Ein Edelweiss für Amerika
Abivardi-Schwestern lancieren Luxus-Whitener in den USA

Die Zahnärztinnen Haleh und Golnar Abivardi verkaufen neu Whitening-Produkte – im Land der strahlend weissen Zähne: den USA.
Publiziert: 25.10.2020 um 15:33 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2020 um 11:07 Uhr
Haleh und Golnar Abivardi machen ein Comeback als Unternehmerinnen.
Foto: Zvg
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Marc Bürgi und Stefan Barmettler («Handelszeitung»)

Bereits die Verpackung verströmt den Eindruck, dass hier Exklusives, Wertvolles angeboten wird. Das Bleaching für die Zähne ist nicht in einer ordinären Tube angerichtet, sondern in einem Glas, das an ein Parfumflacon erinnert. Die Zahnbürsten sind nicht aus buntem Kunststoff, sondern aus feinem Toggenburger Buchenholz. Premium wollen sie die Welt oder zumindest die USA einnehmen. Das haben sich die beiden Schwestern Golnar (44) und Haleh Abivardi (47) laut «Handelszeitung» zum Ziel gesetzt.

Die Abivardi-Schwestern. Richtig, das ist das Zahnärztinnen-Duo, das vor fast zwanzig Jahren aufbrach, um den Schweizer Zahnarztmarkt zu revolutionieren. Ihre Praxen boten exklusive Zahnpflege, Rund-um-die-Uhr-Service, 365 Tage im Jahr. Die Schwestern bauten auf, expandierten und redimensionierten zwischendurch. Schliesslich verkauften sie die Mehrheit ihrer Kette Swiss Smile an die Jacobs-Gruppe.

Eine Revolution kündigt sich an

Es war der erfolgreiche Abschluss einer ziemlich turbulenten Karriere als Unternehmerinnen. Seither hatten die Abivardis, zuvor Dauergäste in den internationalen Medien, kaum noch Auftritte. Das ändert sich jetzt schlagartig, denn die «Schweizer Unternehmerinnen des Jahres 2007» sind zurück auf der grossen Bühne. Mit einer Produktlinie für die Dentalpflege.

Das tönt fürs Erste wenig spektakulär. Aber so wollen die Abivardis ihr Vorhaben nicht verstanden wissen. Golnar Abivardi nennt es eine «Revolution», Haleh Abivardi spricht von «Medtech in Verbindung mit Mundgesundheit». Der Name der Linie: Vvardis. Die Schwestern versprechen viel, zum Beispiel den ersten Whitener, der gut für die Zähne sei. Ein Bleichmittel also, welches kein Wasserstoffperoxid enthält, den chemischen Wirkstoff, der Zahnschmelz und Zahnfleisch schädige. In ihrem Produkt stecke dagegen ein Gel, dass den Zahnschmelz repariere. Den dürften sich auch ihre zehn und zwölf Jahre alten Kinder auf die Zähne streichen, sagt Haleh Abivardi.

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Ein Whitener, der gut für die Zähne ist

Die Unternehmerinnen haben ihren wundersamen Wirkstoff WX Formula weltweit patentieren lassen. Nicht ohne Grund. Denn die Abivardis beginnen mit ihrer neue Firma Vvardis im Mutterland des Bleaching, wo die Zähne nicht weiss genug sein können – in den USA: Diese Woche geht der Webshop online, später sind ihre Gels, Pasten und Bürsten auch bei ausgewählten Online-Händlern erhältlich.

Das Portfolio lässt Heimatliches anklingen: Aletsch für den Whitener («Instant White»), Edelweiss für die Zahncreme. Und alles zu stattlichen Preisen: Ein Flacon Whitener kostet rund 250 Dollar, Zahnbürste und Zahnpaste je über 50 Dollar. Die Schwestern peilen offenkundig eine zahlungskräftige Kundschaft an und setzen auf Swissness. Alles ist «Swiss made» und wird bei einem Baselbieter Startup produziert. Dort habe man auch den einzigartigen Wirkstoff entwickelt. Der Sitz von Vvardis mit bald gut ein Dutzend Mitarbeitenden ist Baar ZG.

Nicht nur in den USA, sondern auch in der Schweiz wollen die Schwestern ihre Mundprodukte lancieren. Sie seien im Gespräch mit bekannten Unternehmen, Namen blieben indes noch geheim. Auch für Medienaufmerksamkeit haben sie gesorgt: Diese Woche eröffnen sie einen Pop-up-Store an Zürichs Bahnhofstrasse.

Geld war nicht der Antrieb

Was hat Haleh und Golnar Abivardi dazu bewogen, eine zweite Karriere zu lancieren? Geldsorgen sind es kaum. Durch den Verkauf ihrer Swiss-Smile-Kliniken strichen sie Dutzende Millionen ein. Mit dem Erlös beteiligten sie sich anschliessend wieder an der länderumspannenden Zahnarzt-Gruppe der Jacobs-Holding – Colosseum –, in der ihre Swiss-Smile-Zahnarztkette aufgegangen war. Dieses Jahr sind sie bei Colosseum ausgestiegen und haben sämtliche Anteile an die Jacobs verkauft.

«Wir hätten uns ausruhen können», sagt Haleh Abivardi. Das sei aber nicht ihre Art. Stattdessen wollten sie sich jetzt mit voller Kraft auf ihr neues Unternehmen konzentrieren. Vvardis will ganzheitliche Dentalpflege bieten, in den Produkten sind auch Pflanzen enthalten: Edelweiss wirke antibakteriell, Alpenrose antiviral.

Zahncreme mit 23,75 Karat reinem Goldstaub

Vieles ist anders, einiges bleibt gleich. So rühren sie wie eh und je mit der grossen Kelle an. Klar ist: Hier sind zwei Marketingprofis am Werk, die nicht im Schweizer Klein-Klein denken. Dass ihre Ambitionen weltumspannend sind, hatten sie bereits mit ihrer Praxen-Kette gezeigt. Mit Swiss Smile haben sie schliesslich in mehrere Länder expandiert. Von den internationalen Ablegern blieb am Schluss eine Franchise-Klinik in Moskau; der Schritt nach London erwies sich als ziemlich kostspielig.

Mit exklusiver Dentalpflege sind sie nicht zum ersten Mal am Start. Bereits in ihrer ersten Karriere verkauften sie eine Swiss-Smile-Pflegelinie. Im Angebot war eine Zahncreme mit 23,75 Karat reinem Goldstaub, dazu eine vergoldete Ultrasoft-Zahnbürste, beides für 90 Franken.

Was sie mit Vvardis vorhaben, sei etwas völlig anderes, «das kann man nicht vergleichen». In der Tat, während es früher nicht genug Gold und Glamour sein konnte, ist jetzt Naturnähe das Thema.

Neun Milliarden Dollar Markt

Geblieben ist ihr unerschütterlicher Glaube an den Erfolg. Der US-Markt für Mundpflegeprodukte liege bei neun Milliarden Dollar, rechnen sie vor, allein fürs Whitening würden 400 Millionen ausgegeben, und das für schädliches Wasserstoffperoxid. Ihre Produktelinie, wer möchte es bezweifeln, komme in Übersee blendend an, Anfragen von «Wall Street Journal», «Forbes» und «New York Times» seien hängig. Letztere plane eine seitenfüllende Story über ihr Portfolio. Möglichst rasch Gewinn machen sei aber nicht das Ziel: «Wir wollen mit Vvardis vor allem wachsen», sagt Haleh Abivardi.

Die studierten Zahnärztinnen haben den Biss nicht verloren. Und auch das Familienleben komme trotz Startups und Expansion nicht zu kurz. Das gemeinsame Frühstück und das Abendessen im Familienkreis sei ihnen heilig, sagen sie, «dafür schlafen wir im Moment nur drei Stunden pro Nacht». Das sei beim Start von Swiss Smile nicht anders gewesen.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

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