Fahrassistenz-Systeme erhöhen Sicherheit
Digitalisierung verhindert Unfälle

Eine Umfrage zeigt: Frauen befürchten mehr Unfälle wegen selbstfahrender Autos. Männer sehen diese Mobilität deutlich positiver.
Publiziert: 29.10.2018 um 21:12 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2018 um 21:23 Uhr
Freihändig fahren. Gemäss Umfrage tun sich Frauen schwerer damit als Männer.
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Harry Büsser

Die Hände sind nur einen Zentimeter vom Steuerrad entfernt, während das Fahrzeug die Autobahn entlangsteuert. «In dieser Position bin ich lange verharrt und habe mich innerlich verkrampft», so schildert Bettina Zahnd ihr erstes Mal. Die Leiterin der Abteilung Unfall­forschung & Prävention bei der Axa Versicherung in Winterthur ZH war am Anfang extrem skeptisch gegenüber selbstfahrenden Autos. Inzwischen sieht sie viel eher die positiven Seiten.

Ebenso geht es den meisten Befragten, wie eine von der Axa in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, welche die Einstellung zur Digitalisierung misst. Neben dem Thema Mobilität, wozu die selbstfahrenden Autos gehören, wurden die Meinungen zur Digitalisierung des Privatlebens, des Arbeitslebens und des Gesundheitswesens bei 2059 Personen erfragt.

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In der Umfrage, die SonntagsBlick exklusiv zur Verfügung steht, befürchten 29 Prozent, dass sich durch selbstfahrende Autos die Risiken im Strassenverkehr erhöhen. Das sind weniger als im Jahr zuvor.

Das dürfte auch daran liegen, dass viele Menschen inzwischen Erfahrungen mit selbstfahrenden Autos sammeln konnten. Nicht weil jetzt plötzlich jeder ­einen Tesla hätte, sondern weil vermehrt autonome Systeme im öffentlichen Verkehr eingesetzt werden.

In der Schweiz sind selbstfahrende Busse unterwegs in Zug, Neuhausen SH, Sitten und Freiburg. Nicht in der Schweiz, aber unter der Leitung von ETH-Professor Emilio Frazzoli sind in Singapur inzwischen schon selbstfahrende Taxis unterwegs.

Assistenzsysteme erhöhen die Sicherheit

Klar ist, dass die Assistenzsysteme die Sicherheit erhöhen, wie die Experten der Axa herausgefunden haben. Insbesondere der Notbremsassistent: Dank ihm passieren zwischen 30 und 69 Prozent weniger Auffahrkollisionen. Diese sind die zweithäufigste Unfallart, die bei Versicherern gemeldet wird. Häufiger sind nur noch die Parkunfälle. Die Park­assistenten sind bei deren Vermeidung noch weniger erfolgreich als der Notbremsassistent. Ein Grund: Die akustischen und optischen Warnsignale der Park­assistenten werden von den Fahrern oft ignoriert. Allerdings auch kein Wunder, wenn der Assistent dauernd piepst, glaubt man ihm irgendwann nicht mehr, wenn es wirklich nötig wäre – bums, und schon ist der Blechschaden Realität.

Erst wenn das Auto ganz alleine, ohne Mithilfe des Menschen parkiert, werde sich das signifikant bessern, so Zahnd. Sie selber würde die heutigen autonomen Fahrsysteme nur auf Autobahnen ohne Baustellen nutzen, nie auf Landstrassen, schon gar nicht in der Stadt. «Ob es einmal selbstfahrende Autos geben wird, die in jeder Situation komplett unabhängig und wirklich sicherer als Menschen sind, ist in der Wissenschaft umstritten», sagt Zahnd, die den Assistenzsystemen insgesamt sehr positiv gegenübersteht und ihr Auto mit allen, beim Kauf möglichen Assistenten ausrüsten liess.

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Insgesamt sehen die Männer die Digitalisierung der Mobilität deutlich positiver als Frauen. ­Einen Geschlechterunterschied gibt es auch bezüglich der Einschätzung der Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt. Männer sehen darin viel eher eine Chance als Frauen (74 Prozent zu 59 Prozent). Zudem gibt es hier auch eine Verbindung von Einkommen und positiver Einschätzung der Digitalisierung des Arbeitsmarkts: Je höher das Einkommen, desto positiver wird die Digitalisierung gesehen (siehe Grafik).

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Der Grund dürfte sein, dass die Menschen mit tiefem Einkommen sich eher davor fürchten, wegen der Digitalisierung den Job zu verlieren. Gleichzeitig nutzen jene, die mehr verdienen, eher die neuen Instrumente der Digitalisierung: Je höher der Lohn, desto öfter werden E-Mails ausserhalb der regulären Arbeitszeit gelesen.
In der Lebenswelt Gesundheit zeigt sich eine grosse Bereitschaft, Daten digital mit seinem Arzt, Spital und Therapeuten zu teilen. Mit der Krankenkasse dagegen eher nicht. Das ändert sich um zehn Prozentpunkte, wenn die Krankenkasse für die Daten bezahlen würde.

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Die Privatsphäre im digitalen Raum ist vielen wichtig: 60 Prozent geben an, dass es sie stört, wenn Unternehmen ihre Daten sammeln. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wird aber wenig getan. Die meisten (69 Prozent) versuchen, ihre Software aktuell zu halten.

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