CS-Beschattungsskandal eskaliert
Jetzt will es die Finma ganz genau wissen

Neue Entwicklungen in der Beschattungsaffäre rund um die Grossbank Credit Suisse rufen die die Bankenaufseher auf den Plan: Die Finanzmarktaufsicht Finma setzt einen unabhängigen Prüfbeauftragten bei der Grossbank ein.
Publiziert: 20.12.2019 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 19:04 Uhr
CS-Konzernchef Tidjane Thiam.
Foto: Keystone/Ennio Leanza
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Christian Kolbe

Die Finma zieht die Schraube an: Die Finanzmarktaufsicht setzt bei der Credit Suisse einen unabhängigen Prüfbeauftragten ein. Offenbar haben die Entwicklungen der letzten Tage die Finma veranlasst, bei der Grossbank noch genauer hinzuschauen.

Dieser sogenannte Prüfbeauftragte ist eine spezialisierte Anwaltskanzlei, die von der Finma mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet ist. Der Prüfbeauftragte kann alle Unterlagen anfordern, die für die Erfüllung der Aufsichtstätigkeit notwendig sind. Die Finma setzt dabei auch aus Kapizitätsgründen auf externe Kräfte.

Zweite Beschattung

Vor allem das Auffliegen einer weiteren Beschattung durch Enthüllungen der «Neuen Zürcher Zeitung» dürfte das verschärfte Interesse der Finma geweckt haben. Am Montag hatte die NZZ berichtet, dass der damalige Personalchef Peter Goerke (57) im Februar 2019 drei Tage lang verdeckt überwacht.

Mit dieser Erweiterung ihrer laufenden eigenen Untersuchungen sollen aufsichtsrechtlich relevante Fragen zu den Grundsätzen der Unternehmensführung bei der Bank geklärt werden. Diese Fragen stellten sich im Zusammenhang mit den Beschattungsaktivitäten, mit dem Informationsverhalten der Bank in der Affäre sowie der Nutzung von elektronischen Kommunikationsmitteln.

CS will am Montag informieren

Die Finma wird die Öffentlichkeit über den Abschluss ihrer Untersuchung informieren. Das könnte allerdings dauern, sagt die Finma: Erfahrungsgemäss nähmen solche Untersuchungen mehrere Monate in Anspruch.

Doch die Finma könnte von den Ereignissen überholt werden: Wenige Minuten nach der Behörde veröffentlichte die CS ein knappes Statement. Darin kündigt die Bank am Montag die Veröffentlichung der Resultate ihrer eigenen Untersuchung an. Die CS hatte diese Untersuchung nach den Enthüllungen in der NZZ eingeleitet.

Thiam und Rohner im Fokus

Mit dieser Entwicklung geraten Konzernchef Tidjane Thiam (57) und Präsident Urs Rohner (60) erneut in den Fokus, nachdem sie die Überwachung eines anderen CS-Managers im Herbst als isoliertes Ereignis bezeichnet hatten. Im September war der Chef des Internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts, Iqbal Khan (43), beschattet worden.

Khan hatte im Juli seinen Abgang bei der CS verkündet. Nur um knapp drei Monate später als Co-Chef der Vermögensverwaltung UBS seinen neuen Job anzutreten. Seither rätselt die Öffentlichkeit darüber, warum der Topbanker nach so kurzer Zeit bereits bei der grössten Konkurrentin antreten durfte.

Bereits damals leitete die CS eine Untersuchung ein, die schliesslich zum Abgang von zwei Top-Managern führte. So übernahm Thiams Vertrauter, der für das operative Geschäft zuständige Pierre-Olivier Bouée (48), die Verantwortung für die Ereignisse und trat zurück.

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