Die wichtigsten Fragen und Antworten
Ist das schon die neue Finanzkrise?

In Europa wächst die Gefahr einer neuen Finanzkrise. Die sieben wichtigsten Fragen und Antworten.
Publiziert: 18.07.2016 um 22:19 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:55 Uhr
Foto: Illustration: Igor Kravarik
Moritz Kaufmann

Warum reden alle von einer neuen Krise?
Der Brexit schickte die Aktien der europäischen Geldhäuser auf Talfahrt. Doch der Austritt der Briten aus der EU ist nur der Windstoss, der das Kartenhaus gefährlich ins Wanken brachte. Die EU unterzieht die europäischen Banken einem Stresstest. Definitive Resultate werden Ende Monat erwartet. Doch schon jetzt ist klar: Manchen Banken steht das Wasser bis zum Hals.

Wo sind die Gefahrenherde?
«Vor allem in Südeuropa», so Banken-Professor Manuel Ammann (45) von der Uni St. Gallen. Die italienischen Banken sind besonders gefährdet. Sie haben Milliarden fauler Kredite in den Büchern und sind teilweise schlicht schlecht geführt. Grösste Gefahr, weil gut vernetzt: Die Unicredit. Geht sie Konkurs, würde das andere in den Abgrund reissen.

Warum ist nur Europa betroffen?
Amerika hat nach der Finanzkrise hart durchgegriffen. In Europa hingegen haben viele Länder die Sanierung ihrer Geldinstitute vor sich hergeschoben. Das rächt sich jetzt.

Wie steckt die Schweiz mit drin?
«Fragezeichen gibt es bei der Kapitalisierung. Vor allem bei der CS besteht die Gefahr eines grösseren Abschreibers», sagt Michael Kunz, Bankenanalyst der Zürcher Kantonalbank. Zwar haben CS wie auch die UBS ein starkes Vermögensverwaltungsgeschäft. Doch sie sind international so verflochten, dass eine Krise auch sie hart treffen würde.

Was haben die Saudis damit zu tun?
Die Öl-Staaten am Persischen Golf haben ihr Geld in gigantischen Staatsfonds investiert. Diese sind weltweit aktiv. Bei der CS beispielsweise sind die Olayan Group (Saudi Arabien) und die Qatar Holding (Katar) starke Aktionäre. Doch wegen des tiefen Ölpreises gehen diesen Staaten die Devisen aus – sie verkaufen Aktien. «Die Staatsfonds sind ein wichtiger Player. Man hört, dass sie auf die Verkäuferseite gewechselt haben und Positionen reduzieren», sagt Analyst Kunz. Das heizt die Unsicherheit weiter an.

Warum greift der Staat nicht ein?
Die EU hat eine staatliche Rettung von Banken verboten. Doch genau darauf drängt Italiens Premierminister Matteo Renzi (41). Auch die Experten sind sich nicht einig. «Nach den zahlreichen Rettungsaktionen in der Finanzkrise hat sich die Politik den guten Vorsatz gefasst, marode Banken nicht mehr einfach so mit Steuergeldern zu retten», sagt Professor Ammann. Doch Banken-Dozent Peter Schwendner (44) von der Fachhochschule ZHAW meint: «2012 musste man die spanischen Banken retten. Das Rettungspaket hat gut funktioniert.»

Wie sieht die Zukunft aus?
«Ich glaube, dass es auf ein staatliches Rettungspaket hinausläuft. Die nördlichen EU-Länder haben ein Interesse daran, dass Matteo Renzi italienischer Premier bleibt», sagt Peter Schwendner. Manuel Ammann hingegen meint: «Solange das Verschuldungsproblem nicht gelöst ist, wird es immer wieder zu kleineren und grösseren Krisen im Finanzsystem kommen.»

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