«Nachfrage wächst so, wie wir uns das vorstellen»
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Emirates-Schweiz-Chef:«Nachfrage wächst so, wie wir uns das vorstellen»

Emirates-Schweiz-Chef Jürg Müller über die WM in Katar und Influencer in Dubai
«Geschäftlich macht es Sinn, Influencer einzuladen»

Emirates fliegt im November Schweizer Fussballfans von Zürich nach Dubai – dort warten Shuttle-Flugzeuge für die Weiterreise nach Doha. Emirates-Schweiz-Chef Jürg Müller spricht über die WM und das Geschäft mit den Influencern in Dubai.
Publiziert: 13.11.2022 um 01:13 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2022 um 10:05 Uhr
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Emirates beweist gerade allen Aviatik-Experten, dass eine Airline die Corona-Pandemie innert kürzester Zeit überwinden kann. Die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kommt in diesem Jahr bereits wieder auf eine Auslastung von über 80 Prozent im Vergleich zu 2019 und vermeldete am Donnerstag einen Halbjahresgewinn von 1,2 Milliarden Dollar. «Im kommenden Jahr werden wir wieder auf Vorkrisenniveau sein», sagt Emirates-Schweiz-Chef Jürg Müller (61). Er betont, wie wichtig ihm die Schweiz ist, den Stellenwert der Fussball-Weltmeisterschaft in Katar und das Geschäft mit den Influencern in Dubai.

Sie feiern in diesem Jahr das 30-Jahre-Jubiläum von Emirates in der Schweiz. Aus Dubai hat Ihnen wohl niemand dazu gratuliert, oder?
Jürg Müller: Da täuschen Sie sich. Unser Europa-Chef, Thierry Aucoc, hat mich direkt angerufen, um zu gratulieren. 30 Jahre sind ein Meilenstein und auch eine Wertschätzung von Emirates gegenüber der Schweiz. Wir haben in den letzten 15 Jahren – mit Ausnahme der Pandemiejahre – ein stetiges Wachstum hingelegt, grosse Flugzeuge wie die A380 nach Zürich gebracht und unsere Verbindungen ab Genf ausgebaut.

Die Schweiz ist ein unwichtiger Markt. Emirates hat vor der Pandemie mehr als 58 Millionen Passagiere pro Jahr transportiert. In der Schweiz waren es in den letzten 30 Jahren total 9 Millionen Passagiere.

Jürg Müller (61) ist seit 15 Jahren Emirates-Chef in der Schweiz. In der Schweiz feiert die Airline mit dem grössten Streckennetzwerk der Welt gerade ihr 30-Jahre-Jubiläum.
Foto: Siggi Bucher
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In Europa gehört die Schweiz zu unseren Top 5, ist also einer der wichtigsten Märkte, wenn man alleine die Verkaufsleistung betrachtet. Die Schweiz ist ein potenter Markt. Wir haben uns hier eine nachhaltige Kundschaft aufgebaut – das zeigen sowohl unsere Zahlen als auch die Reaktion der Fluggäste sehr deutlich.

Wir Schweizer sind in den Top 5, weil wir vermögend sind und die Business- und First-Klasse voll bringen. Korrekt?

Es stimmt, dass wir in der Schweiz einen hohen Anteil an Premium-Kunden haben. Die Schweiz ist für die Airline-Industrie traditionell ein attraktiver Markt. Nicht nur, weil die Schweizer pro Reise mehr ausgeben, sondern auch, weil Herr und Frau Schweizer mehr reisen.

Ihr CEO ist Scheich Ahmed, Unternehmer und Teil der Herrscherfamilie in Dubai. Haben Sie ihn auch schon persönlich in Ihrem Büro empfangen?

Nein, aber Scheich Ahmed ist ab und an hier in Zürich und wenn es der Terminplan zulässt, treffen wir uns. Letztens war ich an einem Emirates-Meeting in Dubai. Dort hat er die ganze Emirates-Mannschaft für ihren tollen Job während der Corona-Pandemie gewürdigt.

Mögen Sie Influencer?

Privat bin ich nicht oft auf Social Media unterwegs. Aber geschäftlich macht es in gewissen Fällen Sinn, gute und bekannte Influencer einzuladen. Wir haben ein eigenes Markenbild und versuchen, wo möglich, mit Influencern zusammenzuarbeiten, die zu diesem Image passen.

Sind Influencer Ihre wichtigsten Passagiere?

Nein. Das sind die regelmässigen Gäste, die unser Produkt und unser Netzwerk schätzen. Auf sie konnten wir während der Pandemiejahre zählen.

Aber für Dubai sind die Influencer die wichtigsten Gäste. Die Stadt wurde – auch hierzulande – vor allem dank der schönen und luxuriösen Fotos auf den sozialen Medien dermassen beliebt.

Wenn die Inhalte professionell gestaltet sind, ist das gut so. Was sicher wichtig ist, ist die Mundpropaganda – persönliche Empfehlungen. Dubai als Destination ist vielfältig – man hat den Strand, die Grossstadt, die Wüste, verschiedene Outdoor-Aktivitäten und interessante Geschäftskonferenzen. Sie sehen: Dubai ist für alle – nicht nur für Influencer.

Von der Swissair zu Emirates

Jürg Müller (61) kennt die Airline-Industrie in der Schweiz wie kaum ein anderer. Er arbeitet seit mehr als 35 Jahren in der Reise- und Aviatikbranche. In den 1990er- und 2000er-Jahren war er in verschiedenen Management-Positionen bei der Swissair und der Swiss tätig. Seit 2007 ist er Schweiz-Chef bei Emirates. Die Airline aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist seit 1992 in der Schweiz tätig und führt heute täglich je zwei Linienflüge von Zürich und Genf nach Dubai durch. Müller wurde 2018 zudem Präsident der Vereinigung der in der Schweiz tätigen Airlines.

Siggi Bucher

Jürg Müller (61) kennt die Airline-Industrie in der Schweiz wie kaum ein anderer. Er arbeitet seit mehr als 35 Jahren in der Reise- und Aviatikbranche. In den 1990er- und 2000er-Jahren war er in verschiedenen Management-Positionen bei der Swissair und der Swiss tätig. Seit 2007 ist er Schweiz-Chef bei Emirates. Die Airline aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist seit 1992 in der Schweiz tätig und führt heute täglich je zwei Linienflüge von Zürich und Genf nach Dubai durch. Müller wurde 2018 zudem Präsident der Vereinigung der in der Schweiz tätigen Airlines.

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Die Influencer konnten Dubai in ein gutes Licht rücken. Dasselbe soll ihnen nun auch in Doha gelingen. Die Influencer müssen positiv über die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar berichten. Dieser Plan wird nicht aufgehen, oder?

Ich kann nicht für andere sprechen.

Einige Reiseanbieter boykottieren die WM – Emirates führt mit ihrer Schwesterngesellschaft FlyDubai 30 Zubringerflüge pro Tag durch. War ein Boykott nie ein Thema?

Ich gebe keine politischen Kommentare zur Fussball-WM in Katar ab.

Verstehe. Schauen Sie persönlich die Spiele?

Ich bin Fussballfan und werde gewisse Partien im TV anschauen.

Welchen Stellenwert hat die WM für Emirates?

Nicht so gross, wie man sich das vielleicht vorstellt. Die Nachfrage nach Dubai und dem ganzen Netzwerk nimmt ohnehin zu.

Aber es gibt eine WM-Strategie bei Emirates, oder?

Klar, das ist ein Grossereignis in unserer Region. Unsere Kunden reisen von Zürich oder Genf nach Dubai und nehmen an einzelnen Spieltagen einen Flug nach Doha und wieder zurück. Dubai ist für diesen Zeitraum tatsächlich auch gut gebucht, aber noch nicht ausgebucht. Ich erwarte da noch einige kurzfristige Anfragen. Übrigens lohnt es sich auch, die WM einfach in Dubai bei höheren Temperaturen zu verfolgen. Die Stadt hat sogar Fanzonen eingerichtet.

Nervt es Sie eigentlich, dass Sie sich als Schweizer für Emirates oder die Vereinigten Arabische Emirate immer mal wieder rechtfertigen müssen?

Damit lernt man umzugehen und mittlerweile muss ich das auch nicht mehr so oft. Ich arbeite für eine globale Marke, das macht mich stolz. Ich bin seit 15 Jahren bei Emirates und weiss, dass die Airline marktwirtschaftlich geführt wird. Das ist das, was letztlich zählt. Wir schauen auch auf unsere Mitarbeitenden gut und sind ein sehr attraktiver und respektierter Arbeitgeber in der Schweiz.

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