SwissID regelt Steuererklärung oder Verträge
Jetzt kommt der digitale Pass

Bald wird es in der Schweiz eine einheitliche digitale Identität geben. Am Digitaltag haben neun grosse Schweizer Unternehmen verkündet, dass sie zusammenspannen werden. Zuvor arbeiteten Staatsbetriebe und Banken je an einer eigenen Version.
Publiziert: 21.11.2017 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 18:06 Uhr
Sven Zaugg, Bastian Heiniger

Jetzt ziehen alle an einem Strick. Gemeinsam wollen neun grosse Schweizer Unternehmen einen digitalen Personalausweis entwickeln, die SwissID. Mit im Boot sind Post, SBB, Swisscom, Credit Suisse, Raiffeisen, UBS, Zürcher Kantonalbank, SIX und Mobiliar. Das haben die Konzerne an einer gemeinsamen Medienkonferenz heute am Digitaltag verkündet.

Susanne Ruoff, CEO der Schweizerischen Post, nennt die SwissID einen «historischen Durchbruch» und ein «Leuchtturm-Projekt». Die Schweiz sei damit weltweit eines der fortschrittlichsten und modernsten Länder. Lukas Gähwiler, Verwaltungsratspräsident von UBS Switzerland AG, vergleicht die SwissID mit einer Autobahn, die zwar teuer, aber langfristig unabdingbar sei.

BLICK berichtete bereits Ende Oktober, dass die Unternehmen kurz vor der Einigung stehen. Zuvor haben sich zwei rivalisierende Lager gebildet. Post und SBB tüfteln gemeinsam an einer Lösung. UBS, Credit Suisse und Swisscom vereint an einer anderen. Es drohte die Verzettelung. 

Jetzt ziehen alle an einem Strick: Gemeinsam wollen wichtige Unternehmen einen digitalen Personalausweis entwickeln. Mit im Boot sind nun Post, SBB, Swisscom, Credit Suisse, Raiffeisen, UBS, Zürcher Kantonalbank, SIX und Mobiliar.
Foto: LUKAS LEHMANN

Die elektronische Identität namens SwissID «soll das digitale Leben einfacher machen, indem der Nutzer nur noch ein Passwort benötigt, um sich sicher auf einer Vielzahl von Onlinediensten einzuloggen». Demnach ist es künftig möglich, die Steuererklärung elektronisch zu übermitteln, Verträge rechtsgültig online abzuschliessen oder die Zahlungsfähigkeit beim Onlineshopping zu bestätigen. Die Nutzung der E-ID soll für die Kunden kostenlos sein.

Der elektronische Personalausweis kann wahlweise auf dem Mobiltelefon, in der Cloud oder einer Chip-Karte gespeichert werden.

Kostenloser Zugang ab 2018

Für die SwissID wird ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen SwissSign Group AG gegründet. Die Post, die SBB und der Börsenbetreiber SIX sind mit je 17,5 Prozent die grössten Anteilseigner. Post und SBB werden nach eigenen Angaben «nun sehr rasch» ihren Nutzern eine SwissID anbieten können. Bei der Post sei die Pilotphase der SwissID «mit 3000 Kunden Ende Oktober erfolgreich gestartet». Noch dieses Jahr soll sie allen anderen Kunden kostenlos bereitstehen. Bei den SBB erhalten Swisspass-Kunden ab Sommer 2018 kostenlosen Zugang.

Zuerst sollen Lösungen für Onlinehandel und Personentransport angeboten werden, später auch für behördliche Anwendungen oder Zugänge zu ausgewählten Dienstleistungen von Banken und Versicherungen.

Neues Gesetz für elektronische Identität

Doch dafür braucht es ein Gesetz: Der Bundesrat hat letzte Woche beschlossen, bis im nächsten Sommer ein Gesetz zur elektronischen Identität auszuarbeiten. Anders als bei einem physischen Identitätsausweis soll die E-ID nicht von einer staatlichen Stelle, sondern von anerkannten privaten Anbietern, sogenannten Identitätsdienstleistern, herausgegeben werden.

Trotzdem definiert der Staat dabei nicht nur die gesetzlichen Grundlagen für die I-ED, er bleibt auch zuständig für die Identitätsdaten und zertifiziert und überwacht den sogenannten «Identity Broker» – also jene Unternehmen, die im Besitz der Daten sind.

«Die Hoheit über die Nutzung der Daten bleibt immer beim Anwender, der Datenschutz ist jederzeit gewährleistet», verspricht die SwissSign Group AG. Nutzungsdaten würden nicht analysiert oder weiterverkauft und die Privatsphäre bleibe jederzeit geschützt, so das Gemeinschaftsunternehmen weiter.

Zurückhaltend geben sich Post & Co. in den Bereichen E-Health und E-Banking – diese Anwendungen seien anspruchsvoller. Es dürfte noch «längere Zeit» dauern, bis verlässliche Lösungen für diese Bereiche vorhanden sein werden.

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