«Die Situation ist sehr prekär»
Jeder Dritte steht vor der Rente – gehen uns die Busfahrer aus?

Die Personallage in Bussen und Trams ist alarmierend. Viele Fahrer stehen vor der Rente, die Rekrutierung von Nachwuchs gestaltet sich schwierig. Die Unternehmen und der Bund sind gefordert.
Publiziert: 22.07.2024 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 23.07.2024 um 11:27 Uhr
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Schon im März dieses Jahres warnte die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) vor der Personallage. Der Mangel an Busfahrerinnen und Busfahrer sei «schockierend». Neue Berechnungen von Ökonomen der Raiffeisenbank verschlechtern die Aussichten noch weiter. 34,9 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer von Bussen und Trams sind älter als 55 Jahre. Jeder Dritte geht also bald in Rente. Das wirft die Frage auf: Fehlen uns bald die Leute hinter dem Steuer?

«Die Situation ist sehr prekär», erklärt Susanne Oehler. Sie ist Gewerkschaftssekretärin beim SEV. Die Lage sei je nach Region und Unternehmen leicht unterschiedlich, doch grundsätzlich besteht die gleiche Sorge. Aufgrund der knappen Belegschaft sind Unternehmen gezwungen, Gesetze auszureizen. So hätten Arbeitnehmende teilweise lange Wartezeiten und Präsenzzeiten von bis zu 13 Stunden, bis sie ihre Arbeitszeit am Steuer erfüllen. 

Dazu kommt eine weitere Hürde: «Ein Problem ist, dass es kein Reservepersonal gibt», meint Oehler. Die sowieso schon angezettelten Mitarbeitenden müssen für ausfallende Kollegen aus ihrer Freizeit einspringen.

Knapp 35 Prozent aller Bus- und Tramfahrer sind älter als 55 Jahre.
Foto: Keystone
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Ausländisches Personal hilft nicht vollends

Doch wieso möchte zurzeit niemand Busfahrer werden? Die Arbeitszeitmodelle sind nicht wirklich modern. «Für die heutige Generation ist das nicht sehr attraktiv», sagt die Gewerkschaftssekretärin. «Darum müssen Unternehmen wo möglich vermehrt auf ausländisches Personal zurückgreifen.» 

Im Raum Basel stammt so immer mehr Personal aus dem Elsass oder aus Deutschland. Im Busbereich rekrutieren Verkehrsunternehmen allgemein immer mehr Leute aus dem Ostblock.

Doch weil in anderen Ländern dasselbe Problem herrscht, wird die Rekrutierung im Ausland auch nicht einfacher. Die Bedingungen in der Schweiz müssen also wieder attraktiver werden. Dabei ruft die Gewerkschaft vor allem nach der Unterstützung des Bundes. Dieser soll vermehrt in den öffentlichen Verkehr investieren. Denn gespart wird schlussendlich immer beim Personal. Doch auch die einzelnen Unternehmen müssen bei der Rekrutierung einen Schritt nach vorne machen.

Die VBZ wird kreativ

Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) versuchen über die aktuelle Situation Herr der Lage zu werden. «Auch bei uns gibt es in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine grössere Pensionierungswelle», meint Tobias Gees, Verantwortlicher für die Rekrutierung bei den VBZ.

Um den Personalbestand in den Griff zu bekommen, versucht man, kreativ zu werden. «Anfang dieses Jahres lancierten wir eine Kampagne, in der wir aktiv nach Arbeitnehmenden, die über 50 Jahre alt sind, suchten», erklärt Gees. Die Rekrutierung von Jüngeren ist zunehmend schwierig. Der Beruf des Bus- und auch Tramfahrers ist für Quereinsteiger aber attraktiv. Sie werden ab dem ersten Tag der Ausbildung bezahlt. Das macht es für Ältere, die noch einmal einen Jobwechsel anstreben oder in ihrem angestammten Beruf keine Stelle mehr finden, einfacher.

Auch wenn die Kampagne gemäss Tobias Gees gut angeschlagen hat, ist das Problem noch nicht gelöst. «Bus- und Trampersonal suchen wir das ganze Jahr», meint er. Es braucht also noch einiges, dass uns die Leute hinter dem Steuer nicht ausgehen.

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