Das erste Interview mit dem designierten SRG-Präsidenten Jean-Michel Cina (53)
«Die No-Billag-Initiative müsste No-SRF-Initiative heissen»

Jean-Michel Cina wird Präsident der SRG. Im Interview äussert sich der Walliser CVP-Politiker erstmals zu seiner Lieblingssendung, der No-Billag-Initiative und der Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Publiziert: 05.07.2016 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:11 Uhr
Jean-Michel Cina (53) wurde am Freitag als neuer SRG-Präsident vorgestellt. Der Walliser übernimmt das Amt im nächsten Frühling.
Foto: MARCEL BIERI
Moritz Kaufmann

Ihre SRF-Lieblingssendung?
Meine Lieblingssendung wäre Schweiz-Portugal gewesen – wenn Xhaka gegen Polen nicht verschossen hätte!

Gibt es etwas, das Sie als SRF-Konsument vermissen?
Der Fussball-Fan mag mehr Fussball, der Volksmusik-Fan mehr Volksmusik. Jeder will, dass seine Vorlieben öfter vorkommen.

Braucht es sechs deutschsprachige Radiosender?
Als früher ein Generaldirektor die «Musikwelle» wegsparen wollte, gab es einen Aufschrei. Jeder Sender hat sein Publikum, das dieses Radio mag und heftig protestieren würde, wollte man es ihm wegnehmen.

Soll SRF im Internet werben dürfen?
Minimal darf sie das schon heute. Sie kann in einem Live-Stream Werbespots schalten. Stellt sie Sendungen ins Internet, erscheint dort der Sponsor. Unter den jetzigen Marktbedingungen ist das in Ordnung so.

Was kann die SRG, das private Medien nicht können?
Vieles! Es produziert fast nur Sendungen, die für Private nicht rentabel wären. Es sorgt dank Querfinanzierung aus der Deutschschweiz für gute Programme in der französischen, italienischen und rätoromanischen Schweiz. Es unterstützt Schweizer Filme und Serien jedes Jahr mit 40 Millionen Franken. Und es ist unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Interessen.

Junge Leute schauen immer weniger TV. Wie reagieren?
Bei Schweiz-Polen war die halbe Schweizer Jugend vor dem Kasten! Aber für viele junge und alte Menschen ist der kleine Smartphone-Bildschirm wichtiger als der grosse Fernseher. Also macht die SRG Videos auch für die kleinen Bildschirme.

Wo soll die SRG soll sparen?
Sie spart massiv, gerade baut sie 250 Stellen ab. Sie hat in fünf Jahren 12 Prozent des Budgets von der Administration ins Programm verlagert. In der europäischen Radio- und TV-Branche gilt sie als besonders effizient. Und wird da weiter zulegen.

Ein Satz zur No-Billag-Initiative?
Sie müsste No-SRG-Initiative heissen: Diese Volksinitiative verlangt, dass es nur noch kommerzielles Radio und TV gibt. Wollen das die Schweizerinnen und Schweizer?

Die SRG wird immer häufiger kritisiert? Warum?
Die einen möchten eben alles privatisieren – selbst ein schlechtes privates Angebot ist ihnen lieber als ein gutes öffentliches. Andere wollen immer mehr Kontrolle über die Medien, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Und weitere Kritiker sagen: Ich zahle nur für das, was ich nutze – doch das ist das Gegenteil des eidgenössischen Gedankens.

Sollen Sportanlässe wie die Euro oder die Olympiade auf SRF zu sehen sein?
Wo denn sonst? Im Bezahl-TV würde der Zuschauer massiv zur Kasse gebeten. Die Italiener können ihren Fussball nur im Pay-TV sehen, sie zahlen allein für das Fussball-Paket so viel Geld wie die gesamte Radio- und TV-Gebühr in der Schweiz.

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