Eine Grossbank schafft sich ab
Niemand muss die CS retten

Die Credit Suisse stellt sich ihrem grössten Problem nicht – der Risikokultur. Gut, gibt es keine Staatsgarantie mehr, findet Danny Schlumpf.
Publiziert: 31.07.2022 um 10:19 Uhr
Danny Schlumpf

Anfang 2020 wirft die Credit Suisse CEO Tidjane Thiam raus. Der abgehobene Manager ist wegen eines krassen Spionagefalls untragbar geworden. Es ist nicht der erste Skandal, der die wankende Grossbank erschüttert.

Thomas Gottstein übernimmt. Die Bank verspricht einen Neuanfang. Doch dann geht es erst richtig los: Greensill, Archegos, Datenleak – ein Debakel jagt das nächste.

Neuanfang? Natürlich nicht. Gottstein ist ein Vertreter der Ära von Präsident Urs Rohner, der die Bank von 2011 bis 2021 regierte – und Rohner steht für eine ausser Rand und Band geratene Bonuskultur.

Dafür setzte es regelmässig Kritik. 2021 bezeichnete selbst Finanzminister Ueli Maurer die Banker-Vergütungen als «relativ hoch». Das will etwas heissen. Maurer benannte auch einen einfachen Zusammenhang: «Dann geht man Risiken ein.»

Den Bankern ist das egal. Auch die UBS wirft mit hohen Boni um sich – und erzielt damit ebenfalls nicht die gewünschten Ergebnisse: Die neusten Zahlen sind schlecht. Doch die UBS weiss offenbar, wo die tiefsten Kaninchenbauten lauern, aus denen kein Entrinnen ist. Vielleicht hat sie aber auch einfach mehr Glück als die Credit Suisse.

Deren Kunden zügeln Milliarden ab, weil sie das Vertrauen verlieren – zumindest die seriösen unter ihnen. Auf die ist aber auch die CS angewiesen. Wer nur noch Superreichen beim Steuertricksen hilft und Oligarchen die Yacht finanziert, muss früher oder später dichtmachen.

Zeit für die Bank, sich von ihrer verheerenden Risikokultur zu verabschieden – zumal sie gerade zum wiederholten Mal einen Neuanfang verkündet.

Damit die Analysten die unterirdischen Zahlen des zweiten Jahresquartals möglichst schnell vergessen, hat das Geldhaus ihnen gleichzeitig Leitlinien für eine neue Strategie präsentiert. Da kommt die CS auch auf ihren Umgang mit Risiken zu sprechen. Angesichts der Tatsache, dass die Bank in den Skandalen der letzten Jahre fast ersäuft, ist ihre Position bemerkenswert: Sie betont, ihre Risikokultur sei «solide» und werde weiter «optimiert».

Das sind Botschaften von einem anderen Stern.

Das fundamentale Problem der Credit Suisse ist kein wirtschaftliches, sondern ein kulturelles – das aber massive ökonomische Folgen hat: Bussen und Verluste in Milliardenhöhe. Diesem Zusammenhang will sich offenbar auch die neue Führungsriege nicht stellen.

2008 musste der Staat die UBS mit Steuermilliarden retten. Doch Bern wird kein zweites Mal intervenieren. Und das ist richtig so.

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