Ex-Novartis-Chef Vasella (67) kritisiert Corona-Strategie des Bundesrats
«Die Pandemie wird länger dauern»

Nach einem knappen Jahr Corona-Krise ist die Politik des Bundesrats weiterhin umstritten. Die Landesregierung wird von allen Seiten kritisiert. Der ehemalige Novartis-Chef Daniel Vasella findet klare Worte.
Publiziert: 14.02.2021 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2021 um 18:19 Uhr
Daniel Vasella (67) am Zugersee: Hier hat er sich ein Refugium eingerichtet.
Foto: Philippe Rossier
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Daniel Vasella (67) ist Arzt und führte den Pharmagiganten Novartis über Jahre. Sein Wort hat Gewicht. Und Vasella sagt klar: «Die Pandemie wird länger dauern, als die meisten Leute hoffen und denken, auch wegen der Mutationen.»

Vasella machte die Aussage im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag». Er lässt sich dabei auch über die Corona-Politik des Bundes aus. Die Verleugnung von Gefahren und präventiven Massnahmen wie Schutzmasken habe sich negativ ausgewirkt, sagt Vasella. Und dass der Bund zu wenig Impfstoff eingekauft habe, sei eine falsche Sparmassnahme.

Der krisenerprobte Pharma-Fachmann kritisiert die mangelnde Transparenz und Kommunikation. «Die hohe Inzidenz, die Morbidität und Mortalität sowie die hohen wirtschaftlichen Kosten und Einbussen sprechen Bände. Ein besseres Krisenmanagement wäre am Platz», sagt Vasella mit Blick nach Bern.

Ernst der Lage verkannt

Es ist nicht das erste Mal, dass er, der unter anderem wegen seines Salärs zu Novartis-Zeiten heftig kritisiert wurde, zur verbalen Peitsche greift. Bereits im April des letzten Jahres kritisierte Vasella im SonntagsBlick die behördliche Krisenpolitik. Nicht nur jene der Schweiz.

In einer ersten Phase hätten viele Regierungen und auch gewisse Unternehmensführer den Ernst der Lage verkannt oder verleugnet, sagte er damals. Bei der Frage nach der Verfügbarkeit und Wirksamkeit von Schutzmate­rial habe man den Eindruck gehabt, dass nicht offen kommuniziert wurde.

«Darf man zur Verhinderung einer vermeintlichen Panik Fakten verschweigen – oder verliert man nicht gerade dadurch die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Bevölkerung?», fragte Vasella.

Heimat am Zugersee

Novartis hatte 2006 für mehrere Milliarden Franken ein Impfstoff-Geschäft aufgebaut. Weil die Sparte jedoch nie rentierte, verkaufte das nachfolgende Management das Segment neun Jahre später wieder.

Vasella verliess 2013 den Konzern. Er blieb dem Konzern aber verbunden. Vasella agiert heute primär als Investor, fährt Tesla, trägt Bart, ist im Wein-Business.

Sein Name bleibt auch ohne Novartis-Mandat im kollektiven Gedächtnis. Vasella war die Aushängefigur der Abzocker-Initiative. Bei seinem Abgang sollte er für ein Konkurrenzverbot 72 Millionen Franken Abfindung erhalten. Er wollte es spenden, verzichtete aber unter Druck auf das Geld. Danach trat Vasella kaum mehr öffentlich in Erscheinung. Er lebte drei Jahre lang in den USA und kehrte schliesslich an den Zugersee zurück.

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