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Chips und Bier frei Haus in 10 Minuten
Blitzlieferdienste wollen die Schweiz erobern

Ausgerechnet das Wichtigste im Supermarkt vergessen? Gemütlich auf dem Sofa, aber die Packung Chips fehlt? Diese Lieferdienste versprechen Abhilfe: Sie bringen das gewünschte Produkt innerhalb weniger Minuten nach Hause.
Publiziert: 24.05.2021 um 01:39 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2021 um 11:00 Uhr
Franziska Scheven

Beim Grillen geht das Bier aus? Oder für den Kuchen fehlt der Zucker? Das ist ärgerlich und oft mit dem unbeliebten Gang zum nächsten Supermarkt verbunden. Nun kommt die gute Nachricht: Quick-Commerce-Lieferdienste («schneller Handel») bringen die fehlenden Produkte innerhalb einer Stunde nach Hause.

«Wir liefern kleinere Einkäufe zwischendurch, also Dinge, die einem gerade noch fehlen oder auf die man plötzlich Lust hat», sagt Valora-Sprecherin Christina Wahlstrand, die mit Avec Now genau diesen Service anbietet. Blick zeigt, wo die schnellen Lebensmittelkuriere in der Schweiz unterwegs sind. Vor allem Zürcher dürfen sich schon mal freuen.

Platzhirsch ist Shoplino

Der Platzhirsch am Markt ist Shoplino. Seit acht Jahren liefert der Gründer Agackesen Ilker (31) mit seinem Team kleinere Einkäufe an insgesamt 20'000 registrierte Kunden in der Stadt Zürich und Umgebung, einschliesslich Kloten und Dübendorf. Bis zum Ende des Jahres will er im Kanton zudem Winterthur, Wädenswil, Thalwil und Adliswil erobern.

Der kleine Einkauf zwischendurch soll in Zukunft geliefert werden. Mehrere blitzschnelle Lieferdienste bringen dem Kunden die Ware in weniger als einer Stunde nach Hause.
Foto: Keystone
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«Unsere typischen Kunden feiern in kleinen Gruppen zu Hause, und es gehen ihnen die Getränke und Snacks aus», sagt Agackesen. Die Mindestbestellsumme liegt bei 28 Franken und die Liefergebühr beträgt 5.90 Franken.

In Zukunft soll sich das ändern: «Unternehmen wie Gorillas sind unser Vorbild. Wir wollen preislich attraktiver werden und expandieren.» Das Berliner Unternehmen bringt Chips, Zigaretten oder Butter bereits nach zehn Minuten zum Kunden – ohne Mindestbestellwert und in fast allen grossen deutschen Städten.

Stash will wie Gorillas werden

Dem Gorillas-Konzept kommt in der Schweiz das Start-up Stash aus Zürich am nächsten. Allerdings wird bisher nur in den Zürcher Kreisen 4 und 5 geliefert. Stash arbeitet mit einem eigenen Lager, von wo es die alltäglichen Produkte innerhalb von zehn Minuten ausliefert.

Genau wie bei Gorillas gibt es hier keine Mindestbestellmenge und auch kein Lieferfenster. Das Ziel der Gründer auch hier: die ganze Schweiz erobern.

Jack Daniel's in Winterthur

Bringr aus Dietikon ZH hat ebenfalls grosse Pläne. «Wenn wir bis Ende 2022 die ganze Deutschschweiz abdecken, sind wir zufrieden», heisst es bei der Okumus GmbH führt. Bisher liefern sie Lebensmittel in den Kantonen Zürich und Aargau sowie in Teilen von Schaffhausen und St. Gallen.

«Es gibt regional grosse Geschmacksunterschiede», heisst es weiter. «In Winterthur verkauft sich der Jack-Daniel's-Whiskey besonders gut, in Dietikon hingegen überhaupt nicht. Hier kaufen die Leute dafür umso mehr Jim-Beam-Whiskey.» Der Mindestbestellwert bei Bringr beträgt 35 Franken.

Noch braucht es mindestens 45 Minuten

Teilweise schon mit einem grösseren Lieferradius: Avec Now. Innerhalb von 60 Minuten wird die Ware von den Valora-Kiosken an die Kunden in den Kantonen Obwalden, Zürich und Bern geliefert. Auch hier setzt man auf Expansion. «Ein Roll-out in andere Gebiete der Schweiz ist geplant», sagt Wahlstrand.

Aussuchen kann der Kunde bei Valora unter insgesamt 2500 Produkten. «Typische Kategorien, die bestellt werden, sind Getränke, Snacks, Brot und Backwaren, Obst oder Milchprodukte», so Wahlstrand. Der Mindestbestellwert: 20 Franken.

Alles steht auf Expansion

Etwas schneller, aber bisher nur in der Romandie und im Tessin erhältlich sind die Lieferungen des Genfer Start-ups Smood. Schwerpunkt bei Smood waren bisher Take-away-Auslieferungen. Nun bringen die Kuriere auch vermehrt Lebensmittel nach Hause.

«Bei uns sind die Verkaufsschlager in der Regel frische Lebensmittel wie Avocados, Bananen und Poulet», sagt Luise Kull (30), Marketing-Managerin bei Smood. Die insgesamt 600 Lieferanten kaufen die Ware bei der Migros ein und bringen sie dann zum Kunden. «Es ist geplant, den Lieferdienst diesen Sommer in der Deutschschweiz einzuführen», sagt Kull.

Konkurrenz schläft nicht

Auch die Grossen wollen in das Mini-Liefergeschäft einsteigen: Hey Migrolino von der Migros testet den Service gerade in Zürich. Auch hier gilt: Bis zum Mindestbestellwert von 20 Franken erhebt der Dienst eine Liefergebühr von sechs Franken.

Die Konkurrenz aus dem Ausland schläft auch nicht. Die Gründer von Gorillas wollen sich das Schweiz-Geschäft nicht entgehen lassen. Seit einer Woche haben sie die Position «Head of Expansion – Switzerland» («Leiter Expansion Schweiz») ausgeschrieben.

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