Expertin zum Euro-Franken-Wechselkurs
«Es ist höchstwahrscheinlich, dass der Euro weiter sinkt»

Der Euro sinkt auf ein neues Rekordtief. Wie geht es jetzt weiter? Eine Expertin ordnet ein.
Publiziert: 19.10.2023 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2023 um 09:17 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

94 Rappen. So viel war ein Euro zum Zeitpunkt des neuen Rekordtiefs vom Mittwoch noch wert. Am Donnerstag stabilisierte sich der Euro bei knapp 95 Rappen.

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Das schien vor zehn Jahren noch undenkbar. Damals war der Euro noch über 1.20 Franken wert. Anfang 2015 hob die Schweiz den Euro-Mindestkurs auf. Nach einem zwischenzeitlichen Zusammenbruch stabilisierte sich die Gemeinschaftswährung für mehrere Jahre zwischen 1.00 und 1.20. Letztes Jahr war der Euro dann das erste Mal weniger Wert als der Franken.

Könnte der Euro gar unter 90 Rappen fallen?
Foto: Shutterstock
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Betrachtet man die Langzeitprognose der «Economic Forecast Agency», wird schnell klar: Der jüngste Kurssturz war erst der Anfang. Es soll weiter bergab gehen mit dem Euro. Bereits nächsten Mai könnte er unter die 90-Rappen-Grenze fallen. Aber wie realistisch ist das?

«Es ist höchstwahrscheinlich, dass der Euro weiter sinkt. In Zukunft könnte er auch unter 90 Rappen fallen», bestätigt Alexandra Janssen (33), Geldpolitik-Expertin der Technologie- und Investmentberatungsfirma Ecofin. Dabei handle es sich unter anderem um ein einfaches Naturgesetz: Da die Inflation im Euroraum deutlich stärker als in der Schweiz ist, wird der Euro weiter an Wert verlieren. «Wenn sich die Inflation im Euroraum wieder verbessert, wird sich das ändern», so Janssen weiter. Im September betrug die Teuerung im Euroraum 4,3 Prozent. Da steht die Schweiz mit einer Inflation von 1,7 Prozent deutlich besser da.

Franken als sicherer Hafen

Hinter dem aktuellen Eurosturz steckt aber nicht nur eine Euroschwäche – sondern auch eine Frankenstärke. «Der Franken wird in Krisenzeiten als sicherer Hafen wahrgenommen», erklärt Janssen weiter.

Nach Kriegsausbruch in Israel reagierte der Franken zuerst kaum. «Die Gefahr einer Eskalation steigt aber und das wird den Menschen mehr und mehr bewusst», so die Expertin weiter. Deshalb würde die Frankenstärke momentan auch mehr zum Eurozerfall gegenüber dem Franken beitragen als die Euroschwäche.

Gleichzeitig sagt Janssen: «Schlussendlich kann man Währungen nicht prognostizieren.» Das aktuelle Zinsumfeld sowie die Inflation mache das Ganze nur noch volatiler – und somit schwerer vorauszusagen.

Die US-Bank JPMorgan geht davon aus, dass der Euro bis zum Jahresende auf 1 US-Dollar sinkt. Momentan liegt der Kurs noch bei 1.05 Dollar. Damit würde sich der Euro auch gegenüber dem Franken weiter abschwächen.

Die Deutsche Bank zeigt sich mit ihrer Einschätzung wesentlich vorsichtiger: Anfang Oktober ging sie davon aus, dass sich der Euro gegenüber dem Franken im nächsten Halbjahr auf 0.98 aufwertet. Ähnlicher Meinung sind die Experten der UBS: Sie rechnen bis Ende Jahr mit einem Kurs von 97 Rappen und von 98 Rappen bis Juni im kommenden Jahr.

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