Ex-Banker Oswald Grübel warnt vor Börsencrash
«Steigen die Zinsen, kommt die Krise»

Die Börsianer glaubten den Gewinnprognosen von CS-Chef Tidjane Thiam nicht, sagt Ex-UBS- und CS-Chef Oswald Grübel. Die Bank habe sich den Absturz an der Börse selber zuzuschreiben.
Publiziert: 13.02.2016 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 02:15 Uhr
Star-Banker Grübel: "China ist weit entfernt von einer Rezession."
Foto: Sabine Wunderlin
Guido Schätti

Herr Grübel, die Börsen stürzen rund um den Globus ab. Stehen wir vor einer neuen Finanzkrise?
Oswald Grübel: Nein, es ist zu früh, daran zu denken. Wenn die Zentralbanken die Zinsen aber weiterhin bei Null oder sogar im negativen Bereich halten, dann kommt die Finanzkrise bestimmt.

Warum?
Die tiefen Zinsen führen dazu, dass die falschen Unternehmen und Personen zu billig zu Krediten kommen. Wenn die Zinsen steigen, sind sie nicht in der Lage, das Geld zurückzuzahlen. Dann gibt es Ausfälle bei den Banken, was zu einer Finanzkrise führt.

Wann steigen die Zinsen?
Das lässt sich nicht vorhersagen. Die Zentralbanken halten das Zinsniveau künstlich tief. Irgendwann werden sie diese Politik aufgeben müssen.

Was ist der Treiber des heutigen Absturzes?
Die Aktienmärkte hatten in den letzten Jahren übertrieben. Die Kurse waren zu hoch. Nun erleben wir eine Korrektur auf ein realistischeres Niveau.

Warum stehen die Banken besonders unter Druck?
Die Anleger realisieren, dass die Gewinne der Banken in Zukunft nicht so hoch sein werden, wie sie erwartet haben. Das führt zu einer Anpassung.

Die CS-Aktie gehört zu den Hauptverlierern. Was ist los mit der CS?
Die Gründe liegen bei der Bank selbst. Das Finanzergebnis im vierten Quartal war enttäuschend. Nun haben die Investoren ihre Gewinnerwartungen reduziert.

CS-Chef Tidjane Thiam will den Vorsteuergewinn bis 2018 auf 8 bis 10 Milliarden steigern. Ist das realistisch?
Das will ich nicht beurteilen. Aber die Investoren glauben es jedenfalls nicht.

Wie steht die UBS da?
Sie hat eine sehr starke Kapitalbasis. Mit 14,4 Prozent Eigenkapital erfüllt sie bereits heute die Kapitalanforderungen der nächsten Jahre. Das hilft ihr in der aktuellen Situation.

Schlittern die USA in die Rezession?
Nein, die Sorge halte ich nicht für berechtigt. Ich schätze die Gefahr als grösser ein, dass Europa in eine Rezession zurückfällt. Sobald die Zinsen steigen, wird es für einige Länder schwierig werden.

Wie schätzen Sie die Lage in China ein?
China wächst weniger rasant, weil die westlichen Länder weniger wachsen und weniger konsumieren. Es ist nur logisch, dass dies die Chinesen zu spüren bekommen. Schliesslich sind wir ihre grössten Kunden. Aber China fällt deswegen nicht in eine Rezession. Davon ist das Land weit entfernt.

Steht Gold vor einem Comeback?
Davon gehe ich aus. Ich rechne mit einem weiteren Preisanstieg bei Gold.

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