31. Oktober dauert, liegt hoch.

Freie Ferienwohnungen trotz guter Buchungslage

Am besten für den Herbst gebucht: Ferienwohnungen im Tessin. Die Hälfte des Angebots ist schon weg, heisst es bei den Anbietern. Dicht dahinter folgen Bergdestinationen im Wallis, in der Jungfrau-Region und im Engadin. In diesem Jahr ebenfalls hoch im Kurs sind weniger bekannte Ferienorte wie das Toggenburg oder der Kanton Obwalden.

Gute Nachricht: Trotz der hohen Nachfrage hat es für Spontan-Bucher noch ausreichend freie Ferienwohnungen, versichert Myriam Schweizer, Sprecherin von E-Domizil. Ein Grund dafür sei, dass es Schweizerinnen und Schweizer wieder mehr ins Ausland ziehe.

Wo kann man noch ein Schnäppchen machen?

Wer finanziell eingeschränkt ist, kommt ebenfalls noch auf seine Kosten. «Schnäppchen findet man nicht nur, wenn man örtlich flexibel ist, sondern auch zeitlich», rät Myriam Schweizer. E-Domizil bietet deshalb neben Last-Minute-Angeboten auch eine flexible Anreise unter der Woche an, zum Beispiel Montag bis Freitag.

Schnäppchen winken etwa in kleineren Tourismus-Regionen des Wallis, wie im Val d’Anniviers oder im Lötschental. Oder in den Kantonen Luzern und St. Gallen: «Für Familien preislich attraktiv sind auch die Regionen Sörenberg oder Toggenburg.»

Besonders profitieren jene, die sich nicht nach den Schulferien richten müssen. Im November sind Ferienwohnungen traditionell am günstigsten.

Noch keine Energiezulage

Ob dann schon Energiekostenzuschläge dazugerechnet werden? Erste Hotels und Beizen verlangen bereits eine zusätzliche Gebühr von den Gästen für die steigenden Strompreise.

Laut Interhome bleiben Ferienwohnungsgäste davon zumindest im Herbst noch verschont. Für die Weihnachts- und vor allem Sportferien dürfte es allerdings anders aussehen – hier kündigen Ferienwohnungsbesitzer bereits Energiezuschläge an.

Wo das Zertifikat bei Auslandsreisen nötig ist

Trotz wieder steigenden Corona-Fallzahlen sieht das Bundesamt für Gesundheit den anstehenden Herbstferien gelassen entgegen. «Im Sommer konnten wir keinen Einfluss von Reiserückkehrenden auf das Infektionsgeschehen in der Schweiz feststellen», sagt Simon Ming, Sprecher des BAG, auf Anfrage.

Reisende sind selber dafür verantwortlich, sich über die Covid-Situation und allfällige Einschränkungen an ihrem Ferienort zu informieren. Auch wenn viele Länder ihre Einreisebeschränkungen wieder aufgehoben haben, können sich die Regeln kurzfristig ändern. Gerade bei Fernreisen gibt es immer noch Länder, die entweder eine Impfung oder ein Testzertifikat verlangen. Zum Beispiel die USA, Thailand und die Malediven.

Wer ein Zertifikat oder einen Test für seine Reise benötigt, bekommt diesen nach wie vor beim Hausarzt, in der Apotheke oder in einem offiziellen Impfzentrum. Da viele dieser Zentren nicht mehr im Krisenmodus arbeiten, lohnt es sich, frühzeitig einen Termin zu buchen.

Die Gültigkeit von Impfzertifikaten variiert von Land zu Land. Dies sollte man vorgängig abklären. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren beispielsweise sind die Zertifikate nach der zweiten Impfung in allen EU-Staaten unbegrenzt gültig. Es kann ebenfalls sein, dass ein in der Schweiz nicht mehr gültiges Zertifikat im Ausland noch zulässig ist. Dominique Schlund

Trotz wieder steigenden Corona-Fallzahlen sieht das Bundesamt für Gesundheit den anstehenden Herbstferien gelassen entgegen. «Im Sommer konnten wir keinen Einfluss von Reiserückkehrenden auf das Infektionsgeschehen in der Schweiz feststellen», sagt Simon Ming, Sprecher des BAG, auf Anfrage.

Reisende sind selber dafür verantwortlich, sich über die Covid-Situation und allfällige Einschränkungen an ihrem Ferienort zu informieren. Auch wenn viele Länder ihre Einreisebeschränkungen wieder aufgehoben haben, können sich die Regeln kurzfristig ändern. Gerade bei Fernreisen gibt es immer noch Länder, die entweder eine Impfung oder ein Testzertifikat verlangen. Zum Beispiel die USA, Thailand und die Malediven.

Wer ein Zertifikat oder einen Test für seine Reise benötigt, bekommt diesen nach wie vor beim Hausarzt, in der Apotheke oder in einem offiziellen Impfzentrum. Da viele dieser Zentren nicht mehr im Krisenmodus arbeiten, lohnt es sich, frühzeitig einen Termin zu buchen.

Die Gültigkeit von Impfzertifikaten variiert von Land zu Land. Dies sollte man vorgängig abklären. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren beispielsweise sind die Zertifikate nach der zweiten Impfung in allen EU-Staaten unbegrenzt gültig. Es kann ebenfalls sein, dass ein in der Schweiz nicht mehr gültiges Zertifikat im Ausland noch zulässig ist. Dominique Schlund

Aufgepasst bei den AGB

Die Energiepreis-Explosion geht an der Reisebranche nicht spurlos vorbei. Früher oder später sieht sich deren Kundschaft mit Zusatzgebühren konfrontiert. Auch wenn die grossen Schweizer Reiseveranstalter diesen Herbst noch keine Kosten auf die Kunden abwälzen wollen, ist beim Buchen Vorsicht geboten.

Grundsätzlich sind in der Schweiz keine nachträglichen Zuschläge auf bereits gebuchte Reisen möglich. Manche Anbieter lassen sich aber ein Türchen offen. Es lohnt sich daher, einen Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Reiseveranstalters oder des Hotels zu werfen. Dort müssen allfällige Schlupflöcher für Preiserhöhungen nach der Buchung ersichtlich sein.

Vorsicht gilt insbesondere für Personen, die direkt beim Hotel oder bei einem ausländischen Reiseveranstalter buchen. So kann eine unangenehme Überraschung bei der Ferienabrechnung vermieden werden. Dominique Schlund

Die Energiepreis-Explosion geht an der Reisebranche nicht spurlos vorbei. Früher oder später sieht sich deren Kundschaft mit Zusatzgebühren konfrontiert. Auch wenn die grossen Schweizer Reiseveranstalter diesen Herbst noch keine Kosten auf die Kunden abwälzen wollen, ist beim Buchen Vorsicht geboten.

Grundsätzlich sind in der Schweiz keine nachträglichen Zuschläge auf bereits gebuchte Reisen möglich. Manche Anbieter lassen sich aber ein Türchen offen. Es lohnt sich daher, einen Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Reiseveranstalters oder des Hotels zu werfen. Dort müssen allfällige Schlupflöcher für Preiserhöhungen nach der Buchung ersichtlich sein.

Vorsicht gilt insbesondere für Personen, die direkt beim Hotel oder bei einem ausländischen Reiseveranstalter buchen. So kann eine unangenehme Überraschung bei der Ferienabrechnung vermieden werden. Dominique Schlund

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