Finanzmarktaufsicht Liechtenstein gnadenlos
Topbanker kann wegen Lappalie Job nicht antreten

Der frühere Firmenkundenchef der Credit Suisse hatte einen neuen Job bei der Liechtensteinischen Landesbank. Antreten kann er ihn nicht. Der Regulator gab die Bewilligung nicht. Die Gründe sind haarsträubend.
Publiziert: 14.07.2024 um 17:15 Uhr
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Beat SchmidFester Mitarbeiter Blick

Andreas Gerber (55) ist ehemaliger Leiter des Firmenkundengeschäfts der CS. Nach 34 Dienstjahren verliess er letzten Sommer überraschend die Bank. Schon bald gab es Berichte, Gerber sei über eine interne Onlineschulung gestolpert, die er nicht absolviert habe. 

Im März 2024 wurde bekannt, dass Gerber in die Geschäftsleitung der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) einziehen wird. Doch diese Woche teilte die Bank mit, dass Gerber aus «persönlichen Gründen» und im «gegenseitigen Einvernehmen» sein Amt Anfang August doch nicht antreten werde. 

Blick weiss: Die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) hat überraschend die nötige Bewilligung nicht erteilt. Hintergrund scheint tatsächlich der leichte Compliance-Verstoss im Zusammenhang mit den Onlineschulungen zu sein. 

Andreas Gerber arbeitete 34 Jahre für die Credit Suisse. Er fing 1989 bei der Volksbank an, die später von der CS übernommen wurde.
Foto: Thomas Meier
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Recherchen zeigen, dass eine andere Person drei Onlinetutorials für Gerber durchgeführt hat. Die FMA kam offenbar zum Schluss, dass deshalb seine «persönliche Integrität» nicht gegeben sei. Angesichts der mit Skandalen gepflasterten Geschichte des liechtensteinischen Finanzplatzes mutet das Verdikt der FMA geradezu grotesk an. 

Normalerweise setzt es eine Rüge ab

Wie zwei Quellen übereinstimmend berichten, flogen Gerbers Verstösse bei der Credit Suisse bereits vor über einem Jahr auf. Normalerweise werden kleinere Regelverletzungen mit einem Verweis oder einer Bonuskürzung geahndet. Nicht so bei Gerber. 

Die interne Compliance-Abteilung startete eine Untersuchung und entschied, einen Bericht an die Finma zu schicken. Diese musste aber nicht aktiv werden, da Gerber kurz darauf entlassen wurde. In der Regel stellt die Finma ihre Untersuchungen ein, wenn sogenannte Gewährsträger ausscheiden. 

Warum die Bank den Fall der Finma meldete und Gerber entliess, darüber kann nur spekuliert werden. Einerseits ist mit dem CS-Kollaps ein Geist der Nulltoleranz in die Bank eingezogen. UBS-Präsident Colm Kelleher gab mit seiner kruden Aussage, man müsse die CS-Mitarbeiter durch einen «Kulturfilter» schicken, die Richtung vor. 

CS hatte einen besseren Ruf

Andererseits gab es damals ein Gerangel um die besten Posten in der fusionierten Bank. Das CS-Schlachtross Gerber wäre keine schlechte Wahl gewesen, um das Firmenkundengeschäft der fusionierten Bank zu leiten, zumal die CS bei Unternehmenskunden einen besseren Ruf besass. Nach Gerbers Rauswurf war der Weg freigeräumt für zwei UBS-Leute, die das Geschäft heute führen. 

Dass Gerber wegen einer Lappalie seine neue Stelle nicht antreten konnte, ist ein Skandal. Die Regulatoren setzen sich dem Verdacht aus, zu willkürlichen Entscheidungen zu kommen. Dies umso mehr, als ihre Erwägungen völlig intransparent sind. Kürzlich hat Beat Rütsche von der Finma grünes Licht für die Wahl in den Verwaltungsrat der Postfinance erhalten. Er war viele Jahre externer Revisor der Raiffeisen. Seine Rolle im Vincenz-Skandal wurde nie untersucht. 

Andreas Gerber war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Liechtensteiner FMA liess eine Anfrage unbeantwortet. 

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