Sonnencreme bleibt wichtig
Unispitäler testen mRNA-Impfung gegen Hautkrebs

Drei Schweizer Universitätsspitäler planen klinische Tests mit einem Melanom-Vakzin. Wichtig bleiben Schutz und Früherkennung.
Publiziert: 11.06.2023 um 12:14 Uhr
|
Aktualisiert: 11.06.2023 um 15:09 Uhr
Blick_Portrait_1246.JPG
Camille KündigRedaktorin SonntagsBlick

Zum Sommer gehören die Badi, die Glace – und UV-Schutz für die Haut. Denn die Ultraviolettstrahlung des Lichts kann zu Sonnenbrand, Hautalterung und langfristig zu Hautkrebs führen. Die Schweiz gilt dabei als Hautkrebs-Hochrisikoland. Die Anzahl Neuerkrankungen hat sich hierzulande in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt. Aktuell erkranken pro Jahr 25'000 Menschen.

Die Schweiz hält sogar einen Rekord: In keinem anderen europäischen Land trifft es so viele Männer. Laut Krebsliga wird bei rund 3100 Menschen jährlich ein gefährliches Melanom diagnostiziert – für mehrere Hundert Betroffene pro Jahr endet die Krankheit tödlich.

Leben frei von Metastasen

Diese Zahl könnte sich künftig verringern, denn die Forschung macht grosse Fortschritte: Diese Woche berichtete die Westschweizer Zeitung «Le Temps», dass das Genfer Universitätsspital noch dieses Jahr in einer klinischen Studie einen mRNA-Impfstoff gegen Hautkrebs testen will. An der weltweiten dritten Testphase des Moderna-Impfstoffs nimmt auch das Berner Inselspital teil, wie ein Sprecher gegenüber SonntagsBlick bestätigt. Ab wann dies der Fall sein wird, sei zurzeit noch unklar. Laut dem Schweizer mRNA-Pionier Steve Pascolo wird ebenfalls das Universitätsspital Zürich eines der Rekrutierungszentren für die Phase-III-Studie sein.

...andererseits reisen viele Schweizerinnen und Schweizer in sonnige Länder in die Ferien.
Foto: Keystone
1/11

«Die neuen Ergebnisse von Moderna sind vielversprechend», sagt Pascolo. Wird der Impfstoff zusammen mit dem Krebsmedikament Keytruda eingenommen, soll er ein Leben frei von Metastasen für Hautkrebspatienten ermöglichen. Ziel ist es, diese Kombination Patienten mit einem hohen Rückfallrisiko anzubieten. In bisherigen Testergebnissen mit der Kombination wurde das Risiko eines Rückfalls mit Metastasen in anderen Organen als der Haut laut Moderna um 65 Prozent gesenkt.

An einer Melanom-Krebsimpfung mit mRNA wird schon lange geforscht. Bereits 2003 hatte Pascolo die allererste Studie durchgeführt. Neu ist vor allem, dass die Technik in der Pandemie ihren Durchbruch erlebt hat und nun mehr Gelder fliessen. Sehr zur Freude von Pascolo, denn auch gegen andere Krebsarten ist ein Impfstoff vorstellbar. «Synthetische mRNA-Impfstoffe können gegen jede Art von Krebs hergestellt werden. Es laufen zahlreiche klinische Studien, die sich damit befassen.»

Hautkrebs erscheint oft erst nach Jahren

Heute ist Hautkrebs in der Schweiz noch beinahe eine Volkskrankheit. Doch warum die hohen Fallzahlen? Die Gründe sind nicht abschliessend bekannt. Experten vermuten, dass unser Freizeitverhalten dazu beiträgt. Einerseits reisen viele Schweizer in sonnige Länder in die Badeferien, andererseits ist die UV-Belastung in den Bergen hoch. Wasser kann die Wirkung der Strahlen um bis zu 30 Prozent, Schnee sogar um bis zu 90 Prozent verstärken. Ein weiterer Grund könnte laut der Krebsliga sein, dass die gute medizinische Versorgung es ermöglicht, Melanome frühzeitig zu erkennen, und dass diese systematisch im Krebsregister erfasst werden.

Die allgemeine Zunahme der Erkrankungen dürfte mit vergangenen Sünden zu tun haben, sagt Dermatologe Severin Läuchli vom Dermatologischen Zentrum Zürich. «Sonnenschutz war früher kein Thema, gebräunte Haut galt als sexy und gesund. Viele Arten von Hautkrebs treten erst nach Jahren auf – daher zeigen sich die Folgen der mangelnden Sensibilisierung heute wohl umso mehr.»

Prävention ist der beste Schutz

Zentral sind Prävention und Frühdiagnostik. Insbesondere für Patienten mit hellem Hauttyp und Muttermalen empfiehlt es sich, die Haut in dreimonatlichen Abständen nach verdächtigen Veränderungen zu untersuchen. Dabei sollten auch die Kopfhaut, die Rückseite der Ohren, der Nacken und die Genitalregion geprüft werden, wenn nötig mithilfe eines Spiegels.

Um sich gegen UV-Stahlen zu schützen, mahnt Stefanie de Borba, Sprecherin der Krebsliga Schweiz: «Zwischen 11 und 15 Uhr im Schatten bleiben, Hut, Sonnenbrille und Kleider tragen und Sonnenschutzmittel mit UVA- und UVB-Filter regelmässig auftragen.» Zudem wichtig: nicht ins Solarium gehen, auch nicht zum Vorbräunen, sowie Kinder und Jugendliche besonders schützen, da deren Haut empfindlicher reagiert.

In einer Analyse der deutschen Stiftung Warentest ging die Sonnenmilch «Garnier Ambre Solaire Hydra 24 h 30» als Testsiegerin hervor. «Sehr gut» schnitten mitunter weitere Produkte ab: Die «Eau Thermale Avène Intense Protect LSF 50+», die «Lidl Cien Sun Sonnenmilch LSF 30», «La Roche-Posay Anthelios LSF 50+» sowie der Spray «Nivea Sun Schutz & Pflege LSF 30». Darunter sind sowohl Markenprodukte als auch solche aus dem Discounter – der Preis scheint kein Indikator für Qualität zu sein. Wichtig beim Kauf: Das Produkt sollte mindestens Lichtschutzfaktor 30 aufweisen.

Genügend Sonnencreme auftragen!

Die Wirkung einer Sonnencreme hängt auch von der korrekten Anwendung ab, so Stefanie de Borba: «Es ist wichtig, dass man eine genügend grosse Menge aufträgt – die meisten Menschen verwenden viel zu wenig – und man regelmässig nachcremt.» Sonnencremes sollten innerhalb von zwölf Monaten nach dem Öffnen verbraucht werden. «Und sie sind kein Freipass für einen unbeschränkt langen Aufenthalt in der Sonne.»

Einen negativen Aspekt haben gewisse Cremes. In Gewässern können deren Reste ein Problem darstellen. Das Zentrum für angewandte Ökotoxikologie hat während dem Pfadi-Bundeslager im Goms letztes Jahr ein Pilotprojekt zur Auswirkung von Sonnenschutzmitteln in einem Badesee durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Konzentrationen von UV-Filtern durch den Badebetrieb ansteigen. «Die darin enthaltenen Chemikalien können schädliche Wirkungen auf Umweltorganismen haben», so Sprecherin Anke Schäfer. Zudem seien verschiedene dieser Stoffe hormonaktiv und könnten das Hormonsystem von Tieren negativ beeinflussen. Dermatologe Severin Läuchli betont: «Auf dem Markt gibt es Produkte, die ohne für die Umwelt möglicherweise problematischer Stoffe auskommen. Diese sind zu bevorzugen.»


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.