Das sagen Wirte zur Zertifikatspflicht
«Polizei müsste Stichproben machen»

Blick hat Gastwirte zur möglichen Zertifikatspflicht befragt. Der Tenor: Es ist eine einschneidende Massnahme, aber nicht alle befürchten das Schlimmste für die Branche.
Publiziert: 25.08.2021 um 19:32 Uhr
Christian Kolbe

Geht es nach Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (59), drohen nichts weniger als eine Spaltung der Gesellschaft und dramatische Umsatzeinbussen für die Gastrobranche, sollte der Bundesrat tatsächlich die Zertifikatspflicht für den Besuch im Restaurant einführen.

Von Blick befragte Gastronomen im Grossraum Zürich sehen der Ankündigung des Bundesrats deutlich entspannter entgegen, wenn auch teilweise durchaus kritisch.

Kontrolle ist machbar

Sehr unbeschwert geht Atschalina Stéphani (27) mit der Zertifikatspflicht um, im Ausland hat sie damit gute Erfahrungen gemacht. «Ich komme eben zurück aus Frankreich, dort haben alle das Zertifikat mit dem QR-Code auf dem Handy. Das gehört einfach dazu», sagt die Geschäftsführerin von Frisk Fisk im Zürcher Niederdorf. «Ich traue es uns zu, dass wir es schaffen, mit einer Scan-App die Zertifikate zu kontrollieren.»

Ernst Bachmann vom Restaurant Muggenbühl befürchtet Schwierigkeiten bei der Kontrolle: «Da müsste dann schon die Polizei vorbeikommen und Stichproben machen.»
Foto: Dominique Meienberg
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Die Kontrolle ist also kein Problem, glaubt Stéphani, Umsatzeinbussen befürchtet sie nicht: «Die Gäste werden sich an die Zertifikatspflicht gewöhnen, so vielleicht sogar wieder mehr in den Innenräumen konsumieren.»

Rückschlag für die Branche

Diesen Optimismus teilt Gregor Smolinsky (44) nicht: «Ich sehe das sehr problematisch. So findet eine Selektion der Gäste statt, da sich nicht alle impfen lassen wollen – oder können», befürchtet der Pächter des Restaurants Sihlhalde in Gattikon ZH.

Die drohende Folge: weniger Gäste und weniger Einnahmen. «Diese Zertifikatspflicht ist ein weiterer Rückschlag für die Gastrobranche», sagt Smolinsky. Einzig die Kontrolle der Zertifikate sei machbar, aber eben auch zeitaufwendig.

Da ist Ernst Bachmann (75) skeptischer. Er sieht die Kontrolle als die grösste Herausforderung. «Da kommt eine Riesensache auf uns zu – wie soll ich die Zertifikate alle kontrollieren?», fragt sich der Präsident von Gastro Zürich. Und formuliert einen radikalen Gedanken: «Da müsste dann schon die Polizei vorbeikommen und Stichproben machen.»

Mehr Fairness für Wirte

Bachmann sieht ein weiteres Problem: «Ich kann mein Personal nicht zwingen, sich impfen zu lassen. Das heisst, Ungeimpfte mit Maske werden geimpfte Gäste bedienen. Das macht keinen Sinn», sagt der Wirt der Muggenbühl-Gaststuben in Zürich-Wollishofen.

Einmal mehr muss die Gastrobranche die Fehler anderer ausbügeln: «Das finde ich unfair», so Bachmann. «Die Leute haben sich in den Ferien angesteckt – und wir Gastwirte müssen als Erste für zusätzliche Massnahmen den Kopf hinhalten.»

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