Es kommen keine Einwanderer
Wegen Corona stehen immer mehr Wohnungen leer

Eine Immobilienstudie von Raiffeisen zeigt, dass derzeit jeden Monat 4500 Menschen weniger in die Schweiz einwandern. Das führt dazu, dass noch mehr Wohnungen leer stehen als ohnehin schon.
Publiziert: 14.05.2020 um 12:52 Uhr
|
Aktualisiert: 04.08.2020 um 09:21 Uhr

Die Corona-Krise hat bisher in der Schweiz noch keine Spuren bei den Preisen für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen hinterlassen. Zu einem massiven Einbruch ist es aber bei den Immobilienanzeigen gekommen.

Die Zahl der täglich auf den Markt kommenden Inserate für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen hat sich im April halbiert, wie eine am Donnerstag von Raiffeisen veröffentlichte Immobilienstudie zeigt.

Kaufentscheide werden aufgeschoben

Zurückzuführen ist die gebremste Nachfrage gemäss Raiffeisen primär auf zwei Gründe: So habe sich einerseits die Eigenkapitalausstattung vieler potenzieller Käufer durch massive Börsenverluste verschlechtert.

Aktuell liegt die Zuwanderung in der Schweiz nahe bei null.
Foto: geisser
1/7

Zum anderen sei die wirtschaftliche Unsicherheit allgemein gestiegen, sodass mit grossen finanziellen Entscheidungen derzeit eher zugewartet werde. «Verkäufer und Käufer kommen so derzeit nicht miteinander ins Geschäft. Die Anzahl Handänderungen wird weiter einbrechen», prognostiziert Chefökonom Martin Neff.

Verkäufer halten an Preisvorstellungen fest

Konzessionen beim Verkaufspreis sieht Raiffeisen derzeit aber noch keine. Verkäufer würden offensichtlich an ihren Preisvorstellungen festhalten, die sie vor der Krise hatten, heisst es weiter.

Dabei gehen die Studienautoren davon aus, dass sich bei den Preisen für Eigenheime und Eigentumswohnungen im weiteren Jahresverlauf nicht gross etwas ändern wird. Denn letztlich habe die Krise das Tiefzinsumfeld weiter zementiert, was Wohneigentum unverändert finanziell attraktiver mache als Miete.

Zuwanderung kommt zum Erliegen

Mit Blick nach vorne sieht das Institut seitens der Zuwanderung einen Dämpfer auf den Schweizer Immobilienmarkt zukommen. Denn diese dürfte sich wegen des zu erwartenden Wirtschaftsabschwungs auch nach Wiedereröffnung der Grenzen reduzieren, heisst es weiter.

Aktuell liege die Einwanderung nahe bei null. Jeder Monat Stillstand führt gemäss Raiffeisen zu einem Wegfall von rund 4'500 Einwanderern. Alleine deshalb liege Anzahl Wohnungen, die der Markt absorbieren kann, mit jedem Monat 2'500 Einheiten tiefer als vor der Krise. Die Studienverfasser rechnen damit, dass die wegbrechende Zuwanderung bis ins Jahr 2021 Spuren hinterlassen wird.

Migranten bezahlen mehr

Die Raiffeisen-Studie widmet sich auch der Frage, wie Migranten in der Schweiz wohnen. Eine Analyse zeigt: Einwanderer ziehen zunächst meist in die Städte. Für 27 Prozent der Zuwanderer ist eine der fünf grössten Schweizer Städte (Zürich, Genf, Basel, Lausanne und Bern) der erste Wohnort. Besonders attraktiv sind neben den Grosszentren die Städte der Kantone Freiburg und Waadt sowie das Unterwallis. In der Deutschschweiz stechen der Kanton Aargau und die Region Zug als Einwanderermagnete hervor.

Zuwanderer bezahlen im Schnitt mehr für eine Mietwohnung und leben erst noch in kleineren Wohnungen als Einheimische. Doch meist optimieren sie ihre Wohnsituation schon nach wenigen Jahren durch einen Umzug aufs Land oder in die Agglomeration, nicht aber in touristische Berggebiete. (SDA/dv)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.