Draghi sagt Arrivederci!
EZB belässt Leitzins bei null Prozent

In seinem letzten Zinstreffen bleibt Mario Draghi der Politik des billigen Geldes treu: Der Leitzins im Euroraum stagniert bei null Prozent.
Publiziert: 24.10.2019 um 13:58 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2019 um 15:38 Uhr
Der letzte Auftritt: EZB-Präsident Mario Draghi.
Foto: AFP

Der scheidende Mario Draghi bleibt seiner Linie treu. Auch nach der letzten Ratssitzung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) ist klar: Die Währungshüter im Euroraum belassen den Leitzins bei null Prozent. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bleibe bei 0,0 Prozent, teilte mit der EZB-Rat mit. Bereits seit März 2016 liegt der Leitzins auf diesem Rekordtief.

Auch den sogenannten Einlagensatz beliess die EZB auf dem bisherigen Niveau von minus 0,5 Prozent, wo er seit vergangenem Monat liegt. Damit müssen Kreditinstitute weiter Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der EZB überschüssige Gelder parken.

Keine Kursänderung 

Die Währungshüter wollen angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche im Euro-Raum diesen Kurs beibehalten. Die Zinsen würden noch solange auf dem derzeitigen Niveau oder tiefer liegen, bis sich die Inflationsaussichten wieder deutlich der Marke von knapp zwei Prozent annäherten, hiess es. Eine geldpolitische Wende, wie sie vor allem in Deutschland häufig gefordert wird, wird es damit vorerst nicht geben.

Draghi hatte bereits im September gesagt, eine «sehr expansive Geldpolitik» sei wegen umfangreicher Risiken für die Konjunktur weiter notwendig. Seine Nachfolgerin, die bisherige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde, kündigte an, daran auf absehbare Zeit nichts ändern zu wollen.

Milliarden für Anleihen

Zudem bekräftigte die EZB, ab November ihre Anleihekäufe wiederaufzunehmen. Je Monat sollen Wertpapiere im Umfang von 20 Milliarden Euro erworben werden. Ein konkretes Enddatum für die Transaktionen nannte die Notenbank erneut nicht. Sie sollen erst dann beendet werden, wenn die EZB kurz vor einer Zinserhöhung steht.

Bis Ende 2018 wurden bereits Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von 2,6 Billionen Euro erworben. Die Käufe sind umstritten. Die Einnahmen aus fällig werdenden Titeln wollen die Euro-Wächter auch nach einer Erhöhung der Leitzinsen noch für längere Zeit in Anleihen reinvestieren.

Kritik an dieser Politik äusserte unter anderem der Präsident des Ifo-Instituts. «Es ist nicht zu erwarten, dass die Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die EZB die Inflationsentwicklung spürbar beeinflussen», sagte Clemens Fuest. «Die Käufe verstärken allerdings die Verzerrungen an den Kapitalmärkten. Sie bringen ausserdem die Risiken mit sich, dass sich Spekulationsblasen bilden.»

Nach Draghi – wie weiter?

Auch im 25-köpfigen Rat sind die Wertpapierkäufe teils stark umstritten. Zahlreiche Zentralbanker, darunter die Notenbankchefs aus Deutschland, Frankreichs, den Niederlanden und Österreich, hatten sich auch im Nachgang gegen die neuerlichen Käufe ausgesprochen.

Von Fachleuten wird moniert, Draghi habe in dem ihm nachgesagten Stil wenig Rücksicht auf abweichende Meinungen genommen und das Lockerungspaket im Rat durchgedrückt. Mit seinem Abgang dürfte sich dieser Streit nun noch zuspitzen. (zas)

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