Corona-Krise schlägt voll durch
Die grosse Pleite-Welle kommt in wenigen Monaten

Noch ist die Zahl der neuen Konkurse relativ gering. Der Grund: Viele Firmen profitieren noch von staatlichen Unterstützungen. Das dürfte sich aber schon bald ändern. Dann steigen auch die Entlassungen an.
Publiziert: 07.07.2020 um 11:53 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2020 um 07:18 Uhr
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erwartet weit über 200'000 Arbeitslose im laufenden Jahr. Vor der Corona-Krise waren gegen 120'000 ohne Arbeit.
Foto: Keystone
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In der Schweiz sind im ersten Halbjahr weniger Firmen Konkurs gegangen. Der Grund dafür sind die vom Bundesrat zur Bewältigung der Corona-Krise beschlossenen Massnahmen im Betreibungswesen. Doch man soll sich nicht zu früh freuen: Mit dem Wegfall des Schutzschildes dürften sich die Firmenpleiten bald mehren.

Konkret gingen im ersten Halbjahr 3098 Firmen in Konkurs, wie der Gläubigerverband Creditreform am Dienstag mitteilte. Das sind knapp 14 Prozent weniger als im letzten Jahr. In den letzten vier Monaten allein betrachtet seien sogar rund ein Viertel weniger Konkurse gezählt worden.

Die Insolvenzen, also die Konkurse wegen Zahlungsunfähigkeit, nahmen dabei in den Monaten Januar bis Juni um 16 Prozent auf 2162 ab. Derweil standen 936 Konkurse im Zusammenhang mit dem Artikel 731b des Obligationenrechts (Organisationsmängel etc.). Das sind 8,1 Prozent weniger.

Die Arbeitslosigkeit dürfte in den nächsten Monaten stark ansteigen.
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Weniger Konkursverfahren ausgelöst

Der Rückgang der Konkurse überrascht die Creditreform-Experten nicht. Schliesslich sei mit den Sofortmassnahmen des Bundes ein vorübergehender Rechtsstillstand im Betreibungswesen beschlossen worden. Somit wurden weniger Konkursverfahren ausgelöst. Reisebüros können beispielsweise gar erst ab dem 1. Oktober betrieben werden. Bei Firmen aus anderen Branchen ist das bereits jetzt möglich.

Bei Creditreform wird nach dem Wegfall des Rechtsstillstands mit einer deutlichen Zunahme der Konkurse in den kommenden Monaten gerechnet. Das lasse sich auch mit den grossangelegten Hilfsmassnahmen wie Überbrückungskrediten, Kurzarbeit oder den Hilfen für Selbständigerwerbende nicht verhindern.

Zu wenig Reserven

Prognosen dazu, wie viele Firmen noch in diesem Jahr Pleite gehen werden, macht der Gläubigerverband keine. Es dürften aber vor allem jene Firmen den Gang zum Konkursrichter machen, welche über zu wenig Reserven verfügten.

Derweil haben laut Creditreform bislang nur sechs Firmen von der vom Bundesrat geschaffenen Covid-19-Stundung Gebrauch gemacht. Mit diesem Instrument sollen insbesondere KMU gerettet werden, die wegen der Corona-Krise mit Liquiditätsproblemen kämpfen. Ihnen soll vor allem rasch und unbürokratisch eine Stundung von drei Monaten gewährt werden, ohne dass ein Sanierungsplan vorliegen muss.

Die Zahl der Privatkonkurse sank im Halbjahr den Angaben zufolge um knapp 4 Prozent auf rund 3966. Auch hier kommen die Schutzmechanismen des Bundes zum Tragen. Die Gefahr, durch den Verlust der Arbeitsstelle die laufenden Verpflichtungen nicht mehr erfüllen zu können, werde aber in naher Zukunft steigen, warnt Creditreform.

Weniger Firmengründungen

Mit Corona sind in der ersten Jahreshälfte weniger Firmen neu im Handelsregister eingetragen worden. Die Zahl der Neueintragungen ging um 3,4 Prozent auf 21'951 zurück. Zieht man davon die Löschungen aus dem Register ab, ergibt sich per Saldo ein Nettowachstum an Firmen von 7285. Das sind 1,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

Vor allem im April sei den Unternehmern die Lust auf Selbstständigkeit vergangen, so die Mitteilung. In diesem Monat sei ein Viertel weniger neue Firmen im Handelsregister eingetragen worden als noch im April 2019. Und auch im Mai lag der Wert unter Vorjahr.

Doch nun scheint sich die Stimmung mit Blick auf die Firmengründungen aufzuhellen. Im Juni kletterten die Neueintragungen im Handelsregister um 24 Prozent in die Höhe. Trotzdem rechnet man bei Creditreform im Gesamtjahr 2020 mit einem Rückgang der Neueintragungen um 3,2 Prozent auf 43'200 Firmen. (pbe/SDA)

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