BYD erobert Europa
Chinas E-Auto-Gigant baut jetzt auch Fabrik in der Türkei

Um die neuen Strafzölle der EU zu umgehen, baut der chinesische Autohersteller ein Werk in der Türkei. Auch in Ungarn werden bald E-Autos von BYD vom Band rollen.
Publiziert: 10.07.2024 um 15:44 Uhr
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

An der Fussball-EM ist die Werbung für den chinesischen E-Autobauer BYD allgegenwärtig. Auf den europäischen und schweizerischen Strassen sind die billigen Elektroautos hingegen kaum zu sehen. Das soll sich jetzt ändern.

Der grösste Elektroautohersteller der Welt will den Westen im Sturm erobern. Noch in diesem Sommer startet der Verkauf von BYD-Autos in der Schweiz. Und ab nächstem Jahr soll der BYD Dolphin Mini in Europa für unter 20'000 Euro angeboten werden.

150'000 BYD-Autos im Jahr

Ein grosses Problem für BYD sind dabei die Strafzölle auf chinesische Elektroautos, die die EU kürzlich verhängt hat. Um diese zu umgehen, bauen die Chinesen nun ein neues Werk in der Türkei.

BYD hat Tesla als grössten E-Autobauer überholt. Nun will der chinesische Autohersteller Europa erobern.
Foto: AFP
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Für BYD ist das Land das perfekte Sprungbrett nach Europa. Dank des Zollabkommens zwischen der EU und der Türkei entfallen die Strafzölle, die gegen direkte Importe aus China verhängt wurden.

Ab 2026 soll die neue Fertigungsstätte 150'000 Fahrzeuge im Jahr produzieren. BYD habe das Potenzial, etwa 20'000 bis 25'000 Fahrzeuge pro Jahr auf dem türkischen Markt zu verkaufen und 75'000 in die EU zu exportieren, schreibt das «Manager Magazin».

1 Milliarde Dollar für die neue Fabrik

Vom Investitionsvolumen von 1 Milliarde Dollar (rund 900 Millionen Franken) profitiert auch die Türkei: 5000 Arbeitsplätze werden geschaffen und das Werk wird eine eigene Forschungsabteilung erhalten, was der türkischen Autoindustrie Vorteile bringt.

Das Land ist wegen seiner Lage zwischen Europa und Asien und dem Nahen Osten schon seit den 1970er-Jahren ein wichtiger Standort für Automarken wie Fiat, Renault, Ford, Toyota und Hyundai.

Und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (70) hofft auf weitere Erfolgsmeldungen: Letztes Jahr schlug er Tesla-Chef Elon Musk (53) den Bau einer «Gigafactory» in der Türkei vor, als dieser das Land besuchte.

Europäer verlieren den Anschluss

Auffallend: Wie die «NZZ» berichtet, wird das BYD-Werk mit grösster Wahrscheinlichkeit auf einem Gelände in Manisa nahe bei Izmir gebaut, das einst für eine VW-Fabrik vorgesehen war. Doch die Deutschen stoppten das Vorhaben 2019 unter anderem wegen der türkischen Militärintervention in Syrien, für die Ankara im Westen kritisiert wurde.

Das passt zum Gesamtbild, dass die europäischen Autobauer bei der Elektromobilität den Anschluss an die Chinesen verlieren. Die EU-Kommission begründete die Strafzölle auf chinesische E-Autos damit, dass diese wegen staatlicher Subventionen in der Regel rund 20 Prozent günstiger seien als in der EU.

Weitere BYD-Fabrik in Ungarn

Die europäischen Hersteller sind bisher zu langsam darin, die Preise für Elektroautos zu drücken. So kündigte etwa VW an, bis 2027 ein E-Auto für 20'000 Euro auf den Markt zu bringen. In der Schweiz hat bisher einzig Dacia einen Stromer für unter 20'000 Franken im Angebot.

BYD hat derweil in diesem Jahr Tesla als grössten E-Autohersteller der Welt abgelöst. Bereits bekannt war, dass der Konzern in Ungarn bis 2025 eine weitere Fertigungsstätte für die Belieferung des europäischen Marktes errichtet.

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