ChatGPT-Gründer Sam Altman gehört zu den spannendsten Figuren am WEF
Am Pokertisch lernte er mehr als an der Uni

Er selbst nutzt seine Erfindung täglich zur Hilfe von Zusammenfassungen. Der ChatGPT-Gründer tritt dieses Jahr am WEF auf. Wie Sam Altman tickt und wieso er lieber am Pokertisch als auf der Uni-Bank gesessen ist.
Publiziert: 14.01.2024 um 19:40 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2024 um 14:24 Uhr
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (45), China-Premierminister Li Qiang (64), 60 weitere Staatsoberhäupter und mittendrin ein Technologie-Freak. Am Donnerstag um 11 Uhr wird Sam Altman (38) an einer Podiumsdiskussion am Weltwirtschaftsforum (WEF) teilnehmen. In Davos GR steht er damit auf der gleichen Bühne wie die Welt-Giganten aus der Politik. Denn er ist einer, der unser Leben in den nächsten Jahren wohl am meisten verändern wird.

Der Erfinder des Chatbots ChatGPT ist das Gesicht der künstlichen Intelligenz (KI). Also die Technologie, die unser Gesundheitssystem revolutionieren und für schnellere und genauere Diagnosen helfen soll. Oder die Technologie, die mit selbstfahrenden Autos Verkehrsunfälle reduzieren soll. Sam Altman und sein Unternehmen OpenAI sind in dieser Erforschung führend. Die Entwicklungen werden bis in unser Arbeitsleben und unsere Haushalte durchdringen.

Programmieren als Achtjähriger

So gross die Verantwortung beim Amerikaner, so früh startete sein Werdegang. Im Alter von acht Jahren erhielt Altman seinen ersten Mac, fortan begann er zu programmieren und den Computer auseinanderzubauen. Mit 16 outete sich der Amerikaner. «Schwul im Mittleren Westen aufzuwachsen, war nicht die tollste Sache», erzählte er einmal dem Magazin «New Yorker». Trotzdem hat sich da schon gezeigt, was für ein Mensch der Technologie-Visionär ist.

Hier spricht Sam Altman im Oktober 2023 an einer Konferenz in Kalifornien, bald sitzt er am WEF.
Foto: AFP
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«Unglaublich zugänglich. Und er hat immer versucht, die Firma so zu gestalten, dass jeder das Gefühl hatte, dass er das Recht hat, sich zu äussern.» Das sagen enge (ehemalige) Mitarbeiter über ihn. Der Boss von knapp 800 Angestellten arbeitet immer wieder an anderen Orten im Büro, vom Sofa bis zur Küche. So gibt er den Leuten die Möglichkeit, auf ihn zuzugehen und Fragen zu stellen.

Studiumabbruch

Nach seiner Schulzeit studierte Altman Informatik an der Stanford University in Kalifornien. Später sagte er, dass er beim Pokerspielen mit Kommilitonen mehr gelernt habe als beim Besuch der Vorlesungen. Nach zwei Jahren brach er das Studium ab, um sich um das von ihm mitgegründete Unternehmen Loopt zu kümmern.

2012 verkauften die Gründer die App für 43,4 Millionen Dollar (40,8 Millionen Franken). In dieser Zeit traf Altman auf seine zwei grössten Mentoren. Peter Thiel (56), deutsch-US-amerikanischer Mitgründer von Paypal, investierte einen zweistelligen Millionenbetrag in seinen neuen Risikokapitalfonds. Nahestehende sagen, dass Thiels Herangehensweise den ChatGPT-Gründer geprägt hat.

Dasselbe kann man von Paul Graham (59) behaupten. Altman startete als Teilzeitarbeitender in dessen Gründungszentrum Y Combinator, das Start-ups mit Geld und Ratschlägen unterstützt. 2014 wurde er Präsident des Unternehmens. Graham schreibt über seinen Freund: «Man könnte ihn auf eine Insel voller Kannibalen abwerfen und in fünf Jahren zurückkommen, und er wäre der König.»

Ungebremste Ambitionen als Hindernis

Vergessen wir die Insel. Sams jetzige Welt ist OpenAI. 2015 gründete er sie, 2019 verliess er Y Combinator, um sich voll um sein Baby zu kümmern. Altman glaubt fest daran, dass KI der Menschheit vor allem helfen kann. Kein Wunder, schrieb er schon vor drei Jahren in einem Blogpost: «Der technologische Fortschritt, den wir in den nächsten 100 Jahren machen, wird weitaus grösser sein als alles, was wir gemacht haben, seit wir das Feuer kontrolliert und das Rad erfunden haben.»

Altman sieht Dinge grösser und langfristiger, ist unglaublich ehrgeizig und arbeitet zielstrebig in Richtung dieser Vorstellungen. Und trotzdem, seine Ambitionen stehen dem Tech-Enthusiasten bisweilen im Weg.

So erscheint der Sportwagenliebhaber, der gerne auch Überlebenstrainings absolviert, zum Teil ungeduldig, schroff und überlegen gegenüber anderen IT-Giganten. Es sind keine ungewohnten Eigenschaften bei CEOs von Start-ups aus dem Silicon Valley. Der enge Partner und Geldgeber Microsoft soll dies am meisten zu spüren bekommen.

Davos statt San Francisco

Dennoch, Altman ist in seinen Kreisen sehr beliebt. Als ihn der Vorstand von OpenAI vor eineinhalb Monaten als CEO entfernte, drohten 700 Angestellte mit der Kündigung, falls Sam Altman nicht wieder eingestellt würde. Fünf Tage später wurde er als neuer alter CEO angekündigt.

Diese Woche steht die Weltbühne für einmal nicht in San Francisco (US), sondern im verschneiten Bündnerland. Dass sich der ChatGPT-Gründer bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in der Schweiz mit dem einen oder anderen Politik-Schwergewicht trifft, ist gut möglich. Wie er sich dabei anstellt, wird sich zeigen.

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