Farbig, fruchtig – krebserregend
Hype um trendige Wegwerf-E-Zigaretten erreicht die Schweiz

Sie sind farbig, fruchtig und passen in jede Hosentasche. Der Absatz von Wegwerf-E-Zigaretten, sogenannten Vapes, boomt. Umwelt-, Jugendschutz- und Gesundheitsexperten schlagen Alarm.
Publiziert: 15.08.2022 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2022 um 09:43 Uhr
Dominique Schlund

Blick-Leserin Valeria K.* (25) war Gelegenheitsraucherin, qualmte am Wochenende öfters mal eine herkömmliche Zigarette – bis ihre jüngere Schwester (21) sie zu den neuartigen Wegwerf-E-Zigaretten brachte. «Davon stinken meine Hände, meine Kleider und meine Haare nicht nach Rauch», begründet Valeria K. ihren Umstieg. Sie steht sinnbildlich für viele. Die neuartigen Wegwerf-E-Zigaretten sind gerade bei jungen Leuten im Trend.

Im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten wird bei E-Zigaretten kein Tabak verbrannt. Stattdessen wird eine Flüssigkeit erhitzt – den dabei entstehenden Dampf (engl. vape) atmen die Raucher ein. Nikotin enthalten die meisten der elektronischen Glimmstängel trotzdem. Entsprechend hoch ist das Suchtpotenzial.

Wer vaped, der raucht bald!
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Studie zeigt:Wer vaped, der raucht bald!
Einweg-E-Zigaretten sind der letzte Schrei bei Jugendlichen.
Foto: Zamir Loshi
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Absatz steigt monatlich

E-Zigaretten sind nichts Neues. Doch bis vor kurzem mussten Vaper mit einem klobigen Gerät vorliebnehmen. In den letzten Jahren kamen nun aber unzählige neue Produkte auf den Markt, und diese erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Darunter auch die handlichen Wegwerf-Vapes. Besonders beliebt unter Jugendlichen ist die Marke Elfbar. Die E-Zigaretten kommen in verschiedenen bunten Farben daher.

Laut Mario Puppo (51), Präsident der Swiss Vape Trade Association, «steigen die Verkäufe von Einweg-E-Zigaretten seit Anfang Jahr monatlich um 30 Prozent. Mittlerweile machen sie bereits 30 Prozent auf dem E-Zigaretten-Markt aus».

Mit zunehmender Beliebtheit steigt auch die Auswahl an Produkten und unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Valeria K. (25) sagt dazu: «Es erinnert mich an Shisha. Es gibt welche mit Nikotin, welche ohne. Verschiedene Stärken und Marken.»

Laut einer aktuellen Studie aus den USA haben fruchtige Geschmackssorten einen Marktanteil von 82 Prozent. Ebenfalls beliebt sind sogenannte Ice- oder Cool-Sorten, diese enthalten synthetische Kältemittel. Dadurch erzeugen sie einen Minz-Menthol-Geschmack und ein kühles Rauchgefühl.

Alternative zu Tabak?

Die Produzenten vermarkten E-Zigaretten oft als Ersatzprodukt zu herkömmlichen Zigaretten. Mario Puppo sagt: «In der Schweiz sterben jährlich 10'000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum, hier eine 95 Prozent weniger schädliche Alternative für erwachsene Raucher zu bieten, ist das Ziel bei der Vermarktung von E-Zigaretten.»

Wirklich gesund sind aber auch die elektronischen Alternativen nicht: Der Dampf enthält Giftstoffe, das Nikotin macht süchtig, die Lunge wird belastet, auch ohne Rauch. Präventionsexperten kritisieren ausserdem, dass E-Zigaretten nicht nur von Ex-Rauchern konsumiert werden – sondern auch neue Kunden an den Glimmstängel heranführen.

Knallbunte Vermarktung

Gerade der fruchtige und frische Geschmack verleite zum vermehrten Konsum, sagen sie. Davon berichtet auch Valeria K.: «Man tendiert dazu zu rauchen, wenn man es sonst nicht tun würde. Wenn ich 50 Meter zum Briefkasten gehe, würde ich keine Zigarette anzünden. Das Vape hingegen ist ständig parat in meiner Hosentasche.»

Ebenfalls kritisiert die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz die Vermarktung der Wegwerf-E-Zigaretten. «Knallbunt, mit hippen Geschmäckern, voll Nikotin und sonstiger Chemie. Das poppige Design spricht vornehmlich Jugendliche an. Gleichzeitig sehen sie so unverdächtig aus, dass Lehrer und Eltern sie kaum bemerken», sagt Luciano Ruggia, Direktor der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention.

Durch unsachgemässe Entsorgung der neuen «Einweg-Vapes» wird auch die Umwelt belastet. Leere Einweg-E-Zigaretten enthalten Batterien, Metall und Chemierückstände. Dass sie ausgerechnet bei der jungen, umweltbewussten Generation derart im Trend sind, überrascht. Dessen ist sich auch Valeria K. bewusst. Aber: «Es ist halt fein. Und gemütlich.»

*Name geändert

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