Den 131 Kündigungen folgen erste Schliessungen am Wochenende
So kalt fertigen die Vögele-Chefs ihr Personal ab

Die Schuhkette Vögele Shoes bestätigt nach der Kündigungswelle erste Filialschliessungen am kommenden Wochenende. Dass den Mitarbeitenden schriftlich nicht gedankt wurde, bezeichnet der Vögele-Chef als «Schönheitsfehler».
Publiziert: 07.12.2022 um 00:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2022 um 06:47 Uhr

Es rappelt gewaltig im Schuhkarton bei Vögele Shoes. 131 Angestellte des St. Galler Traditionsunternehmens – die Kette ist pleite – halten nun die schriftliche Kündigung in den Händen. Einen Standardbrief. Dieser liegt auch Blick vor.

Die Betroffenen sind konsterniert, enttäuscht und sauer auf ihren Arbeitgeber. Im Kündigungsschreiben gibt es kein einziges Dankeswort zum Abschied, keine Wertschätzung für Geleistetes, keine guten Wünsche.

Lediglich eine Aufzählung von Formalitäten: «Wir weisen dich darauf hin, dass der Unfallversicherungsschutz 31 Tage nach dem Ende des Anspruchs auf Lohnzahlung endet. Erkundige dich bei deinem neuen Arbeitgeber oder bei der privaten Krankenversicherung, um das Unfallrisiko einzuschliessen.»

Blick machte letzte Woche die definitive Pleite von Vögele Shoes bekannt.
Foto: PIUS KOLLER
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Eine Abfindung? Fehlanzeige!

Die langjährige Mitarbeiterin S. B.*, zuletzt Leiterin von vier Vögele-Läden, zu Blick: «Konkurse gibt es immer wieder. Aber die Art und Weise, wie die Vögele-Chefs selbst langjährige Mitarbeitende eiskalt vor die Türe setzen, ist eine Schweinerei.» Eine Abfindung? Fehlanzeige!

Die Mitarbeiterin hat Glück und bereits wieder einen Job. Vögele-Mitarbeiter K. K.* geht es weniger gut. «Ich weiss nicht, ob meine Filiale morgen noch offen ist», sagt K. Die Personalabteilung sei nicht mehr zu erreichen.

Altgediente Vögele-Verkäuferinnen, die wenige Jahre vor der Pensionierung stehen, zittern. «Ich bin 62 Jahre alt, habe zwölf Jahre für Vögele Shoes gearbeitet», sagt V. W.* zu Blick. «In meinem Alter finde ich doch nichts mehr. Das macht mir Angst.»

Vögele Shoes in Davos GR: Totalausverkauf.
Schliessungen laufen gestaffelt ab

Die deutschen Vögele-Chefs machen keine halben Sachen: Nur wenige Tage nachdem sie den 131 Angestellten die Kündigung per Einschreiben ins Haus geschickt haben, geben sie den Schliessungsplan für die letzten 27 Filialen bekannt. Laut dem internen Memo, das Blick vorliegt, schliessen Anfang Dezember 17 Filialen. Am 17. Dezember gehen die Läden von sieben weiteren Filialen zu. Alles muss raus. Per sofort beginnt der Liquidationsverkauf, «die Rabatte werden gemäss dem verfügbaren Angebot angepasst», heisst es auf Anfrage. Die Filialen in Uznach SG, Wil SG und Emmen LU verkaufen noch bis ins neue Jahr. Sie empfangen die Kundschaft zum letzten Mal am 7. Januar. Dann ist Schluss. Die Marke Vögele verschwindet endgültig aus den Einkaufsstrassen.

Vögele Shoes in Davos GR: Totalausverkauf.

Die deutschen Vögele-Chefs machen keine halben Sachen: Nur wenige Tage nachdem sie den 131 Angestellten die Kündigung per Einschreiben ins Haus geschickt haben, geben sie den Schliessungsplan für die letzten 27 Filialen bekannt. Laut dem internen Memo, das Blick vorliegt, schliessen Anfang Dezember 17 Filialen. Am 17. Dezember gehen die Läden von sieben weiteren Filialen zu. Alles muss raus. Per sofort beginnt der Liquidationsverkauf, «die Rabatte werden gemäss dem verfügbaren Angebot angepasst», heisst es auf Anfrage. Die Filialen in Uznach SG, Wil SG und Emmen LU verkaufen noch bis ins neue Jahr. Sie empfangen die Kundschaft zum letzten Mal am 7. Januar. Dann ist Schluss. Die Marke Vögele verschwindet endgültig aus den Einkaufsstrassen.

Der Rauswurf knapp ein Jahr vor der Pensionierung macht ihr zu schaffen. «Es ist respektlos, wie Vögele Shoes mit uns altgedienten Mitarbeiterinnen umgeht.» V. W. hat in den Filialen Wetzikon ZH, Volketswil ZH und Hinwil ZH gearbeitet. «Und jetzt geht einfach alles zu.»

Was passiert mit den 534'750 Franken?

Christian Müller, VR-Präsident der Karl Vögele AG, betont, den Mitarbeitenden mündlich ihren Einsatz verdankt zu haben. «Der fehlende schriftliche Dank ist definitiv ein Schönheitsfehler», sagt er zu Blick. «Wir entschuldigen uns dafür.» Personal-Fachleute seien um individuelle Lösungen mit den Betroffenen besorgt.

Ob da doch noch Abfindungen drin sind? Blick liegt eine Mitarbeiterinformation vom 5. Mai 2022 vor. Darin hält die Vögele-Jubiläumsstiftung fest, dass «ein Vermögen von 524'750 Franken für allfällige Entlassungen aus wirtschaftlichen Gründen verwendet werden kann».

Mitarbeiter zweifeln. Sackt VR-Präsident Müller das ganze Geld jetzt persönlich ein? «Ich stehe nicht auf dem Verteilplan», versichert Müller. Das Geld habe mindestens allen dieses Jahr gekündigten Mitarbeitenden zugutezukommen. Wann und in welcher Form dies geschieht, sei noch offen.

*Name der Redaktion bekannt

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