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Darum warten wir laut dem Apotheker-Chef auf die Schnelltests
«Der Bundesrat hat es im Sommer verschlafen»

Die Corona-Schnelltests sind offiziell bewilligt. Doch bis die Tests in den Apotheken ankommen und eingesetzt werden, dauert es fast überall noch Wochen. BLICK kennt die Gründe.
Publiziert: 02.11.2020 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2020 um 08:04 Uhr
Aline Leutwiler und Pascal Scheiber

Eigentlich steht dem Einsatz der Corona-Schnelltests nichts im Weg. Letzten Mittwoch gab der Bundesrat nach langer Validierungsphase grünes Licht für die 15-Minuten-Tests. Endlich! Seit gestern dürfen sie Testzentren, Arztpraxen und Apotheken offiziell anbieten. Doch: Die wenigsten haben dafür bislang die Voraussetzungen geschaffen, zeigt eine Umfrage von BLICK in zahlreichen Kantonen.

Derzeit führen nur vereinzelte, grössere Kliniken solche 15-Minuten-Tests durch. Etwa im Schnelltestzentrum der Klinik Hirslanden und in der Klinik Zollikerberg. Diese haben die dazu nötigen Geräte rechtzeitig vor Monaten bestellt und haben sie nun offiziell in Betrieb genommen. Für einen solchen Test verlangt Hirslanden etwa 30 Franken.

Noch keine Schnelltests im Angebot haben die Universitätsspitäler Zürich und Basel, auch das Kantonsspital in Winterthur ZH hat sie noch nicht.

Die Corona-Schnelltests sind nun offiziell vom Bundesrat erlaubt.
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Nicht alle Apotheken wollen Schnelltests

Ein paar einzelne der vielfach für Fussgänger günstig gelegenen Apotheken in Zürich und Schaffhausen haben die Tests, die Mehrheit aber ist nicht so weit. Im Kanton Graubünden etwa lehnen die Apotheken die Durchführung von Schnelltests ganz ab. Man überlasse dies lieber den Spitälern.

Andere Kantone haben noch gar keine Tests zum Verteilen. «Wir erwarten, dass die Lieferung vom Bund jederzeit eintrifft», sagt ein Sprecher des Kantons Bern. «Wir arbeiten so schnell wie möglich», verspricht er.

Die Test-Kits werden laut dem Verband Pharmasuisse von den kantonalen Behörden in Koordination mit den Grossisten ausgeliefert. Ein Hersteller solcher Schnelltests ist Roche. «Es gibt eine grosse Nachfrage nach den Antigen-Schnelltests», sagt eine Sprecherin zu BLICK. Zu den Gründen für die Verzögerungen der Einführung will sie sich nicht äussern. Sie bestätigt aber: «Wir haben bereits vor der Zulassung der Tests durch das BAG erhebliche Mengen für den Schweizer Markt reserviert und können diese ohne Verzögerung zur Verfügung stellen.»

Kantone organisieren Verteilung

Die Kantone Aargau und Luzern haben die Schnelltests bereits erhalten, wie die Sprecherinnen bestätigen. In Luzern verteilt man die Tests zuerst an die Spitäler und kantonalen Testzentren. Ähnlich sieht es im Kanton Basel-Stadt aus. «In den nächsten Tagen werden die Tests direkt an Ärzte, Apotheken und Testzentren verteilt», sagt Anne Tschudin, Sprecherin des Kantons Basel-Stadt.

Wenn die Tests dann endlich auch bei den Apotheken sind, müssen diese auch darauf vorbereitet sein. Lorenz Schmid, Direktor des Apothekerverbands des Kantons Zürich, ist sauer auf die Gesundheitsdirektion: «Der Bundesrat hat es im Sommer verschlafen, die Testkapazitäten zu prüfen. Jetzt kommt er mit einem Schnellschuss.» Die Apotheken müssten sich zuerst weiterbilden und Schutzkonzepte anpassen. Schmid rechnet in drei bis vier Wochen mit der vollen Test-Kapazität. Solange heisst es warten.

Das BAG entgegnet Schmid, die endgültigen Testresultate der Schnelltests lägen erst seit Kurzem fest. «Wir haben Verständnis dafür, dass die Kantone und Apotheken Zeit benötigen, um die Durchführung der Tests vorzubereiten», heisst es beim BAG.

Kurse beginnen erst

Derweil klingeln in der Bellevue-Apotheke in Zürich die Telefone. Kunden erkundigen sich nach den Schnelltests. Testen lassen kann man sich aber auch dort nicht. «Das Personal muss erst die Abstrich-Kurse besuchen. Diese haben letzten Samstag angefangen», sagt Metin San, der Leiter der Apotheke.

Ausserdem muss die Apotheke die Schnelltest-Patienten von den normalen Kunden trennen. Dazu braucht es ein Zelt, Container oder einen zusätzlichen Raum. Wann die Tests bei ihm eintreffen, weiss er nicht.

Nebst der Ausbildung des Personals müssen die Apotheken ein Meldesystem einrichten und bestehenden Schutzkonzepte anpassen. Auch das braucht Zeit, so der Verband Pharmasuisse.

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