Der oberste Banker Marcel Rohner im Interview
«Gleichgewicht auf dem Finanzplatz ist nach wie vor da»

Die Bankiervereinigung steht hinter der Übernahme der CS durch die UBS. Präsident Marcel Rohner befürchtet durch die neue Mega-Grossbank kein Ungleichgewicht auf dem Finanzplatz.
Publiziert: 21.03.2023 um 21:28 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Kurz wurde Marcel Rohner (58) etwas sauer, als ihn ein Journalist mit seinem Namensvetter Urs (63) verwechselte. Urs Rohner ist der langjährige Ex-Präsident der untergegangenen Credit Suisse, Marcel Rohner der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung. Diese hatte zur Jahresmedienkonferenz geladen, mit einem einzigen Traktandum: Das Ende der CS und die Folgen für den Finanzplatz.

Allerdings war dazu nicht viel zu erfahren, denn auch der oberste Banker der Schweiz stand wie die meisten anderen Menschen in der Schweiz an der Seitenlinie, als übers Wochenende in kleinem Kreis die zweite grösste Schweizer Bank versenkt wurde.

Dabei hat Rohner einiges an Krisenerfahrung, war er doch Chef der UBS, als diese vom Staat gerettet wurde. Im Gespräch mit Blick TV verteidigt Rohner die Übernahme der CS und erinnert sich an die Rettung der UBS.

Marcel Rohner bewertet die CS-Übernahme durch die UBS positiver als viele seiner Kolleginnen und Kollegen.
Foto: keystone-sda.ch
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Blick: Hatten Sie übers Wochenende ein Déjà-vu?
Marcel Rohner: Sogar eine ganze Reihe Déjà-vus. Es gibt doch einige Parallelen zu damals, aber auch ein paar Unterschiede. Ich leide vor allem mit all den Entscheidungsträgern mit, die mit grosser Dringlichkeit unter grosser Ungewissheit vorausschauend sehr wichtige Entscheidungen treffen mussten. Ich bin froh, dass sie den Mut zu dieser Lösung hatten und damit den Schaden vom Finanzplatz abwenden konnten.

Wie läuft so etwas ab?
Man fokussiert sich auf die Aufgabe und versucht alles andere auszublenden. Es geht darum, die Situation so objektiv und nüchtern wie möglich zu analysieren und dann einen Entscheid zu fällen und diesen auch durchzuziehen.

Steht die Bankiervereinigung hinter der Übernahme der CS durch die UBS?
Die involvierten Entscheidungsträger haben in dieser Extremsituation die Lösung gewählt, die den Schaden für den Finanzplatz minimiert und das Vertrauen möglichst schnell wieder herstellt.

Ein Finanzplatz mit einem Koloss, der über allem thront – kann das gut gehen?
Es gibt viele Länder, die haben keinen grossen internationalen Player, andere haben auch nur einen. In der Schweiz gibt es neben der fusionierten USB/CS viele erfolgreiche Banken – lokale, nationale und auch international tätige. Das Gleichgewicht auf dem Finanzplatz ist nach wie vor da.

Wie gross ist Reputationsschaden für den Finanzplatz?
Der Reputationsschaden ist durch diese Übernahme weitgehend abgewendet worden. Natürlich ist so eine Situation nicht vorteilhaft, da kommen Fragen und auch Zweifel auf. Aber genau das war der Sinn dieser Transaktion, dass möglichst schnell Sicherheit und Vertrauen wieder hergestellt sind.

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