So entstehen die Durchsagen der neuen SBB-Stimme
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Vor einem Jahr ging es los:So entstehen die Durchsagen der neuen SBB-Stimme

Durchsagen am Bahnhof
Das ist die neue SBB-Stimme

Verspätungsmeldungen, kurzfristige Gleisänderungen oder gar Zugsausfälle: Früher informierte eine Stimme aus Fleisch und Blut bei den SBB darüber. Jetzt übernimmt eine Software diesen Job.
Publiziert: 20.08.2020 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2020 um 14:06 Uhr

Statt auf Gleis 4 fährt der Zug auf Gleis 3. Angekündigt ist der Gleiswechsel mit einer Durchsage am Bahnhof. Die Stimme ist jedem Pendler vertraut. Es steckt viel Mensch dahinter. Fleisch und Blut. Alles ist aufgezeichnet.

Bis zu 30'000 Durchsagen am Tag machen die SBB. Aber jetzt gibt eine neue Stimme den Ton an, entwickelt von einer deutschen Software-Firma. Es steckt deutlich mehr Computertechnologie in den neuen Durchsagen. Denn die Durchsagen werden nicht mehr über ein Mikrofon aufgenommen, sondern zum Teil vom Computer generiert und als Puzzle zusammengesetzt.

Das neue System soll flexiblere und besser verständlichere Durchsagen ermöglichen. Alle Bahnhöfe der SBB sollen mit dem System ausgerüstet werden – und zwar in allen vier Landessprachen. Die Schweizerische Südostbahn SOB und die Österreichische Bundesbahnen ÖBB setzen bereits auf diese Technologie.

Hauptsitz der SBB in Bern Wankdorf: Auch hier wird die neue Stimme erklingen.
Foto: keystone-sda.ch
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Schweizer Melodie

Bis anhin mussten neue Wörter wie etwa Haltestellen immer noch von Profis eingesprochen werden. Das kostete Zeit und Geld. Die SBB setzten jeweils auf weibliche Stimmen. Denn Studien zeigen klar auf, dass diese besser ankommen – bei Männern und bei Frauen.

Auch die neue Stimme ist weiblich. Erste Tests ab Dezember 2019 gaben eine Vorstellung davon, wie die neue SBB-Stimme klingt. Hochdeutsch, mit einem gut hörbaren Schweizer Akzent. Die Reaktionen fielen durchzogen aus. Manchen war die Melodie «zu gekünstelt», «zu schweizerisch». Bei anderen wiederum traf der neue Klang auf Sympathie.

«Dass trotz eines professionell gesprochenen Hochdeutsch, ein eventuell individuell wahrgenommer Dialekt in der Schweiz ein emotionales Thema sein kann, ist uns bewusst», sagen die SBB. Sie verweisen darauf, dass die bestehenden Sprecherinnen beim Casting für die neue Stimme mitberücksichtigt wurden. Weitere vier bis acht Kandidatinnen wurde pro Sprache evaluiert.

Datenbank mit 6000 Sätzen

Die Kriterien für eine gute Stimme: Aussprache, Satzmelodie, Schwankungen in der Stimmhöhe und der Lautstärke, Nasalität. Nur wer in diesen Kategorien Bestwerte erzielte, durfte für die neue Stimme ans Mikro.

«Natürlich, sympathisch und angenehm»: So wollen die SBB klingen. Denn die Bahn weiss: Die Stimme ist ein zentrales Element der Marke. Sie schafft Bezug und Vertrauen. Die alte Stimme war Identifikation. Jedes Kind kannte sie.

91 Bahnhöfe nahmen am Testbetrieb teil. Ab September ist die neue Stimme nun ganz offiziell im Einsatz. Im Zug selbst bleibt vorerst noch alles beim Alten – mit Ausnahme der Durchsagen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Diese basieren bereits auf der neuen Technologie. Grundlage: eine Datenbank mit rund 6000 Sätzen je Sprache. (ise)

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