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CS holt First Boston aus Mottenkiste
Als die CS noch über 200 Millionen Ablöse für Top-Banker zahlte

Die Credit Suisse belebt ihre alte Investmentbank CS First Boston wieder. Der Name steht für eine Zeit, als die Wall Street für Salär- und Ablöseexzesse und die Spekulationsblasen bekannt war.
Publiziert: 27.10.2022 um 13:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2022 um 08:14 Uhr
Martin Schmidt

Die Investmentbank der Credit Suisse hat den Glanz alter Tage schon lange verloren. Der Geschäftsbereich ist zu einer regelrechten Geldvernichtungsmaschine verkommen. Sie wird nun in Teilen ausgelagert, wie die Grossbank am Donnerstagvormittag mitteilte. Die Credit Suisse plant einen radikalen Umbau, bei dem das Investmentbanking die Erfolgsrechnung nicht weiter in den tiefroten Bereich stürzen soll.

Die neue Investmentbank wird unter dem Namen CS First Boston laufen. Damit holt die Credit Suisse eine alte Marke aus der Mottenkiste, die sie eigentlich 2006 eingestampft hatte. Damals wollte die Bank alle Geschäftsbereiche unter einer Marke vereinen. Jetzt erfolgt der Schritt zurück.

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Ablösesummen wie im Fussball

Ihre Anfänge nahm die Investmentbank CS First Boston (CSFB) 1978, als die Credit Suisse mit der First Boston Corporation zusammenspannte – ursprünglich noch unter dem Namen Financière Crédit Suisse-First Boston.

Die Credit Suisse belebt ihre einstige Investmentbank CS First Boston wieder.
Foto: Getty Images
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Die CSFB steht für eine bewegte Geschichte voller Höhen und Tiefen, in der Top-Leute hohe zweistellige Millionengehälter erhielten – und für einen Top-Banker eine «Ablösesumme» von gerüchteweise 225 Millionen Dollar bezahlt wurde. Eine astronomische Summe, die damals sogar an der Wall Street herausstach und wie sie im heutigen Fussballzirkus erst einmal beim Transfer von Neymar erreicht wurde. Der Brasilianer wechselte 2017 für 222 Millionen Euro von Barcelona zu Paris Saint-Germain.

1989 übernahm die Credit Suisse die Mehrheit an der CSFB und half ihr aus einer schweren finanziellen Schieflage. Zuvor hatte die CSFB eine teure Firmenübernahme finanziert, konnte jedoch mehrere Hundert Millionen Dollar nicht zurückzahlen. 1996 kaufte die CS dann die gesamten Anteile auf.

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Mehrheit bleibt bei der CS

In den 1990ern und frühen 2000er-Jahren spielte die CSFB im Investmentbanking bei hochriskanten Deals vorne mit. Top-Banker konnten in kurzer Zeit Hunderte Millionen gewinnen – oder genauso viel und mehr in den Sand setzen. Einer dieser Wundermänner war Frank Quattrone (67), denn die CSFB 1998 für angeblich 225 Millionen Dollar von der Deutschen Bank holte. Quattrone soll 40 Millionen pro Jahr und innerhalb von drei Jahren Boni in dreistelliger Millionenhöhe eingestrichen haben.

Dieselbe Risiko-Mentalität hatte der CS im Investmentbanking in den letzten Jahren beim Hedgefonds Archegos und bei den Greensill-Fonds Milliarden-Verluste eingebrockt. Mit der Wiederbelebung von CS First Boston – an der die CS weiterhin die Mehrheit halten wird – soll nun alles besser werden. Gemäss CS wird sich zudem ein «respektabler» Investor mit 500 Millionen beteiligen. Aus dem Namen macht die Bank noch ein Geheimnis.

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