Deshalb lief Überwachung aus dem Ruder
Ex-CS-Banker Khan soll von Beschattung gewusst haben

Neue Wende im Fall Khan: Der abtrünnige CS-Banker wurde offenbar aus der Bank heraus über seine Überwachung informiert. Das würde erklären, warum diese Aktion so kläglich scheiterte.
Publiziert: 11.11.2019 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2019 um 09:43 Uhr
Christian Kolbe

Mitte September eskalierte die Überwachung des Ex-CS-Bankers Iqbal Khan (43) mitten in der Zürcher Innenstadt beim Restaurant Metropol. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Nationalbank und Paradeplatz gerieten Khan und seine Überwacher von der Detektei Investigo aneinander. Khan war in Begleitung seiner Frau, das Paar soll Todesängste ausgestanden haben.

Nun gibt es eine neue Erklärung, warum die ganze Aktion so aus dem Ruder gelaufen ist: Nicht weil die Detektive schlecht waren, sondern weil Khan informiert war. Und zwar durch einen Informanten weit oben in der Credit Suisse, wie das Online-Portal «Inside Paradeplatz» vermutet.

Sollte sich dieser Verdacht erhärten, würde auch plausibel, warum der neue Co-Chef der UBS-Vermögensverwaltung nach seiner Kündigung Ende Juni bei der CS Personenschutz auf eigene Rechnung organisiert hat.

War Ex-CS-Banker Khan über seine Beschattung informiert?
Foto: UBS
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Investigo wollte Beschattung abbrechen

Gesichert ist nur eins: Der operative Chef der CS, Pierre-Olivier Bouée (48), hat die Überwachung angeordnet, die Mitte September aufgeflogen ist. Dafür musste der Mann, der mit CS-Boss Tidjane Thiam (57) die Karriereleiter hochgeklettert ist, gehen.

Den Auftrag hatte via eines Mittelsmanns die Firma Investigo erhalten, die Khan mit einem Dreierteam beschattete. Alles Routine – bis die Detektive Hinweise erhielten, dass Khan über seine Überwachung möglicherweise Bescheid wusste.

Nicht weil ihm seine Beschatter aufgefallen wären, sondern weil er darüber informiert war. Investigo wollte die Aktion abbrechen, der Mittelsmann drängte auf Fortsetzung, wie «Insideparadeplatz» schreibt.

Neues Auto mit neuem Nummernschild

Die Fortsetzung allerdings verlief unter erschwerten Umständen. Khan fuhr plötzlich ein neues Auto mit neuer Nummer. Die Beschatter kamen ins Rotieren, anstatt zu dritt war plötzlich nur noch einer allein dem Banker auf den Fersen, musste sich mehr exponieren. Und wurde prompt enttarnt.

Wenn Khan tatsächlich über seine Überwachung im Bilde war, konnte er den ganzen Zwischenfall im Herzen des Finanzplatzes am 17. September auch provoziert haben, wie «Insideparadeplatz» vermutet.

Denn der Sicherheitsmann habe sich im Restaurant Metropol befunden, als Khan mit seinem Handy dessen Nummernschild ablichtete. Offenbar versuchte der Detektiv, Khan daran zu hindern, auch vom ihm ein Foto zu machen. Und machte eine Geste, die auch als Handgemenge oder als Versuch, Khan sein Handy zu entreissen, gesehen werden kann.

Khan hat auf alle Fälle eine Strafanzeige eingereicht, die er bis jetzt noch nicht zurückgezogen hat. Sollte diese Sicht der Dinge zutreffen, liegt die Vermutung nahe, dass in der CS mehr Leute von der Sache wussten. Mehr als nur Bouée und der Sicherheitschef, der die Bank ebenfalls verlassen musste.

«Der Auftrag zur Überwachung war falsch und unangemessen.»
6:55
Urs Rohner zum Fall Khan:«Der Auftrag zur Überwachung war falsch und unangemessen.»
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