Braucht es überhaupt noch neue Malls wie in Ebikon LU?
«Shopping-Center gleichen begehbaren Warenlagern»

Ist die Mall of Switzerland ein guter Schachzug oder ein Weg in den Ruin? Zwei Fachmänner über die Ära der Shoppingcenter.
Publiziert: 09.11.2017 um 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:27 Uhr
«Sterben auf Raten»

Der Detailhandel unterliegt derzeit einem rasanten Wandel. Zum einen macht ihm der Einkaufstourismus das Leben schwer, zum anderen werden immer grössere Umsätze im Internet gemacht. Wir haben kürzlich berechnet, dass die zehn grössten Onlineshops bereits fast so viel Umsatz generieren wie die zehn grössten Shoppingcenter. Und von diesen haben wir unbestritten zu viele in der Schweiz.

Das Konzept hat sich überlebt und entspricht nicht mehr dem heutigen Einkaufsverhalten der Konsumenten. Zwar wird vielerorts in Erlebnisse, Food-Vielfalt oder Unterhaltung wie Kinos investiert, um die Frequenzen zu sichern. Das mag gelingen, wird jedoch die Handelsumsätze nicht stützen können. Es ist ein Sterben auf Raten. Heutige Shoppingcenter gleichen oft begehbaren Warenlagern – das wird sich ändern müssen.

Vielmehr müssten neue, kreative Nutzungskonzepte entwickelt werden. Die Leute werden sich auch in Zukunft noch treffen wollen, aber nicht mehr in enger Verbindung mit Einkaufen. Shopping wird vielmehr zu Inspiration, zum Probieren und ja, wenn der Detailhandel diese Kompetenz zurückerlangen kann, zu Beratung. Die Bestellung wird online erfolgen und die Lieferung direkt nach Hause.

Thomas Lang (49), Chef des E-Commerce-Beratungsunternehmens Carpathia, sagt, weshalb die Zeit der Shoppingcenter vorbei ist.

Der Detailhandel unterliegt derzeit einem rasanten Wandel. Zum einen macht ihm der Einkaufstourismus das Leben schwer, zum anderen werden immer grössere Umsätze im Internet gemacht. Wir haben kürzlich berechnet, dass die zehn grössten Onlineshops bereits fast so viel Umsatz generieren wie die zehn grössten Shoppingcenter. Und von diesen haben wir unbestritten zu viele in der Schweiz.

Das Konzept hat sich überlebt und entspricht nicht mehr dem heutigen Einkaufsverhalten der Konsumenten. Zwar wird vielerorts in Erlebnisse, Food-Vielfalt oder Unterhaltung wie Kinos investiert, um die Frequenzen zu sichern. Das mag gelingen, wird jedoch die Handelsumsätze nicht stützen können. Es ist ein Sterben auf Raten. Heutige Shoppingcenter gleichen oft begehbaren Warenlagern – das wird sich ändern müssen.

Vielmehr müssten neue, kreative Nutzungskonzepte entwickelt werden. Die Leute werden sich auch in Zukunft noch treffen wollen, aber nicht mehr in enger Verbindung mit Einkaufen. Shopping wird vielmehr zu Inspiration, zum Probieren und ja, wenn der Detailhandel diese Kompetenz zurückerlangen kann, zu Beratung. Die Bestellung wird online erfolgen und die Lieferung direkt nach Hause.

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«Die Mall ist ein Vorbild»

Mit der Eröffnung der «Mall of Switzerland» erhält die Schweiz nicht nur ein Shoppingcenter, sondern eine Freizeit- und Erlebnisdestination mit internationaler Ausstrahlung. Sowohl was die Qualität der Architektur betrifft als auch beim Konzept mit der Indoor-Welle, dem gigantischen Multiplex-Kino oder dem Kinderland setzt die «Mall» neue Massstäbe. Ganz nach dem Motto «Spend money on experiences. Not things» wurden diese Erlebnis- und Freizeitelemente geschickt in den gesamten Nutzungsmix eingebaut.

Innovatives Konzept für Pop-up-Stores

Die Eigentümer gehen neue Wege bei der Vermietung: Gewisse Flächen werden nicht wie üblich langfristig vermietet, sondern temporär an Pop-up-Stores. Herausragend sind die Zusatzservices: Toiletten auf jeder Etage, Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes, Liefer- und Abholservice, Schliessfächer, Garderoben, und, und, und ...

Der neue Einkaufstempel setzt ein klares Zeichen: Das Shoppingcenter der Zukunft ist ein Treffpunkt, wo Menschen nicht nur Geld ausgeben, sondern auch ihre Zeit verbringen. Neue Shoppingcenter in dieser Grösse werden in der Schweiz wohl in naher Zukunft nicht mehr gebaut, wohl aber werden die bestehenden nach dem Vorbild der «Mall» revitalisiert.

Marcel Stoffel (54), Branchenberater und Geschäftsführer beim Shoppingcenter-Verband SCSC, sagt, was für die Mall of Switzerland spricht.

Mit der Eröffnung der «Mall of Switzerland» erhält die Schweiz nicht nur ein Shoppingcenter, sondern eine Freizeit- und Erlebnisdestination mit internationaler Ausstrahlung. Sowohl was die Qualität der Architektur betrifft als auch beim Konzept mit der Indoor-Welle, dem gigantischen Multiplex-Kino oder dem Kinderland setzt die «Mall» neue Massstäbe. Ganz nach dem Motto «Spend money on experiences. Not things» wurden diese Erlebnis- und Freizeitelemente geschickt in den gesamten Nutzungsmix eingebaut.

Innovatives Konzept für Pop-up-Stores

Die Eigentümer gehen neue Wege bei der Vermietung: Gewisse Flächen werden nicht wie üblich langfristig vermietet, sondern temporär an Pop-up-Stores. Herausragend sind die Zusatzservices: Toiletten auf jeder Etage, Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes, Liefer- und Abholservice, Schliessfächer, Garderoben, und, und, und ...

Der neue Einkaufstempel setzt ein klares Zeichen: Das Shoppingcenter der Zukunft ist ein Treffpunkt, wo Menschen nicht nur Geld ausgeben, sondern auch ihre Zeit verbringen. Neue Shoppingcenter in dieser Grösse werden in der Schweiz wohl in naher Zukunft nicht mehr gebaut, wohl aber werden die bestehenden nach dem Vorbild der «Mall» revitalisiert.

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Im Mall of Switzerland gibt es Platz für 150 Retail- und Gastronomiebetriebe. Dazu kommen Kinos, Modeschauen, Ausstellungen.
Foto: Anja Wurm
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